Das einzig logische Endspiel

Von SPOX
Azarenka gewann 2013 zwei Mal gegen Serena: Zuletzt mit 2:6, 6:2, 7:6 (8:6) im Finale von Cincinnati
© getty

Das Traumfinale zwischen Serena Williams und Victoria Azarenka (22.30 Uhr im LIVE-TICKER) ist keine wirkliche Überraschung. Vor allem die Amerikanerin spielt zurzeit in ihrer eigenen Liga. Die Weißrussin weiß allerdings, wie man die 16-malige Grand-Slam-Siegerin bezwingt und hat zudem noch eine schmerzhafte Rechnung zu begleichen.

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Damen-Finale

Serena Williams (USA/1) - Victoria Azarenka (BLR/2) (22.30 Uhr im LIVE-TICKER)

Zehn Jahre ist es her, dass sich in der Damenkonkurrenz zum letzten Mal eine Nummer eins und eine Nummer zwei der Setzliste im Finale gegenüberstanden. 2003 bezwang die damalige Nummer zwei Justine Henin in einem rein belgischen Endspiel ihre Landsfrau Kim Clijsters glatt in zwei Sätzen.

Dass sich gerade bei den diesjährigen US Open erneut die beiden topgesetzten Spielerinnen im Finale miteinander duellieren, kommt dagegen nicht wirklich überraschend. Zu groß war die Dominanz von Serena Williams und Victoria Azarenka in den vergangenen Wochen auf der Tour. In Abwesenheit der verletzten Scharapowa stellen die beiden zurzeit eine Klasse für sich dar.

"Andere Spielerin gegen mich"

Statistisch gesehen ist vor allem die Weißrussin in diesem Kalenderjahr eine Macht auf dem härtesten aller Belege. 31 Siege stehen lediglich drei Niederlagen gegenüber. Zwei dieser beeindruckenden 31 Erfolge stammen unter anderem gegen Serena Williams. Vor drei Wochen setzte sich Azarenka im Finale von Cincinnati mit 2:6, 6:2 und 7:6 (8:6) gegen Williams durch. Es war ohne Zweifel eine der besten Partien in diesem Jahr.

"Ich habe das Gefühl, dass Victoria gegen mich immer mehrere Gänge hochschaltet. Ich habe sie bereits öfters gegen andere Gegnerinnen beobachtet, aber in unseren Duellen ist sie eine ganz andere Spielerin. Es scheint, als würde sie gegen mich stets ihr bestes Tennis zeigen," analysierte Williams die hochklassige Auseinandersetzung.

In der Tat scheint Azarenka ausschließlich gegen die Weltranglistenführende ihr ganzes Potenzial abrufen zu können. Die bisherigen Auftritte der 24-Jährigen aus Minsk waren nämlich keineswegs überragend. Gegen Cornet und Ivanovic musste sie sich über drei Sätze mühen und auch der glatte Erfolg gegen Pennetta war wesentlich umkämpfter als es das nackte Ergebnis aussagt.

"Aus ihrer Komfortzone herausholen"

Verständlich, dass sich Azarenka auf den Clash mit der Dauerrivalen freut: "Ich denke, dass wir uns bereits einige großartige Duelle geliefert haben. Es geht hauptsächlich darum die andere aus ihrer Komfortzone herauszuholen. Taktische Spielchen wird es ohnehin nicht geben. Dafür kennen wir uns einfach zu gut. Die Spielerin mit dem größten Willen wird den Titel holen."

Das Finale ist jedoch nicht nur das Aufeinandertreffen der zurzeit besten beiden Spielerinnen auf dem Circuit, sondern für Azarenka auch die Chance die Geister von 2012 zu vertreiben. Im Endspiel der letztjährigen US Open lag Vika im entscheidenden dritten Satz gegen Williams bereits mit 5:3 in Führung, brachte die Partie jedoch nicht nach Hause und musste sich letztendlich noch mit 5:7 geschlagen geben.

Bittere Tränen kullerten anschließend im Arthur Ashe Stadium, aber Azarenka ist keine Spielerin, die sich von so einem Negativerlebnis runter ziehen lässt. Der Sieg bei den Australian Open, sowie die beiden Erfolge gegen Serena illustrieren deutlich, dass die Weißrussin keinen psychologischen Knacks erlitten hat.

US-Open-Serena 2.0

Die drei Siege in den bisherigen fünfzehn Duellen (zwei in den letzten vier) werden Azarenka sicherlich Auftrieb geben. Selbstvertrauen, das die Rechtshänderin durchaus gebrauchen kann, denn die US-Open-Serena ist eine Art Serena 2.0 im Vergleich zu den vorherigen Aufeinandertreffen. Was die 16-malige Grand-Slam-Siegerin in den letzten zwei Wochen in New York abliefert ist nämlich schier surreal.

Lediglich sechszehn Spiele hat die 31-Jährige auf dem Weg ins Endspiel abgegeben. Damit unterbot sie ihre eigene Bestmarke noch einmal um satte drei Spiele. Die Art und Weise, wie sie unter anderem die beiden ehemaligen Grand-Slam-Siegerinnen Li Na oder Francesca Schiavone vom Platz schoss, hat berechtigte Diskussionen entfacht, ob wir zurzeit die vielleicht beste Serena Williams aller Zeiten erleben.

Vergleiche mit Navratilova und Graf

Die Amerikanerin steht 2013 bisher bei einer 66-4-Bilanz und acht Titelgewinnen. Vergleiche zu Martina Navratilova (1983:86-1) und Steffi Graf (1988: 72-3) werden deshalb immer wieder hervorgekramt.

Es ist unübersehbar, dass Williams ihr Repertoire noch einmal auf eine ganz andere Ebene gehievt hat. Vor allem ihre Fußarbeit und ihr Stellungsspiel sind in letzter Zeit wesentlich besser geworden. Ihr Service ist ohnehin weiterhin mit Abstand das Beste, was man auf der Damen-Tour finden kann. Und auch mental zeigt die Powerfrau kaum Schwächen.

Kaltstart vermeiden

Azarenka wird also gefordert sein. Die Weißrussin muss in erster Linie wesentlich besser aufschlagen als noch in den letzten Begegnungen und darf sich auf keinen Fall einen Kaltstart erlauben. Anderenfalls könnte es auch im Finale eine ganz schnelle Nummer geben.

"Sie ist eine außergewöhnliche Spielerin, vielleicht die Beste aller Zeiten," lobt Azarenka ihre Gegnerin, "gegen Serena musst du kämpfen, laufen, beißen, alles raushauen, was du im Tank hast und versuchen jede noch so kleine Möglichkeit zu nutzen."

Angesichts der jüngeren Vergangenheit wäre es vermessen Serena bereits im Vorfeld des Finales zur Siegerin zu küren. Wenn jemand die Naturgewalt stoppen kann, dann Azarenka. Nichtsdestotrotz wäre ein Triumph der Weißrussin eine mittelgroße Überraschung.

Die WTA-Weltrangliste