Alt gegen Jung

Von Benedikt Treuer
Acht Damen, ein Ziel: Wer setzt sich in Singapur durch?
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Weiße Gruppe

1. Maria Sharapova

Nach ihrer Schulter-Operation 2013 hatte Maria Sharapova in diesem Jahr einen holprigen Saisonstart, überragte dann aber bei den French Open und setzte sich die Krone auf. Zwar verliefen die anderen Grand Slams unter ihrem Anspruch, die Formkurve der Russin zeigte in den vergangenen Wochen aber wieder deutlich nach oben.

In China gewann Sharapova zuletzt mit starken Auftritten das Turnier im Finale gegen Kvitova. Seitdem ist die 27-Jährige wieder die Nummer zwei der Welt und könnte in Singapur sogar Williams als Nummer eins ablösen. Mehrere Szenarien würden dazu führen. Beispielsweise wenn sie das Turnier gewinnt und Williams es nicht ins Finale schafft. Es wäre das erste Mal, das Sharapova eine Saison als Weltranglistenerste beendet.

"Ich bin ziemlich glücklich mit meiner Gruppe", sagte Sharapova nach der Auslosung: "Ich glaube aber, dass jedes Match eine echte Herausforderung wird. Es sind Spielerinnen dabei, gegen die ich dieses Jahr schon verloren habe und auch welche, die ich besiegt habe. Ein bisschen von allem."

Die Bilanz spricht für Sharapova. Gegen Kvitova, Wozniacki und Radwanska gab es jeweils mehr Siege als Niederlagen.

Die 27-Jährige hat - gemessen an dieser Saison - große Chancen auf den WTA-Titel. Gut möglich, dass es am Ende zum Showdown zwischen ihr und Williams kommt. Sollte die Amerikanerin entgegen der Erwartungen schon vorher schwächeln, ist Sharapova die absolute Top-Favoritin.

2. Petra Kvitova

Petra Kvitova gehört zu den eher unscheinbaren Vertreterinnen auf der Tour. Und das, obwohl sie schon zweimal Wimbledon und 2011 sogar die WTA Finals gewann. Für einen Paukenschlag ist die Tschechin dennoch gut.

Die 24-Jährige ist gerade rechtzeitig wieder an ihrem höchsten Leistungslevel angekommen. Vergangenen Monat gewann sie die Wuhan Open und verlor in Peking erst im Finale gegen Sharapova nach drei Sätzen. Bei den letzten vier Turnieren schaffte es Kvitova drei Mal ins Endspiel. Was ihr aber noch ein wenig fehlt, ist die Regelmäßigkeit ihrer kraftvollen Schläge. Das ist aber weniger ein technisches Problem als ein mentales.

"Jedes Match in dieser Gruppe wird enorm hart", meinte Kvitova zur Ausgangslage in Singapur. Jedoch liegen ihr Belag und Rahmenbedingungen des Austragungsorts: "Ich mag es, Indoor zu spielen und ich liebe Hartplätze."

Kvitova weiß, wie man große Wettbewerbe erfolgreich bestreitet. Die Tschechin führte ihr Land ins Fed-Cup-Finale gegen Deutschland und ist auf jeden Fall eine Kandidatin für die K.o.-Phase der WTA-Finals. Im Head-to-Head hat sie gegen Sharapova das Nachsehen (2-6) und gegenüber Radwanska Vorteile (4-1). Die Duelle mit Wozniacki (5-4) waren bisher immer eng.

3. Caroline Wozniacki

Caroline Wozniacki profitierte im WTA-Ranking von Li Nas Karriereende und qualifizierte sich erst dadurch für Singapur. Die Saison fing für Wozniacki schlecht an, auch auf persönlicher Ebene: Nach dem Wirbel um die Trennung von Golf-Star Rory McIlroy folgte das Erstrundenaus bei den French Open.

Seit Wimbledon ist die Dänin aber deutlich besser drauf. Zwar gewann sie 2014 nur ein Turnier in Istanbul, bei den US Open ging es aber bis ins Finale, was auch beim Toray Pan Pacific gelang. In Wuhan erreichte Wozniacki zudem die Runde der letzten Vier.

"Die zweite Jahreshälfte lief wirklich großartig. Ich bin super glücklich, hier zu sein", sagte Wozniacki. Die jüngsten Erfolgserlebnisse haben ihr Kraft gegeben, wenngleich sie noch nie einen großen Titel holte. An Statistiken sollte sich die Dänin ohnehin nicht orientieren: In der Weißen Gruppe kann sie lediglich gegen Radwanska ein positives Match-Verhältnis (6-4) aufweisen.

Wozniacki vor den Finals: Lauf, Caro, lauf!

Was für Wozniacki spricht: In letzter Zeit spielte sie viel auf Hartplätzen und agiert seither wieder sicherer. Dort fühlt sie sich wohl, sodass sie in den letzten Wochen ordentlich Selbstbewusstsein getankt hat. Auf dem Indoor-Hartplatz in Singapur könnte sie deshalb auch Kvitova gefährlich werden.

4. Agnieszka Radwanska

Radwanska bestätigte 2014 nicht die Form der beiden Vorjahre. Wenige Hochs, viele Tiefs: Lediglich in Montreal sprang ein Turniersieg heraus. Zudem unterlag die Polin oft im Ranking schlechter platzierten Spielerinnen.

Gerade in der zweiten Jahreshälfte haftet ihr eine unterirdische Bilanz an. In Peking und Wuhan erwischte es Radwanska jeweils schon in Runde zwei, genau wie bei den US Open. Ihre größte Anfälligkeit ist der Aufschlag. Gerade der zweite Aufschlag ist leicht angreifbar. Außerdem hadert Radwanska derzeit viel mit sich selbst und scheint vorerst nicht aus diesem Tief herauszukommen.

Auch wenn sie ausgeglichene Duelle erwartet, wäre ein Weiterkommen Radwanskas eine Überraschung: "Maria spielt derzeit großartig, ebenso Petra und Caroline. Die Chancen in jeder Partie stehen deshalb 50:50." Im direkten Vergleich mit ihren Gruppengegnerinnen steht sie bei 7-20, Tendenz fallend.

Radwanska ist zudem die einzige Spielerin in der Weißen Gruppe, die noch nie im Finale des Turniers stand. Zwar war sie schon sechs Mal bei den WTA-Finals mit von der Partie, dabei hat sie aber insgesamt nur fünf Matches gewonnen. Das wird wohl eher nichts.

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