Murray vereint das Königreich

SID
Murray führte Großbritannien zum Titel
© getty

Auf der Insel feierten sie ihren "Sir Andy" und diskutieren über die Einführung eines "St. Andy's Day" - doch der neue Volksheld Andy Murray dachte in den magischen Momenten an Windeln und Schnuller. "Ich werde bald Vater und freue mich darauf. Auf mich warten aufregende Monate, es wird sich vieles ändern", sagte der Weltranglistenzweite Murray nach dem ersten Triumph der Briten im Davis Cup seit 1936.

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Geändert hat sich für Andrew Barron Murray in den Tagen von Gent auch schon einiges. Der 28-Jährige genießt nun Heldenstatus. Fußball-Ikone David Beckham twitterte: "Ihr habt uns stolz gemacht - was für ein toller Triumph."

Und die Tageszeitung The Times adelte den schottischen Matchwinner nach dem 3:1 im Finale gegen Gastgeber Belgien mit den Worten: "Jetzt steht Murray auf einer Stufe mit den größten Sportstars, die Britannien jemals hatte."

Er, der zwar 1987 geboren wurde - aber irgendwie ein Kind der "70er" ist. Murray hatte 2013 nach 77 Jahren die britische Durststrecke in Wimbledon mit seinem Einzel-Triumph auf dem heiligen Rasen beendete.

Im Jahr zuvor hatte der Mann mit der leisen Stimme bei den US Open das Königreich als erster britischer Grand-Slam-Sieger seit 1936 erlöst. Und nun der erste britische Coup im bedeutendsten Tennis-Teamwettbewerb seit 79 Jahren - dank Murray.

Unterstützung von Familie

Wohl noch nie hatte ein einziger Spieler größeren Anteil an einem Davis-Cup-Erfolg als er. "Er ist ein Superstar, er ist unglaublich", schwärmte Teamkapitän Leon Smith von Murray. Sämtliche acht Einzel und drei Doppel gewann der Rechtshänder aus Dunblane im Laufe der Saison, sorgte damit für elf von zwölf Spielgewinnen der Briten.

"Es war wahrscheinlich der emotionalste Moment, den ich nach einem Sieg erlebt habe", sagte Murray nach dem entscheidenden 6:3, 7:5, 6:3 über David Goffin.

Und auf der Tribüne jubelte neben den Eltern und Großeltern seine hochschwangere Frau Kim, die im Februar das erste gemeinsame Kind zur Welt bringt. Gut möglich, dass ihr Gatte bis dahin um etliche Auszeichnungen reicher sein wird.

Nicola Ferguson, die erste Erste Ministerin Schottlands, schlug vor, den "St. Andrew's Day" am Montag (30. November) künftig in "St. Andy's Day" umzubenennen.

"Eine ganze Nation inspiriert"

Und der einflussreiche englische Unternehmer-Milliardär und TV-Star Alan Sugar, einst auch Vorsitzender des Premier-League-Klubs Tottenham Hotspur, kündigte an: "Ich sage Premierminister David Cameron, er soll Andy zum Ritter schlagen." Die Boulevardzeitung The Sun schrieb bereits vom "heldenhaften Sir Andy".

Die Engländer scheint es nicht zu stören, dass Murray eigentlich stolzer Schotte ist. Und dies in der Vergangenheit auch gerne dokumentiert hat.

Der Sohn einer Tennistrainerin, der James-Bond-Darsteller Sean Connery zu seinen großen Fans zählen darf, spricht sich immer wieder für die Eigenständigkeit seines Landes aus. Und einst verriet Murray sogar, dass er bei Fußballspielen meist zum Gegner der englischen Nationalmannschaft hält. Der folgende Shitstorm war vorprogrammiert.

Doch Murray ist einer, der seinen Weg geht. Von den "FabFour" mit Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic war er immer der blasseste.

Murray, der in seiner Kindheit den Amoklauf von Dunblane mit insgesamt 16 Toten überlebte, wurde belächelt, als er in Amelie Mauresmo eine Trainerin engagierte. Vergessen. "Andy hat eine ganze Nation inspiriert, wir sind stolz", meinte der ehemalige Davis-Cup-Spieler John Lloyd. Der Ex-Mann von Chris Evert ist übrigens Engländer.

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