Tennis - US-Open-Panel: Zverev? Kerber? "Die einzige deutsche Hoffnung heißt Struff"

Daniil Medvedev hat 2019 die meisten Matches auf der Tour gewonnen.
© getty
Cookie-Einstellungen

Kein/e DTB-Spieler/in kommt ins Achtelfinale

Lukas Zahrer: Spielen wir es kurz durch: Die kriselnde Kerber gegen Kiki - für mich ein 50/50-Match. Sollte sie das packen, dürfte sie ins Achtelfinale kommen, da lege ich mich fest. Bei Görges läuft es mit dem neuen Coach noch nicht perfekt, sie wird an Bertens scheitern. Sorry, aber die anderen Damen treffen zu früh auf zu große Brocken. Bei den Herren bin ich - trotz allem - bei Zverev am optimistischsten. Schönes Tennis wird er uns nicht bieten können, aber die Gegner in den ersten drei Runden müsste er ja eigentlich drauf haben. Auch in 2019. Bei Struff ist es schade, dass er knapp eine Setzung verpasst hat. Er hat eine dritte Runde aus dem Vorjahr zu verteidigen, an einen Sieg gegen Isner vor dessen Fans glaube ich noch nicht. Aber überzeuge uns ruhig, Struffi!

Florian Regelmann: Ich sehe nur eine Option fürs Achtelfinale - und die heißt weder Angie Kerber noch Sascha Zverev. Wenn ich mich beim Kiki vs. Angie-Match in Runde eins entscheiden muss, entscheide ich mich aktuell tatsächlich für Kiki. Und auch bei Zverev fallen mir aktuell einfach keine Argumente ein, die dafür sprechen, dass er in NY plötzlich viel besser spielen wird. Ich habe ihn nach den French Open verteidigt, dazu stehe ich auch weiterhin. Es ist auch absolut grotesk, dass Zverev im Race to London echt immer noch auf Rang 10 steht, obwohl er gefühlt in diesem Jahr keine Kugel trifft und wenn man natürlich an die unfassbaren Doppelfehler-Orgien denkt. Selbst wenn er den Aufschlag etwas in den Griff bekommt, er wird ja nicht plötzlich vor Selbstvertrauen strotzen und aus seinem riesengroßen mentalen Loch krabbeln. Schon Runde eins gegen den zähen Radu Albot (gutes Jahr 2019!) wird echt haarig. Und selbst wenn er in Runde drei kommt und dort auf Benoit Paire treffen sollte, ist ja im Moment sogar Paire (!!!) der "sicherere" Tipp, das sagt vieles aus. Nein, die einzige deutsche Hoffnung heißt Jan-Lennard Struff. Struffi traue ich zu, dass er sowohl Isner als auch Cilic rausnimmt und sich ein Achtelfinale gegen Nadal erkämpft.

Felix Götz: Was Angie betrifft, bin ich komplett bei Flo. Ich halte es ebenfalls für absolut realistisch, dass sie sehr früh die Koffer packen wird. Also kein Achtelfinale! Gleiches gilt für Zverev. Es spricht nichts dafür, dass ausgerechnet in New York der Turnaround gelingt. Was spielt der Junge, der eigentlich so ein unfassbarer Spieler ist, teilweise für einen planlosen Mist zusammen? Wahnsinn! Mit seinem neuen Management, der Federer-Agentur Team8, könnte er zwar einen ersten Schritt aus dem ganzen Schlamassel herausgemacht haben. Aber ich bin der Meinung, dass er, um wieder richtig in die Spur zu kommen, zwingend einen neuen Trainer braucht, der den Blick von außen mitbringt. Dann bleibt nur noch der von mir verehrte Struffi übrig. Leider hat es allerdings seine Auslosung wie bereits angesprochen in sich. Ich tendiere deshalb dazu zu sagen, dass die US Open ab dem Achtelfinale ohne deutsche Beteiligung steigen.

Stefan Petri: Flo und Felix, ich glaube, dass Zverev nicht einmal das Duell gegen Paire erreicht. In der zweiten Runde dürfte schließlich Lokalmatador Frances Tiafoe warten. Struff hat mit Isner und Cilic richtig Pech gehabt, auch da sehe ich schwarz. Bei den Damen hat Kerber schon in Runde eins eine trickreiche Aufgabe vor der Brust, Angies Form stimmt mich nicht zuversichtlich. Görges in Runde drei gegen Bertens, auch das wird nicht reichen. Mein Gesicht ist immer länger geworden, als ich durch das Tableau scrollte - es würde mich nicht überraschen, wenn die zweite Woche ohne deutsche Beteiligung ausgespielt wird. Ein zugegebenermaßen etwas irrer Gedanke ist mir dann aber gekommen: Warum nicht Kohlschreiber? Erste Runde gegen Pouille, danach wohl Mannarino - das ist zumindest nicht unmöglich. Und dann in Runde drei Federer. Hey, warum nicht? Gegen die Topspieler sieht Kohli hin und wieder ganz gut aus - und der gute Roger war ja zuletzt im Big Apple nicht immer sattelfest: kein Sieg und nur zwei Finals seit 2008. Warum soll Kohlschreiber nicht das schaffen, was letztes Jahr John Millman gelang?