Michael Stich exklusiv über sein Verhältnis zu Boris Becker: "Das war definitiv ein Fehler"

Von SPOX
Michael Stich und Boris Becker wurde 1992 Olympiasieger im Doppel.
© imago images

Michael Stich erzählt im Interview mit DAZN und SPOX von seinem Olympiasieg 1992 in Barcelona an der Seite von Boris Becker und verrät, was er heute anders machen würde. Außerdem spricht Stich über seinen Wimbledon-Sieg 1991.

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"Wir waren Konkurrenten, die aus dem gleichen Land kamen. Die Erwartungshaltung, dass wir Freunde sein müssen, nur weil wir beide aus Deutschland kommen, war völlig abstrus. Wir wollten immer besser sein als der andere und uns noch mehr profilieren. So haben wir uns gegenseitig zu extremen Höchstleistungen angespornt", erklärt Stich.

Ihren großen gemeinsamen Moment erlebten Stich und Becker 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Nach Fünfsatzschlachten im Viertelfinale gegen das spanische Top-Duo Sergio Casal/Emilio Sanchez und im Halbfinale gegen die Argentinier Javier Frana/Christian Miniussi holten sich Becker/Stich durch einen Finalerfolg gegen die Südafrikaner Wayne Ferreira/Piet Norval (7:6, 4:6, 7:6, 6:3) die Goldmedaille.

Eine gemeinsame Siegesfeier fand danach aber nicht statt. "Boris und ich haben uns während der Olympischen Spiele nur zu den Trainings und Matches getroffen. Er hat außerhalb gewohnt, ich im Olympischen Dorf. Nach dem Sieg war mir irgendwie danach, relativ schnell nach Hause zu fahren. War es ein Fehler? Definitiv. Das würde ich heute nicht mehr so machen, aber damals fand ich es irgendwie richtig. Ich bin unendlich dankbar für diesen Erfolg, den ich ohne Boris nie hätte erreichen können", sagt Stich mit dem Abstand von fast 28 Jahren.

Michael Stich: "Das Essen wird es mit Sicherheit noch geben"

Die Siegesfeier soll auf jeden Fall noch nachgeholt werden, auch wenn sie "bei uns beiden auf der Prioliste nicht ganz oben steht". "Aber es ist schön, zurückzublicken und ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen. Den Termin und das gemeinsame Essen wird es mit Sicherheit noch geben. Boris und ich sind beide total entspannt, was die Vergangenheit angeht. Wir wissen, dass wir einander viel zu verdanken haben und uns trotz aller Konkurrenz gegenseitig befruchtet haben", so Stich weiter.

Ein Jahr vor Barcelona hatte Stich Becker im Wimbledon-Finale bezwungen und den größten Moment seiner Karriere erlebt. Einen Moment, den er in der Rückschau "bewusster" wahrnimmt als damals.

"Als ich nach der aktiven Zeit nach Wimbledon gefahren bin, habe ich erst so richtig gemerkt, was Wimbledon mit seiner ganzen Historie eigentlich ausmacht. Dann wird einem erst bewusst, dass es alles so viel größer ist als nur dieser Turniererfolg. Das weiß ich heute wesentlich mehr zu schätzen", meint Stich.

 

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