Finale! Lisicki gewinnt Drama gegen Radwanska

Von Max Marbeiter / Stefan Petri / Martin Grabmann
Sabine Lisicki erreichte als erste Deutsche seit Steffi Graf 1999 ein Grand-Slam-Finale
© getty

Lisicki ringt Radwanska in einem unglaublich engen Match 6:4, 2:6 und 9:7 nieder und steht als erste Deutsche seit 14 Jahren in einem Grand-Slam-Finale. Im ersten Halbfinale fegt Bartoli Flipkens vom Platz (6:1, 6:2).

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Halbfinale der Damen

Sabine Lisicki (GER/23) - Agnieszka Radwanska (POL/4) 6:4, 2:6, 9:7

Es entwickelte sich das erwartet enge Duell auf dem Centre Court: Radwanska machte kaum Fehler zog ihr übliches, im Damentennis unerreichtes Winkelspiel auf, Lisicki hielt mit purer Power dagegen. Bis zum 3:3 im ersten Satz blieb alles in der Reihe, dann nutzte die Deutsche ihren vierten Breakball, weil ihr Passierball die Netzkante streifte und für die Polin so nicht mehr zu kontrollieren war. Diesen Vorteil verteidigte sie und machte den Satzgewinn nach 33 Minuten perfekt. Sie war es, die die Ballwechsel bestimmte (19:4 Winner, 13:2 Unforced Errors).

Als sie ihrer Gegnerin zu Beginn des zweiten Durchgangs durch mehrere Return-Winner prompt zu Null den Aufschlag abnahm, roch das schon nach einer Vorentscheidung. Aber die Polin gab sich keineswegs geschlagen, glich direkt zum 1:1 aus und ging dann sogar mit 3:1 in Führung, weil sich die Fehler von Lisicki mittlerweile häuften. Über den ersten Aufschlag punktete die Deutsche kaum noch, viele Schläge gingen fast meilenweit hinter die Grundlinie. Mit 6:2 ging der zweite Satz an Radwanska.

Die Nummer vier der Setzliste musste den Ball danach oft nur im Spiel halten, weil Lisicki nicht mehr die Geduld aufbrachte: Sie versuchte, die Ballwechsel möglichst schnell zu beenden, fabrizierte dabei aber Fehler um Fehler und lag schnell 0:3 zurück. Auch Lisicki sah sich im dritten Satz offenbar an ihr Achtelfinale gegen Serena Williams erinnert: "Ich dachte, ok, gegen Serena hast du das schon mal geschafft, das klappt auch noch mal."

Erst jetzt wich die Verzweiflung im Gesicht der 23-Jährigen und machte Trotz und Entschlossenheit Platz: Die gebürtige Troisdorferin wurde konstanter, machte weniger Fehler - und der Aufschlag kam wieder. Drei Spiele in Folge brachten sie wieder zurück ins Match.

Das Ende des Entscheidungssatzes glich einem Thriller: Lisicki schaffte das Break zum 5:4 und war bei eigenem Service mehrfach nur noch zwei Punkte vom Matchgewinn entfernt. Aber Radwanska konterte, blieb im Match und war ihrerseits bei 6:5 und Einstand nahe am Sieg. Aber die Deutsche hielt dagegen und verwandelte bei 7:7 ihren zweiten Breakball zur Vorentscheidung. Ein Vorhandwinner nach über zwei Stunden Spielzeit brachte sie ins Finale - und danach kullerten auch gleich die Freudentränen.

Marion Bartoli (FRA/15) - Kirsten Flipkens (BEL/20) 6:1, 6:2

In 62 Minuten hat sich Marion Bartoli ihre zweite Finalteilnahme in Wimbledon gesichert. Bei ihrem deutlichen Sieg hatte sie kaum Schwierigkeiten mit Gegnerin Kirsten Flipkens.

Trotz wenig Rhythmus bei ihrem Aufschlag gewann Bartoli bereits den ersten Satz überlegen. Dabei brachte die Französin zeitweise nur ein Drittel ihrer ersten Aufschläge ins Feld und leistete sich drei Doppelfehler. Dennoch hatte Flipkens keine einzige Chance zum Break.

Bartoli brach dagegen bereits das erste Aufschlagspiel ihrer Gegnerin, als Flipkens den Ball mit einem langen Schlag ins Aus beförderte. Nach 27 Minuten und einem weiteren Break sicherte sich Bartoli mit ihrem zweiten Ass den ersten Satz schon beim ersten Satzball.

Auch im zweiten Durchgang ließ die an Position 15 gesetzte Spielerin ihrer belgischen Gegnerin keine Chance. Nach dem frühen Break zum 1:0 fand Bartoli endlich die Sicherheit in ihrem eigenen Aufschlag und erhöhte ohne Punktverlust auf 2:0, bevor ein weiteres Break die Vorentscheidung brachte.

Flipkens gelang nach einer Verletzungspause zwar noch ihr erstes Break, doch Bartoli stellte mit dem sofortigen Rebreak souverän den alten Abstand wieder her und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Die am Netz fehlerfreie Französin schlug beim zweiten Matchball den 23. Winner, und am Ende hatte Bartoli (53) fast doppelt so viele Punkte gewonnen wie Flipkens (28).

Bartoli steht nun zum zweiten Mal nach 2007 im Finale, damals unterlag sie Venus Williams.

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