US-Open-Erkenntnisse: Carlos Alcaraz - Herz, Hirn und Cojones

Von Stefan Petri
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Eins fehlt noch zum Generationenwechsel im Herrentennis

Sind es wirklich erst zwei Jahre seit dem US-Open-Finale zwischen Dominic Thiem und Alexander Zverev? Damals war man versucht, eine Zeitenwende im Herrentennis auszumachen: Endlich mal ein Finale ohne Novak Djokovic oder Rafael Nadal.

Nun, die kommenden sieben Slams teilten sich der Serbe (4) und der Spanier (2) auf, lediglich bei den US Open 2021 war Daniil Medvedev - und der "Grand Slam"-Druck - zu groß für Nole. Von wegen zu alt, von wegen neue Generation, bla bla bla ... Zverev war mehrfach nah dran, aber eben nur nah dran - und ob Thiem nach seiner langen Verletzungspause wieder um Slams spielen kann, ist noch völlig unklar. Also alles wie gehabt.

Fühlt es sich diesmal anders an? Natürlich, Novak Djokovic war gar nicht am Start und hätte mit Sicherheit um den Titel mitgespielt. Ein Nadal in Topform natürlich auch, da machten sich die bekannten Gesundheitsprobleme wohl auch ein wenig bemerkbar.

Und: Es ist eben New York. Der eine Slam, der sich in den letzten knapp 20 Jahren nicht komplett im Würgegriff der Big Three befand, mit "On-Hit-Wondern" wie Juan Martin del Potro 2009, Marin Cilic 2014, vielleicht auch Thiem 2020. Aus welchem Grund auch immer: Flushing Meadows hatte immer wieder Ausreißer parat.

Mindestens Alcaraz ist gekommen, um ganz oben zu bleiben. Gut möglich, dass er das Top-Ranking so schnell nicht mehr abgeben wird, schon gar nicht an Rafa oder den Djoker, die längst andere Prioritäten haben. Um eine wirkliche, langfristige Wachablösung herbeizuführen, muss dieser Erfolg aber im kommenden Jahr bestätigt werden. In den "Wohnzimmern" der Grand-Slam-Rekordmänner, in Melbourne, Paris und London. Erst dann ist die neue Ära des Herrentennis wirklich angebrochen.

Die Australian Open werden der Wahnsinn

Wenn wir schon davon sprechen: Die Australian Open beginnen am 16. Januar, also in rund vier Monaten. Und, meine Herren: Was könnte das für ein Turnier werden! Fangen wir mit Novak Djokovic an: Die Corona-Impfung ist mittlerweile keine Voraussetzung mehr für eine Einreise nach Down Under, Medienberichten zufolge ist die neue Regierung auch gewillt, das Einreiseverbot gegen den neunfachen Champion aufzuheben. Die Rückkehr zu seinem Lieblingsturnier, mit der Chance den 22. Slam zu gewinnen, und einem sicherlich gespaltenen Publikum: Das wird brandheiß.

Aber auch Nadal wird sicherlich darauf brennen, seinen Titel zu verteidigen. Ihm bleiben mehrere Monate, um noch einmal ganz fit zu werden, und beim Spanier weiß man ja auch nie so ganz genau, wie weit das Karriereende noch entfernt ist.

Dazu kommt jetzt natürlich Charlie Alcaraz, womöglich mit der Nummer eins im Rücken. Casper Ruud - aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Ein gesundeter Sascha Zverev, der bei den Slams in Bestform alle schlagen kann. Daniil Medvedev, der einiges wiedergutzumachen hat. Frances Tiafoe, Matteo Berrettini. Ein vollständig auf Tennis fokussierter Nick Kyrgios vor eigenem Publikum! Und ... vielleicht ja sogar ... Roger Federer. Ein allerletztes Mal.

Wem da nicht das Wasser im Mund zusammen läuft, der hat Tennis nie geliebt.

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