Kerber kritisiert Modus und sich selbst

SID
Angelique Kerber hat den Modus der WTA-Finals kritisiert
© getty

Angelique Kerber war nach der großen Enttäuschung restlos bedient. Bevor die deutsche Nummer eins der verpassten Halbfinal-Chance nachtrauerte, übte sie aber erst einmal heftige Kritik am "unfairen" Modus des WTA-Finals.

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Die ansonsten so introvertierte Kielerin redete sich dabei richtig in Rage. "Bei jedem wichtigen Turnier wie einer Fußball-WM zum Beispiel werden die letzten Gruppenspiele parallel ausgetragen. Das ist einfach fairer und sollte auch hier so sein", klagte die 27-Jährige nach dem 4:6, 3:6 im abschließenden Vorrundenmatch gegen die bereits ausgeschiedene Lucie Safarova (Tschechien).

Kerber hätte schon ein Satzgewinn zum Sprung ins Halbfinale gereicht. Sie machte dann auch keinen Hehl daraus, dass sie diese eigentlich positive Tatsache letztlich gehemmt hat, was im Indoor Stadium von Singapur auch deutlich spürbar war.

Kerber wirkte verkrampft, spielte viel zu passiv - und fand kein Mittel gegen die Vorhandschläge von Safarova. "Ergebnisorientiert zu spielen, ist etwas, was ich nie mache. Es war eine neue Situation. Ich war sehr angespannt und habe nie meinen Rhythmus gefunden", sagte Kerber eine Stunde nach dem Match mit verheulten Augen.

Nerven versagten früh

Bereits beim Stand von 2:3 im ersten Satz ließ Kerber ("Ich schaffe das nicht") ihren Trainer Torben Beltz auf den Platz kommen und klagte über den unfairen Modus. Aus der Negativ-Spirale kam die ansonsten als große Kämpferin bekannte Kerber nicht mehr heraus. "Es war kein guter Tag. Ich muss versuchen", sagte sie, "dieses Spiel so schnell wie möglich zu vergessen".

Nervlich schien sie der Situation und dem Druck nicht gewachsen. Was auch ihre Körpersprache verriet. Bei einigen Seitenwechseln verdeckte die Fed-Cup-Spielerin ihr Gesicht mit einem Handtuch. Frust und Nervosität waren bis unter das Hallendach der riesigen Arena zu spüren.

Eigentlich hatte Kerber vor ihrem Spiel gar nicht wissen wollen, welche Konstellation ihr für den Sprung in die Vorschlussrunde gereicht hätte. Doch in den Katakomben hatte die Linkshänderin unfreiwillig mitbekommen, dass sie nur noch einen Satz gewinnen muss, um als erste deutsche Spielerin seit Steffi Graf 1998 ins Halbfinale der inoffiziellen WM einzuziehen. Die Spanierin Garbine Muguruza hatte Petra Kvitova aus Tschechien zuvor mit 6:4, 4:6, 7:5 geschlagen.

Auch Selbstkritik

Kerber gab sich nach dem bitteren Ende einer eigentlich starken Saison aber auch selbstkritisch. "Ich bin einfach nicht in den Tunnel gekommen. Das war wieder eine Erfahrung, aus der ich lernen werde. Dieses Jahr war lehrreich", meinte sie. Kerber verabschiedete sich nach ihrem dritten Vorrunden-Aus bei ihrer dritten WM-Teilnahme frustriert in ihre dreiwöchigen Ferien. Die Halbfinals am Samstag (8 und 11.30 Uhr MEZ) bestreiten Muguruza und Agnieszka Radwanska (Polen) sowie Maria Scharapowa (Russland) und Kvitova.

Kerber bleiben dagegen nur Trostpflaster: Einzig Branchenführerin Serena Williams (USA) hat 2015 mehr Titel geholt (5) als die 27-Jährige. Kerber gewann genauso viele Matches wie Williams (53) - ein Spitzenwert. Und Ikone Chris Evert ("Ich liebe es, sie spielen zu sehen") hatte sich in den Tagen von Singapur als "Angie-Fan" geoutet.

Die positiven Fakten reichten allerdings nicht, um Kerber am Freitag aufzumuntern. Der Ärger über den Modus und sich selbst war auch Stunden nach dem K.o. noch nicht verflogen.

Die WTA-Tour-Finals

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