Allein gegen alle

SID
"Auch im DTB muss es Regeln geben", davon ist Arriens (l.) überzeugt.
© getty

Im DTB kehrt einfach keine Ruhe ein. Gut eine Woche vor dem Davis Cup gegen Frankreich fährt der geschasste Teamchef Carsten Arriens schwere Geschütze gegen den Verband auf. Vor allem einer ist darüber mächtig sauer: Philipp Kohlschreiber.

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Es war Ende November 2014, als Philipp Kohlschreiber eine Mail von Carsten Arriens bekam. Der sinngemäße Inhalt: Ich sehe dich nach wie vor sehr kritisch, aber der DTB sagt, dass wir reden sollen. Eine Woche vorher waren sich Kohlschreiber und Arriens beim Turnier in Paris-Bercy täglich über den Weg gelaufen. "Hallo", soll Arriens da manchmal gesagt haben. Mehr nicht.

Im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" war der geschasste Davis-Cup-Teamchef nun deutlich redseliger. Er habe seinerzeit mit dem Verzicht auf den nicht unumstrittenen Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber dokumentieren wollen, "dass wir auch im Nationalteam Regeln haben. Dass es um Verlässlichkeit geht, Unterstützung, Wohlwollen."

Nach seiner Entlassung und der Nominierung von Kohlschreiber für die Partie gegen die Franzosen durch Arriens-Nachfolger Michael Kohlmann gelte nun aber seitens des Deutschen Tennis Bundes (DTB) die Botschaft: "Uns ist es egal, wie sich die Spieler verhalten - wenn sie gut genug sind, spielen sie." Für ihn, so Arriens, rechtfertige aber der Zweck "eben nicht die Mittel und Methoden. Was geschehen ist, kann nicht im Sinne des deutschen Tennis sein, und ich meine da nicht die persönliche Ebene."

"Das ist ganz schlechter Stil"

DTB-Präsident Ulrich Klaus ist von diesen Aussagen sehr überrascht. "Das ist ganz schlechter Stil von Herrn Arriens, denn wir hatten eigentlich nach unserer öffentlich kommunizierten Vertragsauflösung absolutes Stillschweigen vereinbart", sagte Klaus dem "SID".

Inhaltlich wollte sich Klaus zu den Vorwürfen nicht äußern: "Jeder baut sich halt seine eigene Wahrheit, aber wir haben Wichtigeres zu tun, als uns jetzt noch mit Vergangenem zu beschäftigen."

Die Kritik von Arriens richtet sich in erster Linie gegen den für den Leistungssport im DTB zuständigen Vizepräsidenten Dirk Hordorff: "Es prallten Wertesysteme aufeinander, die nicht kompatibel sind. Wie kann es sein, dass ein Präsidium ein Vorgehen wie das von Herrn Hordorff toleriert, mitträgt?"

Gespräch zwischen Kohli und Arriens?

Ein von Hordorff im Januar in Melbourne angesetztes Gespräch mit Kohlschreiber und Arriens war geplatzt, weil Arriens dazu nicht erschienen war. "Es wussten alle, dass ich an diesem von Herrn Hordorff medienwirksam inszenierten Termin nicht teilnehmen werde", sagte Arriens nun der "SZ".

Es sei "klar zwischen Philipp und mir ausgemacht" gewesen, dass er, "wenn er ein Gespräch mit mir führen will, auf mich zukommt. Das hat er nicht getan. Deshalb habe ich auf diese Ansetzung nur kurz geantwortet, dass das nicht zur Debatte steht - das wusste Herr Hordorff."

Allerdings war, so Kohlschreibers Manager Stefan Fehske auf SID-Anfrage, zwischen Arriens und Kohlschreiber ganz und gar nichts ausgemacht. Kohlschreiber habe nach der genannten Mail stattdessen darum gebeten, einen Vertreter des DTB, "Herrn Hordorff oder Herrn Schmidbauer" (Sprecher des Bundesausschusses und Verbandspräsident in Bayern, d. Red.) bei dem gewünschten Gespräch dabeizuhaben.

Fokus auf Frankreich

Und das, obwohl Arriens nach eigener Darstellung dem verlorenen Sohn doch unbedingt die Chance geben wollte, "seine Sicht darzustellen. Aber Philipp konnte keinen Termin nennen. Auch in Melbourne nicht. Wir liefen uns oft über den Weg, ich hätte jederzeit zu einem Gespräch zur Verfügung gestanden. Er hat es nie angenommen."

Dirk Hordorff übrigens, der von Arriens so heftig kritisierte DTB-Vizepräsident, geriet am Donnerstag weiter unter Druck. Nach Informationen des "tennisMAGAZIN" hat der württembergische Verband einen Antrag auf Abwahl des Vizepräsidenten gestellt.

Unterstützung bekam Hordorff von Helmut Schmidbauer, der Württembergs Verbands-Präsident Ulrich Lange aufforderte, den Antrag zurückzuziehen. Hordorff reagierte mit einem Gegenangriff.

"Es ist bedauerlich, dass der DTB und der württembergische Verband durch Herrn Lange immer wieder in die negativen Schlagzeilen geraten", sagte er dem "SID": "Die Tennisspieler in Württemberg hätten es verdient, besser repräsentiert zu werden." Die Schlamschlacht im Deutschen Tennis Bund hat neue Ausmaße erreicht.

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