Federer scheitert an Tsonga!

SID
Roger Federer verpasste den Halbfinal-Einzug bei den French Open
© getty

Roger Federer verliert erschreckend glatt gegen Jo-Wilfried Tsonga - selten war der Schweizer so chancenlos. David Ferrer fegt im spanischen Duell Tommy Robredo vom Platz. Vortritt hatten die Damen: Die topgesetzte Serena Williams besiegte Svetlana Kuznetsova, Sara Errani bezwang Agnieszka Radwanska.

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Herren - Viertelfinale:

Jo-Wilfried Tsonga (FRA/6) - Roger Federer (SUI/2) 7:5, 6:3, 6:3

Im ersten Durchgang sah es zunächst gut für Federer aus. Der Schweizer lag durch ein Break zwischenzeitlich mit 4:2 in Führung. Dann verlor der Schweizer allerdings seinen Rhythmus und brachte seinen ersten Aufschlag kaum noch ins Feld. Am Ende des Satzes lag die Erfolgsquote lediglich bei 66%. Dadurch konnte Federer nicht mehr genügend Druck auf Tsonga ausüben und kassierte ein Break, so dass der Franzose kurze Zeit später mit 6:5 in Führung lag.

Im folgenden Spiel hatte der Schweizer erneut Probleme mit seinem Aufschlag, wehrte aber dennoch zunächst drei Satzbälle ab, unter anderem mit einem phänomenalen Rückhand-Passierball in höchster Not. Beim vierten Satzball traf er den Ball bei einer Rückhand allerdings nur mit dem Rahmen, schlug ihn ins aus und gab den Durchgang dadurch ab.

Auch im zweiten Satz hatte "FedEx" gewaltige Probleme, wenn er über den zweiten Aufschlag gehen musste. Sechsmal war das der Fall, lediglich einmal konnte er den Punkt anschließend für sich entscheiden. Tsonga hingegen ließ im gesamten Durchgang keine einzige Breakchance zu und sicherte sich den Satz schließlich durch eine zu lange Vorhand Federers mit 6:3.

Durch einen Doppelfehler gab Federer gleich zu Beginn des dritten Satzes erneut sein Service ab, allerdings schaffte er gleich darauf das Re-Break und hielt die Partie so weiter offen. Beim Stand von 3:3 gelang dem Franzosen jedoch ein weiteres Break, welches er sich danach auch nicht mehr abnehmen ließ. Während der gesamten Partie war Tsonga vor allem bei eigenem Aufschlag bärenstark und spielte fast fehlerfrei. Ganze drei Breakbälle ließ der Franzose während des gesamten Matches zu.

Nach nur 1:51 Stunde verwandelte er durch einen weiteren Fehler Federers seinen zweiten Matchball der Partie. Der Schweizer hat damit in Paris erstmals seit 2010 den Einzug ins Halbfinale verpasst.

"Es ist außergewöhnlich, hier gegen Roger zu triumphieren, der alles gewonnen hat. Aber heute war ich an der Reihe", sagte Tsonga, der im Turnierverlauf noch immer ohne Satzverlust ist: "Das hätte ich mir nie träumen lassen."

Federer war niedergeschlagen nach dem Match: "Ich habe überall gewackelt und bin sehr traurig über meine Vorstellung." Allerdings lobte er auch Tsonga: "Er war großartig, hat eigentlich alles besser gemacht als ich. Ich habe vieles versucht, aber er hat mich ständig unter Druck gesetzt."

David Ferrer (ESP/4) - Tommy Robredo (ESP/32) 6:2, 6:1, 6:1

In den letzten drei Runden musste Tommy Robredo über die vollen fünf Sätze gehen, David Ferrer hat hingegen im ganzen Turnier noch keinen Satz abgegeben. Insgesamt hatte Robredo in diesen French Open fünf Stunden (und ein Doppel) mehr in den Knochen als sein gegenüber. Und das machte sich im Viertelfinalduell der beiden von Beginn an bemerkbar.

Ferrer, der mit Robredo schon den dritten Landsmann im Turnierverlauf eliminiert hat, scheuchte seinen Kontrahenten mit Grundlinienschlägen über den Platz. Beim Stand von 2:1 im ersten Satz nutzte er seinen fünften Breakball, mit dem nächsten machte er den Durchgang schon nach 33 Minuten mit 6:2 zu.

Und schwerer sollte es nicht mehr werden: Zwar hatte Robredo direkt zu Beginn des zweiten Satzes seine erste Breakchance, doch Ferrer blieb cool, hielt sein Service und breakte Robredo im Gegenzug.

Mickrige zwei Winner schlug der Weltranglisten-34. im zweiten Satz, fabrizierte dafür allerdings 14 Unforced Errors. Das Resultat war ein lockeres 6:1. Doch wer auf eine Aufholjagd Robredos nach einem 0:2-Satzrückstand wie in den letzten drei Partien hoffte, wurde enttäuscht: Die Nummer vier der Setzliste blieb dominant. Robredo fand hingegen kein Mittel, gab im dritten Durchgang dreimal seinen Aufschlag ab und war damit nach nicht einmal anderthalb Stunden abgefrühstückt. Der letzte Sieg gegen Ferrer gelang ihm 2008.

Während Robredo damit weiterhin auf sein erstes Grand-Slam-Halbfinale warten muss, steht Ferrer wie schon im letzten Jahr im Halbfinale. Damals war für ihn gegen Rafael Nadal Schluss. Diesmal könnten beide erst im Finale aufeinander treffen.

Das Viertelfinale der Herren-Konkurrenz

Damen-Viertelfinale:

Serena Williams (USA/1) - Svetlana Kuznetsova (RUS) 6:1, 3:6, 6:3

Ganze zehn Spiele hatte die jüngere der Williams-Schwestern in ihren ersten vier Matches abgegeben, und im ersten Satz war auch Svetlana Kuznetsova nicht viel mehr als eine Kerbe in Serenas Schläger: Gegen Powertennis der Marke Williams zeigte sich die 27-Jährige eingeschüchtert, schaffte nur vier Winner und brachte ein einziges Mal ihr Service durch.

Gnade gab es von Williams keine: Nach 28 Minuten holte sie sich den ersten Satz mit einem Ass durch die Mitte zum 6:1. Von 29 gewonnenen Punkten waren 15 direkte Punkte - eine klare Ansage.

Die zweimalige Grand-Slam-Siegerin aus Russland musste jetzt zulegen und ließ sich erst einmal behandeln. Sie hat eigentlich jeden Schlag in ihrem Arsenal, kann es aber zu selten zeigen. Immerhin holte sie sich ihr Aufschlagspiel zum 1:0 und dann gleich darauf ein Break, so dass sie mit 3:0 in Führung ging. Williams machte in dieser Phase dann doch den einen oder anderen leichten Fehler zu viel. Die Russin dagegen legte zu, spielte gute Returns und Stops und zeigte, warum sie dieses Major 2009 schon einmal gewinnen konnte.

Und plötzlich stand es 4:0 für Kuznetsova, die die Initiative von Williams übernommen hatte und mehr Winner schlug. Das Tempo konnte sie zwar nicht ganz halten, aber nach 71 gespielten Minuten verbuchte sie den zweiten Satz mit 6:3. Über den zweiten Aufschlag präsentierte sich die Amerikanerin in dieser Phase verwundbar und machte nur einen von sieben Punkten.

Wer nur einen kleinen Durchhänger bei der Topfavoritin vermutet hatte, sah sich getäuscht: Serena hing kurzzeitig richtig in den Seilen, kam über den eigenen Aufschlag überhaupt nicht mehr zum Zug und sah sich beim Stand von 0:2 nach einem krachenden Rückhandwinner von "Svety" mehreren Breakbällen gegenüber.

Aber dann kam die Fighterin Williams zurück, wehrte die Breakchancen ab und holte sich den Spielball. Dort hatte sie Glück, Kuznetzova rutschte aus und gab das Spiel ab.

Damit hatte Williams den Kampfgeist ihrer Gegnerin gebrochen. Plötzlich war sie es wieder, die die Winner schlug und bei den Returns voll durchzog. Fünf Spiele in Folge sicherte sie sich, und konnte nach einem starken Vorhand-Topspinvolley den Einzug ins Halbfinale feiern. Sichtbar erleichtert sank sie danach fast auf die Knie, Kuznetsova hatte ihr alles abverlangt. Mit der letztjährigen Finalistin Sara Errani wartet jetzt ein komplett anderer Spielertyp.

Sara Errani (ITA/5) - Agnieszka Radwanska (POL/4) 6:4, 7:6 (8:6)

Dreimal hatten die beiden Damen bisher gegeneinander gespielt, dreimal hieß die Siegerin Radwanska. bei den WTA Championships in Istanbul Ende 2012 hatten sich die beiden eine epische Schlacht über dreieinhalb Stunden geliefert - das kommt davon, wenn man zwei Spielerinnen mit ungeheurem Motor und starker Defensive, aber eben auch mit langsamen Aufschlägen und ohne Waffen von der Grundlinie aufeinander loslässt.

Zu Beginn war Errani, die Finalistin von 2012, die bessere Spielerin, machte überraschend viel Druck und nahm Aggie Radwanska gleich mal zu Null den Aufschlag zum 2:1 ab. Aber man konnte förmlich sehen, wie sich die Polin, die wohl taktisch cleverste Spielerin auf der Tour, immer besser auf ihre Gegnerin einstellte. Zu Null holte sie sich das Break zurück.

Es entwickelte sich eine Art "Sandschach": Radwanska ließ Errani mit ihrer Vorhand das Spiel bestimmen, brachte aber alles zurück und streute dazu überraschende Slices, Netzangriffe und Defensiv-Lobs ein, die die 1,65 Meter große Italienerin vor enorme Probleme stellten. Die spielte ihrerseits fast nur Vorhand, mixte ihr Spiel aber ansonsten mit Stops und Netzangriffen ebenfalls gut durch.

Mitte des ersten Satzes erspielte sich Errani dann ein Übergewicht, weil Radwanska dann doch zu passiv wurde. Sie wehrte beim Stand von 2:3 mehrere Breakbälle ab, und holte sich ihrerseits dann das Break zum 4:3. Das hielt sie dann trotz ersten Aufschlägen von 125 km/h bis zum Satzgewinn, weil ihre Gegnerin eben nicht mit Returnwinnern dagegenhalten konnte.

Radwanska spielte in dieser Phase ohne jeglichen Druck und zeigte sich mit ihren taktischen Mitteln dann etwas zu verspielt, während Errani zu jedem Zeitpunkt hundertprozentig konzentriert wirkte. Aber nachdem die Nummer vier der Welt ihr Service erneut zu Null abgab, riss sie sich zusammen, riskierte mehr, und holte sich die nächsten zwei hart umkämpften Spiele. Schon jetzt hatte sie so viele Winner geschlagen wie im gesamten ersten Satz.

Es blieb eng. Und dann schlug Errani bei 5:4 zum Matchgewinn auf - nur um die folgenden vier Punkte abzugeben. Plötzlich war wieder Zug in den Grundschlägen der älteren Radwanska-Schwester, die gleich zwei Vorhandwinner schlug und mit einem guten Aufschlag das Spiel zum 6:5 holte.

Aber Errani rettete sich in den Tiebreak. Ein Returnfehler ohne Not brachte ihr schließlich den ersten Matchball, den Radwanska mit einer Wahnsinns-Rallye abwehrte. Aber der zweite reichte dann. Die Polin verschlug eine Rückhand - es war ihr 27. Fehler - und Errani war durch.

Das Viertelfinale der Damen-Konkurrenz