Tennis - Panel zu den French Open: "Nadals Herrschaft ist noch nicht vorbei"

Von Florian Regelmann/Stefan Petri/Lukas Zahrer/Felix Götz
Rafael Nadal könnte zum 12. Mal die French Open gewinnen.
© getty
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Thiem steht unter besonderem Druck

Stefan Petri: Natürlich wird er unter Druck stehen, weil er sich selbst einen enormen Druck macht. Schließlich hat er Nadal heuer schon auf Asche besiegt, beim Djoker war er knapp dran. Klar, dass er bei einem Major den nächsten Schritt machen will. Druck von außen, sieht man mal von den österreichischen Medien ab, sehe ich aber nicht. Gegen Rafa und Djokovic ist und bleibt er Außenseiter. Deswegen traue ich ihm den Titel auch noch nicht zu. Dafür müsste er nämlich höchstwahrscheinlich beide schlagen.

Lukas Zahrer: In Österreich wird Thiem und sein Team um Coach Nicolas Massu permanent mit der Frage konfrontiert, ob es in diesem Jahr zum French-Open-Titel reichen könnte. Die Erwartungshaltung ist in diesem Jahr aus drei Gründen noch einmal gestiegen: Erstens hat er in Indian Wells seinen ersten großen Titel gewonnen. Zweitens schlug er in Barcelona wie von Stefan angesprochen zum wiederholten Male Nadal auf Sand und holte seinen bis dato größten Sandplatz-Titel. Hinzu kommen seine Erfolge in Roland Garros in den letzten Jahren. Aber er fühlt sich in Paris wohl und wohnt während des Turniers bei seiner Freundin. Thiem ist mittlerweile erfahren genug und fiebert den großen Matches entgegen. Auf gut Wienerisch: Der Druck ist ihm völlig wurscht.

Felix Götz: Eine gewisse Erwartungshaltung ist halt deshalb da, weil er im vergangenen Jahr im Finale stand. Aber dass der Druck auf Thiem jetzt ganz besonders hoch ist, glaube ich nicht. Schließlich werden doch tatsächlich überall Nadal und Djokovic als die Topfavoriten gehandelt. Thiem kann - zumindest wenn wir davon sprechen, den Titel zu gewinnen - sogar eher aus einer Außenseiterrolle heraus agieren. Ich traue ihm in Paris jedenfalls alles zu. Auch den Titel, wenn alles passt! Ich bin mal gespannt, ob die endgültige Trennung von Günter Bresnik, der nach seinem Amt als Thiem-Trainer auch den Manager-Posten geräumt hat, irgendwelche Auswirkungen hat.

Florian Regelmann: Ich finde nicht, dass Thiem keinen besonderen Druck hat, weil es ja Nadal und Djokovic gibt. Fakt ist: Thiem muss in seiner Karriere einen Grand-Slam-Titel einfahren, alles andere wäre bei seinen Fähigkeiten für mich eine Enttäuschung. Und die größte Chance hat er nun einmal in Paris. Will er darauf hoffen, dass Nadal in ein paar Jahren aufhört und dass er eben dann Paris gewinnt? Er ist auch keine 19 mehr, er ist 25 und von hinten schieben Jungs nach. Mir hat die Entscheidung, sich von Bresnik zu lösen, extrem gut gefallen, weil er damit zeigt, dass er eben kein Jungspund mehr ist, sondern die Dinge noch mehr selbst in die Hand nehmen will. Sein Draw ist gut, ich freue mich jetzt schon ein wenig auf ein Viertelfinale gegen Del Potro. Das wäre ein echtes Must-See-Match.