Wimbledon, Tag 2: Nadal mit Mühe weiter - Williams scheitert dramatisch - deutsches Sextett schon raus - Kyrgios schimpft über Linienrichterin

Von SPOX/SID
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© getty

Nach dem erfolgreichen Auftakt häufen sich am zweiten Turniertag in Wimbledon die deutschen Niederlagen. Daniel Altmaier (Kempen) verlor als dritter Profi sein Erstrundenmatch. Zuvor waren auch Andrea Petkovic (Darmstadt) und Nastasja Schunk (Ludwigshafen) ausgeschieden. Rafael Nadal musste über vier Sätze gehen, Serena Williams scheitert bei ihrem Comeback dramatisch. Tatjana Maria zog unterdessen in die zweite Runde ein - und Nick Kyrgios legte sich mit einer Linienrichterin an.

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Grand-Slam-Rekordchampion Rafael Nadal ist 22 Tage nach seinem Triumph bei den French Open mit einem mühevollen Viersatzsieg ins Wimbledonturnier gestartet. Der Spanier, dessen chronische Fußprobleme durch eine Therapie etwas gelindert scheinen, brauchte 3:33 Stunden, um den Argentinier Francisco Cerundolo 6:4, 6:3, 3:6, 6:4 zu bezwingen. Es war Nadals 306. Sieg bei einem der vier größten Tennisturniere der Welt.

Damit schob sich der 36-Jährige auf Platz vier der ewigen Bestenliste hinter Spitzenreiter Roger Federer, Serena Williams und Novak Djokovic. Für Nadal steht Sportgeschichte auf dem Spiel: Nach seinen Titeln in Melbourne und Paris ist er noch immer im Rennen um den Kalender-Grand-Slam, den zuletzt Rod Laver (Australien) 1969 erreicht hatte.

Gegen Cerundolo (23) musste Nadal härter arbeiten, als nach den ersten beiden Sätzen gedacht. Im vierten Durchgang lag er mit Break zurück, ehe er die Partie, die ihm zu entgleiten schien, herumriss und seine Erleichterung herausschrie. Der 22-malige Majorchampion wird sich steigern müssen, am Donnerstag trifft er auf Ricardas Berankis aus Litauen.

"Respekt an Fran, er war ein richtig harter Gegner", sagte Nadal: "Ich habe aus verschiedenen Gründen seit drei Jahren keinen Fuß mehr auf einen Rasenplatz gesetzt. Der Sieg ist heute das Wichtigste, er gibt mir die Möglichkeit, morgen wieder zu trainieren."

Nadals letzter seiner zwei Wimbledonsiege liegt bereits zwölf Jahre zurück, seitdem schaffte er es nur noch einmal (2011) ins Finale und kassierte einige überraschende Niederlagen: Gegen den früheren deutschen Davis-Cup-Spieler Dustin Brown, Steve Darcis aus Belgien oder Gilles Muller aus Luxemburg. 2020 war Wimbledon wegen der Pandemie ausgefallen, im vergangenen Jahr hatte Nadal auf die Rasensaison verzichtet.

Diesmal kämpft er um seine Chance - trotz der Fußschmerzen, hervorgerufen durch das Müller-Weiss-Syndrom, einer seltenen und degenerativen Erkrankung, welche die Knochen in den Füßen betrifft. Die "gepulste Radiofrequenzstimulation", der sich Nadal nach Paris unterzog, linderte das Leiden. An den meisten Tagen könne er "normal" laufen, sagte er vor Turnierbeginn.

Wimbledon: Williams verliert bei Comeback gegen Außenseiterin

Serena Williams hatte schon gejubelt, als hätte sie Wimbledon gewonnen. Auf den Knien, mit beiden Armen in der Luft. Und doch musste sie wenig später auf dem Heiligen Rasen von Wimbledon eine ihrer bittersten Niederlagen einstecken. Nach einem Jahr Pause verlor Williams gegen die französische Außenseiterin Harmony Tan 5:7, 6:1, 6:7 (7:10).

"Es war wirklich hart, ich hatte Chancen, den ersten Satz zu gewinnen, es hat nicht funktioniert", sagte Williams. Körperlich habe sie sich ziemlich gut gefühlt, nur bei den letzten Punkten, da habe sie gelitten. In den wichtigen Momenten habe ihr vielleicht die "Matchhärte" gefehlt, sagte Williams.

Bei ihrem spektakulären Comeback lieferte die 23-malige Major-Siegerin ein Drama, auf das die Tenniswelt lange hatte verzichten müssen. Und die tapfere Tan, Nummer 115 der Weltrangliste und Debütantin in Wimbledon, spielte mehr als nur eine Nebenrolle. Zur Wahrheit gehört aber auch: Williams war über weite Strecken nur ein Schatten der großartigen Tennisspielerin von einst.

Ab und an blitzte ihr Können auf - und das Publikum jubelte. Es wollte eine Fortsetzung des Spektakels, das den All England Club seit Tagen in Atem hält. Es wollte Williams zum Sieg peitschen. Doch Tan hielt erfolgreich dagegen. Als der Krimi im Tiebreak seinen Höhepunkt erreichte, behielt sie die Nerven.

"Ich hatte Angst auf dem Platz", sagte die 24 Jahre alte Französin nach dem dramatischen Dreisatzsieg: "Ich hatte Angst, war aber wirklich glücklich da draußen." Auf die Frage, wann sie angefangen habe, an den Sieg zu glauben, sagte die Wimbledondebütantin: "Vielleicht im Super-Tiebreak bei 9:7, vielleicht habe ich dann gedacht: Ich kann es schaffen."

Dieser Erfolg sei für sie wie "ein Traum", sagte Tan: "Ich habe Serena im Fernsehen gesehen, als ich jung war. Meine Trainerin Nathalie Tauziat hat vor 20 Jahren gegen sie gespielt. Sie ist eine Legende. Ich meine, sie hat 23 Grand Slams gewonnen." In der zweiten Runde trifft Tan am Donnerstag auf die Spanierin Sara Sorribes Tormo.

Für Williams war es ihr 21. (!) Turnier an der Church Road. Im vergangenen Jahr war sie auf dem Centre Court ausgerutscht und hatte verletzt aufgeben. Doch sie wollte es noch einmal wissen, mit 40 Jahren, einer Tochter, einer Investmentfirma und all den Verpflichtungen, die ein Leben als Superstar in den USA so mit sich bringt. Darunter: Auftritte bei der Oscar-Verleihung oder der Met-Gala.

Nur Tennis spielte sie nicht mehr, bis kurz vor Wimbledon, als sie in Eastbourne im Doppel zurückkehrte. Dennoch blieben Zweifel an ihrer Form. Tan wusste um die Schwächen bei der Beinarbeit, sie wusste, dass die siebenmalige Wimbledon-Siegerin nicht mehr die alles überragende Spielerin von einst sein kann. Und sie hatte nichts zu verlieren.

Ein wenig hatten Williams und Tan warten müssen, Rafael Nadal hatte es spannend gemacht und dreieinhalb Stunden für seinen Viersatzsieg auf dem Centre Court gebraucht. Dann gehörte die Bühne endlich wieder Williams, die noch einen Majortitel mehr geholt hat als der Spanier.

In der Box schauten Ehemann Alexis Ohanian, Schwester Venus und Mutter Oracene zu. Erst ganz ruhig, dann immer angespannter. Am Ende musste Williams Tan am Netz gratulieren, die konnte ihren Triumph im ersten Moment kaum glauben.

Wimbledon: Sextett ausgeschieden, Maria weiter

Altmaier verlor die Fortsetzung gegen den Schweden Mikael Ymer 3:6, 5:7, 5:7, den letzten Satz gab der 23-Jährige nach einer 5:2-Führung noch ab. Das Match war am Montagabend wegen Dunkelheit unterbrochen worden. Für den Weltranglisten-61. war es das Debüt im All England Club, im vergangenen Jahr war Altmaier in der Qualifikation ausgeschieden.

Maria, die vor 15 Jahren ihr Debüt im All England Club gegeben hatte, setzte sich gegen die Australierin Astra Sharma 4:6, 6:3, 6:4 durch. Das Match der zweifachen Mutter war am Montagabend wegen Dunkelheit unterbrochen worden.

Am Mittwoch trifft Maria auf die an Position 26 gesetzte Rumänin Sorana Cirstea. Vor der 34-Jährigen, die aus Bad Saulgau stammt, aber schon lange mit ihrer Familie in Florida lebt, hatten sich am Montag Angelique Kerber (Kiel) und Jule Niemeier (Dortmund) in ihren Auftaktmatches durchgesetzt.

Petkovic unterlag hingegen bei ihrem vielleicht letzten Einzel im All England Club der Schweizerin Viktorija Golubic mit 4:6, 3:6. Qualifikantin Schunk, 2021 Finalist bei den Juniorinnen, verlor gegen Mihaela Buzarnescu aus Rumänien 4:6, 2:6. Dominik Koepfer verlor gegen Daniel Elahi Galan aus Kolumbien mit 4:6, 5:7 und 6:7. Nicola Kuhn unterlag dem Amerikaner Brandon Nakashima mit 3:6, 7:6, 3:6 und 2:6.

Wimbledon: Petkovic verletzt sich am Ellbogen

Im letzten Aufschlagspiel verletzte sich Petkovic am Ellbogen, sie hofft, dass er "nur gequetscht" ist und sie noch im Doppel mit Jule Niemeier (Dortmund) antreten kann. "Bis dahin war es schade", sagte sie über das Aus, Golubic habe aber "einfach schlau gespielt und mich dazu gebracht, Fehler zu machen".

Petkovic, die bei der Generalprobe in Bad Homburg ebenfalls im Auftaktspiel ausgeschieden war, ist in Wimbledon nie über die dritte Runde hinausgekommen, Rasen gehörte nie zu ihren Lieblingsbelägen. Ob die Nummer 57 der Welt ihre Karriere über diese Saison hinaus fortsetzen wird, ist offen.

Schunk (18) gehört zur Generation, die Petkovic und die frühere Wimbledonsiegerin Angelique Kerber (Kiel) irgendwann ablösen soll. Sie stand zum zweiten Mal im Hauptfeld eines Grand Slams. Wie Petkovic konnte sie Kerber und der 22 Jahre alten Jule Niemeier (Dortmund) jedoch nicht in die zweite Runde folgen.

Wimbledon: Kyrgios bezeichnet Linienrichterin als "Petze"

Der Australier Nick Kyrgios musste in seinem Erstrundenmatch gegen den Engländer Paul Jubb, Nummer 219 der Welt, über fünf Sätze gehen - und legte sich dabei schon früh mit einer Linienrichterin an. Als die einen Ball anders als Stuhlschiedsrichterin Marija Cicak sah, suchte sie das Gespräch.

Das kam bei Kyrgios nicht gut an. "Ist heute irgendjemand hierher gekommen, um ihr beim Sprechen zuzuschauen? Nicht ein einziger Mensch ist ins Stadion gekommen, um irgendetwas von ihr zu sehen! Nicht eine einzige Person", schimpfte er während des Seitenwechsels. Die Linienrichterin sei "egoistisch" und eine "Petze".

Wie Oliver Brown vom Telegraph berichtet, spuckte Kyrgios nach seinem Sieg zudem auf dem Court in Richtung mehrerer Fans, die ihn irritiert hatten. "Ein paar hatten keine Hemmungen, mich zu kritisieren", so Kyrgios. "Sie wissen schon, wer sie sind." Als er nach dem Match dazu befragt wurde, sagte Kyrios: "Ja, in die Richtung von einem, der mich respektlos behandelt hat. Das würde ich nicht bei Leuten tun, die mich unterstützen."

Wimbledon: Swiatek baut Siegesserie aus

Seriensiegerin Iga Swiatek aus Polen hat ihr Auftaktmatch in Wimbledon souverän gewonnen. Die Weltranglistenerste und French-Open-Siegerin brauchte für das 6:0, 6:3 gegen Qualifikantin Jana Fett (Kroatien) 75 Minuten. Für Swiatek, im All England Club die Top-Favoritin, war es der 36. Sieg nacheinander - dies ist die längste Serie in diesem Jahrtausend.

Ihre Finalgegnerin aus Paris musste lange um den Einzug in die zweite Runde kämpfen. Coco Gauff (18) aus den USA gewann erst nach zweieinhalb Stunden gegen Elena-Gabriela Ruse aus Rumänien 2:6, 6:3, 7:5. Gauff hatte bereits vor drei Jahren zum ersten Mal das Achtelfinale in Wimbledon erreicht.

Swiatek (21) hatte auf ein Vorbereitungsturnier verzichtet, um sich nach anstrengenden Monaten mit den Turniersiegen in Doha, Indian Wells, Miami, Stuttgart, Rom und Paris zu erholen. Beim Rasenklassiker im Londoner Südwesten hatte sie 2018 das Turnier der Juniorinnen gewonnen, bei den Profis ist Swiateks bestes Ergebnis bislang das Achtelfinale 2021.

Wimbledon: Berrettini sagt wegen Corona ab

Unterdessen gab es bei den Herren den nächsten Coronafall. Nach Marin Cilic musste am Dienstag auch Matteo Berrettini aufgrund eines positiven Tests seinen Rückzug erklären. Womöglich könnten die Coronafälle noch Auswirkungen auf Novak Djokovic und Rafael Nadal haben. Alle vier Spieler sollen am Donnerstag noch gemeinsam trainiert haben.

Im Mixed mit Murray: Auch Venus Williams vor Comeback

Eine Williams kommt selten allein: Nach Serena kehrt wohl auch ihre ältere Schwester Venus in Wimbledon auf den Rasen zurück. Wie die Times am Dienstag berichtete, hat die fünfmalige Einzelsiegerin eine Wildcard für den Mixed-Wettbewerb an der Seite des Briten Jamie Murray beantragt.

Serena Williams (40) gibt im All England Club ihr Einzelcomeback nach einjähriger Auszeit. Venus (42) hat ihr bislang letztes Profimatch im August 2021 absolviert. Ihren Partner hat sie gut ausgewählt: Der Bruder des zweimaligen Olympiasiegers Andy Murray hat im Mixed bereits zweimal in Wimbledon gewonnen.

Wimbledon, Tag 2: Die wichtigsten Paarungen bei den Herren

NameNameLiveticker/Ergebnis
JubbKyrgios6:3, 1:6, 5:7, 7:6, 5:7
YmerAltmaier6:3, 7:5, 7:5
Rune (24)Giron3:6, 5:7, 4:6
NakashimaKuhn6:3, 6:7, 6:3, 6:2
Auger-Aliassime (6)Cressy7:6, 4:6, 6:7, 6:7
KozlovSchwartzman (12)3:6, 2:6, 2:6
CerundoloNadal (2)4:6, 3:6, 6:3, 4:6
Galan RiverosKoepfer6:4, 7:5, 7:6
Shapovalov (13)Rinderknech6:1, 6:7, 6:7, 6:4, 6:1
RitschardTsitsipas (4)6:7, 3:6, 7:5, 4:6

Wimbledon, Tag 2: Die wichtigsten Paarungen bei den Damen

NameNameLiveticker/Ergebnis
GolubicPetkovic6:4, 6:3
BuzarnescuSchunk6:4, 6:2
DodinOstapenko (12)4:6, 4:6
CornetPutintseva (27)6:3, 7:6 (7:5)
SharmaMaria6:4, 3:6, 4:6
Badosa (4)Chirico6:2, 6:1
Gauff (11)Ruse2:6, 6:3, 7:5
Swiatek (1)Fett6:0, 6:3
KorpatschWatson7:6, 5:7, 2:6
PaoliniKvitova (25)6:2, 4:6, 2:6
MuchovaHalep (16)3:6, 2:6
Muguruza (9)Minnen4:6 unterbrochen
MartincovaPliskova (6)
S. WilliamsTan5:7, 6:1, 6:7
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