Haas im Eiltempo - Kohli raus

Von SPOX
Tommy Haas steht in Paris unter den letzten Acht
© getty

Ein überragender Tommy Haas macht mit Mikhail Youzhny kurzen Prozess und zieht bei den French Open ins Viertelfinale ein. Philipp Kohlschreiber ärgert Novak Djokovic, scheidet aber dann doch in vier Sätzen aus. Damit kommt es jetzt zum Duell Djokovic-Haas. Rafael Nadal gewann locker gegen den Japaner Kei Nishikori.

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Herren - Achtelfinale:

Novak Djokovic (SRB/1) - Philipp Kohlschreiber (GER/16) 4:6, 6:3, 6:4, 6:4

Schade, Kohli! Philipp Kohlschreiber hat sich mit einer couragierten Leistung in die Herzen der Fans auf dem Court Philippe Chatrier gespielt - die Nummer Eins war letzten Endes aber doch eine Nummer zu groß.

Dabei begann Kohlschreiber wie aufgedreht, scheuchte den Djoker über den Platz und legte seine ganze Power in seine Grundschläge. Djokovic dagegen kam nicht gut aus den Startblöcken und beschränkte sich im gesamten ersten Satz darauf, den Ball im Spiel zu halten. Bis zum 4:3 blieb alles in der Reihe, dann holte sich Kohli den Breakball - und als ein leichter Ball von Djokovic im Netz hängenblieb, musste prompt der Schläger dran glauben. Kohlschreiber sicherte sich vollkommen verdient den ersten Satz, hatte aber beim Satzball Glück, als ein Rückhand-Slice gerade noch über die Netzkante tropfte.

Im zweiten Satz hatten beide Akteure zunehmend mit den schwierigen Windbedingungen zu kämpfen, ein böiger, ständig drehender Wind zog durch den größten Platz der Anlage. Mittlerweile war auch der große Favorit auf Betriebstemperatur, während Kohlschreiber sein Level nicht ganz halten konnte.

Beim Stand von 1:2 aus seiner Sicht narrte er den Serben zweimal mit fantastischen Stops, aber beim dritten war der dann zur Stelle und sicherte sich das Break zum 3:1. Trotzdem war das Match immer noch völlig ausgeglichen: Immer wieder schlich sich ein frustriertes Lächeln auf das Gesicht von Nole, weil Kohlschreiber ein ums andere Mal die Linien traf und mit Netzrollern Glück hatte.

Aber die Nummer Eins der Welt läuft vor allem dann zur Hochform auf, wenn es so richtig schwierig wird. Er wehrte im zweiten Satz sechs Breakbälle ab und sicherte ihn sich schließlich mit 6:3. Zu diesem Zeitpunkt hatten beide Spieler exakt gleich viele Punkte gemacht.

Auch im dritten reichte Djokovic ein schnelles Break zum 2:1, das er dann bis zum Satzgewinn durchzog. Dabei hatte er eigentlich mehr Probleme damit, sein Service durchzubringen, als der Deutsche. Aber der war in den entscheidenden Momenten einfach nicht abgezockt genug.

Im vierten Satz zeigten beide den Zuschauern teilweise absolutes Sahnetennis. Djokovic erkämpfte sich diesmal gleich das Doppelbreak und schlug bei 5:2 zum Matchgewinn auf, aber diesmal kam Kohlschreiber zurück, holte das Break und verkürzte auf 4:5. Ganz großes Tennis, wie er dabei teilweise sogar Matchbälle abwehrte.

Aber zu mehr reichte es dann nicht mehr. Mit 6:4 holte der Djoker auch den vierten Satz und war sichtlich erleichtert. "Es war nicht einfach", gab er danach zu. Der Schlüssel waren die Breakchancen: Während er vier von acht Gelegenheiten nutzte, waren es bei Kohlschreiber nur zwei von 13. Der kann sich trotzdem erhobenen Hauptes verabschieden, auf Djokovic wartet jetzt Tommy Haas.

"Das Spiel war gut, ich hatte einen guten Start und habe gut dagegengehalten. Die Treppen nach dem Match hochzugehen, fühlt sich aber immer anstrengender an, wenn man verloren hat", sagte Kohli: "Positiv ist: Ich habe mich nicht klein gefühlt, bin mit breiter Brust rausgegangen. Es war ein tolles Gefühl, auf dem Centre Court zu stehen."

Rafael Nadal (ESP/3) - Kei Nishikori (JPN/13) 6:4, 6:1, 6:3

An seinem 27. Geburtstag hat sich Rafael Nadal selbst ein Geschenk gemacht und in seinem bisher kürzesten French-Open-Match 2013 gegen Kei Nishikori das Viertelfinale erreicht.

Dabei tat sich die Nummer Vier der Welt gegen den Japaner zunächst schwer: Beim Stand von 2:1 für Nishikori musste Nadal die ersten zwei Breakbälle abwehren. Doch ein Serve-and-Volley beim zweiten Aufschlag und ein Ass brachten den Einstand. Am Ende brachte der Spanier das Service durch und konterte seinerseits mit einem Break zum 3:2, auch unter Mithilfe der Netzkante bei Breakball Nummer drei.

Danach lief es bei Nadal merklich runder. Mit einem Service-Winner machte er dem ersten Satz ein Ende. Der Beginn des zweiten Satzes wurde dann zum Breakball-Festival: Erst wehrte Nishikori eine Breakchance ab, um im darauffolgenden Spiel eine eigene zu vergeben. Nadal machte es schließlich besser und nahm der Nummer 15 der Welt das Service zum 2:1 ab.

In der Folge gelang dem Japaner nichts mehr. Mickrige zwei Winner schlug Nishikori im zweiten Satz, während Nadal sich zwei weitere Breakbälle erspielte, beide verwertete und den Durchgang nach sechs Spielgewinnen in Folge mit 6:1 problemlos für sich entschied.

Im dritten Satz setzte Nadal schließlich auf die Fehler seines Gegners. Während eigene Winner des Spaniers rar wurden, machte Nishikori mit 14 leichten Fehlern die Arbeit für den 7-maligen French-Open-Sieger. So kam Nadal mit seiner einzigen Breakchance des Durchgangs zum vorentscheidenden 3:1. Zwar hatte Nishikori beim Stand von 3:5 noch einmal einen Breakball, doch Nadal wehrte ihn ab und nutzte im Gegenzug seinen ersten Matchball zum letztlich ungefährdeten Dreisatzsieg nach 2:02 Stunden.

Stanislas Wawrinka (SUI/9) - Richard Gasquet (FRA/7) 6:7 (5:7), 4:6, 6:4, 7:5, 8:6

Von Beginn an ergab sich zwischen beiden das prophezeite Grundlinienduell, wobei Wawrinka der deutlich offensivere Spieler war. Seinen starken 25 Winnern im ersten Satz standen jedoch üble 19 Unforced Errors gegenüber.

So ging der erste Durchgang im Tiebreak an Gasquet - auch, weil Wawrinka alle seiner sieben Breakchancen ungenutzt ließ.

Gasquet zeigte im zweiten Satz, wie man es besser macht, und nahm dem sichtlich verunsicherten Wawrinka direkt die ersten beiden Aufschlagspiele ab. Zwar kämpfte der sich noch einmal auf 4:5 heran, doch am Ende tütete der Franzose den zweiten Durchgang mit einem Ass durch die Mitte ein.

Doch die Schweizer Nummer Zwei erholte sich und fand mit dem einzigen Break des dritten Satzes zum 6:4 wieder zurück ins Spiel. Jetzt wurde es eine hochklassige Partie. Beim Stand von 4:3 für Wawrinka erarbeitete sich der Schweizer sechs Breakbälle in Spiel acht des vierten Satzes, doch Gasquet wehrte jeden einzelnen unter dem Jubel der Zuschauer ab, um dann selbst im nächsten Spiel durch einen Zucker-Lob seine erste Breakchance des Durchgangs zu haben. Doch diesmal behielt Wawrinka die Nerven, wehrte auch einen zweiten Breakball ab und ging mit 5:4 in Front.

Nachdem Gasquet erneut Breakchancen liegen ließ, gelang der Nummer Zehn der Welt mit einer Vorhand-Longline ein erneutes Break zum 7:5. Es ging also in den fünften Satz. Dort machte Wawrinka bei eigenem Service die bessere Figur, doch der körperlich angeschlagen wirkende Gasquet hielt seinen Aufschlag, bis erneut eine Longline gespielte Vorhand das erste Break des entscheidenden Durchgangs und damit nach 4:15 Stunden den Matchgewinn für Wawrinka bedeutete.

Tommy Haas (GER/12) - Mikhail Youzhny (RUS/29) 6:1, 6:1, 6:3

Beim ATP-Masters in Rom im Mai hatte Youzhny den Deutschen noch glatt in zwei Sätzen besiegt. Der letzte Sieg von Haas lag schon fast fünf Jahre zurück, dazu hatte er das Marathon-Match gegen John Isner in den Beinen. Aber während der beste deutsche Tennisspieler mit 35 Jahren seinen mittlerweile dritten oder vierten Frühling erlebt, grenzte die Performance von Youzhny schon an Arbeitsverweigerung.

Haas war gut, keine Frage. Aber wer in einem Grand-Slam-Achtelfinale nur einen Winner im ersten Satz schlägt, der braucht sich nicht wundern, wenn er diesen nach 22 Minuten mit 1:6 abhaken kann.

Der an zwölf gesetzte Deutsche spielte nahezu fehlerfrei weiter, machte im zweiten Satz nur zwei Unforced Errors bei neun direkten Punkten und sah sich keinem einzigen Breakball gegenüber.

Immerhin hielt Youzhny, vor ein paar Jahren schon einmal die Nummer acht der Welt, im zweiten Durchgang fünf Minuten länger durch - aber dann waren die ersten beiden Sätze mit jeweils 6:1 eingetütet. Nach 47 gespielten Minuten. Der Russe schlich zu diesem Zeitpunkt nur noch mit hängendem Kopf über den Platz, er wusste wohl auch nicht, wo er sein bestes Tennis gelassen hatte.

Im dritten Durchgang ließ er sein Können dann doch noch einmal aufblitzen, nahm Haas gleich zu Beginn den Aufschlag ab und ging mit 1:0 in Führung. Aber den Vorsprung schenkte er sofort wieder her, und ein weiteres Break zum 4:2 genügte dem in Florida lebenden Haas, um zum ersten Mal in seiner Laufbahn die letzten Acht in Paris zu erreichen. Nach 1:24 Stunden landete ein Return von Youzhny einen Meter hinter der Grundlinie, das Match war vorbei.

Nur 18 Fehler standen am Ende bei Haas zu Buche, dafür aber 25 Winner und zwölf erfolgreich abgeschlossene Netzangriffe. Man muss aber auch sagen: Youzhny war an diesem Tag kein Prüfstein.

Haas ist beim wichtigsten Sandplatzturnier der Saison der älteste Viertelfinalist seit 42 Jahren. Bei einem der vier Grand Slams ist der derzeit beste deutsche Tennisspieler der älteste Spieler seit Andre Agassi bei den US Open 2005, der die Runde der letzten Acht erreicht.

Haas schloss damit auch eine Lücke in seiner Grand-Slam-Vita. Als dritter Deutscher nach Boris Becker und Michael Stich hat er bei den Majors in Melbourne, Paris, London und New York das Viertelfinale erreicht.

"Das war eine ziemlich gute Vorstellung von mir, auch wenn er viele einfach Fehler gemacht hat", sagte Haas: "Ich habe lange nicht daran gedacht, hier ins Viertelfinale kommen zu können. Aber wer hätte das schon?"

Jetzt geht es gegen Djoker, den er zuletzt in Miami besiegen konnte. "Er ist die ultimative Herausforderung. Er ist die Nummer eins und will diesen Titel unbedingt gewinnen. Es ist der einzige, der ihm noch fehlt. Ich werde bereit sein und alles geben", so Haas.

Das Achtelfinale der Herren-Konkurrenz

Damen - Achtelfinale:

Maria Sharapova (RUS/2) - Sloane Stephens (USA/17) 6:4, 6:3

Keine 90 Minuten brauchte die Siegerin von 2012, um die Nummer 17 der Welt zu schlagen. Während Stephens damit wie schon im Vorjahr im Achtelfinale die Segel streichen muss, steht Sharapova bereits zum siebten Mal im Viertelfinale von Roland Garros.

Nachdem beide Spielerinnen zunächst ihren Aufschlag souverän durchbrachten, nutzte Sharapova beim Stand von 3:3 ihre ersten Breakchancen. Die Russin blieb trotz der guten Gegenwehr von Stephens konzentriert und fand im Laufe der Partie die richtige Länge in den Grundlinienrallyes.

Nach 37 Minuten ging der erste Satz an Sharapova, die zu Beginn des zweiten Durchgangs die Weichen gleich auf Sieg stellte, indem sie der 20-jährigen Stephens sofort das Service abnahm. Doch das US-Girl antwortete postwendend mit dem Re-Break.

Gegen die Dominanz in Sharapovas Spiel war jedoch für Stephens kein Kraut gewachsen. Die Punktquote von nicht einmal 50 Prozent bei eigenem Aufschlag im zweiten Satz war schlicht nicht ausreichend. So ging der zweite Satz nach 52 Minuten mit 6:3 an die Weltranglistenzweite, die damit im Turnierverlauf weiter ohne Satzverlust ist.

Victoria Azarenka (BLR/3) - Francesca Schiavone (ITA) 6:3, 6:0

Unter den Augen ihres Freundes RedFoo von "LMFAO" zeigte Azarenka eine konzentrierte, überlegte Leistung. Die Weißrussin, die normalerweise durch Powertennis von der Grundlinie besticht, bot ansprechendes Sandplatztennis und mixte ihr Spiel auch mit dem einen oder anderen Slice oder Stop.

Gegen die ausgewiesene Sandplatz-Spezialistin Schiavone, die das Turnier 2010 völlig überraschend gewonnen hatte, war das auch nötig. Bis zum 3:3 im ersten Satz war alles offen, sämtliche Breaks wurden sofort wieder hergeschenkt.

Während aber Azarenka danach immer stärker wurde, sich in der Defensive leichtfüßig bewegte und ihre Punkte gut aufbaute, wurde Schiavone zunehmend hektisch, haderte mit sich selbst und gab den ersten Durchgang mit 3:6 ab.

Danach ging es dahin für die Italienerin, die völlig untypisch für ihr Spiel immer wieder leichte Fehler machte und schnell 0:3 zurücklag. Zwar hatte sie bei 0:4 noch einmal zwei Breakchancen, aber eine Rückhand-Peitsche von "Vika" die Linie entlang machte den ersten zunichte, und als Schiavone den zweiten als Passierball aus dem Halbfeld unbedrängt ins Aus spielte, war das Match gelaufen.

Azarenka präsentierte sich bärenstark, brachte 88 Prozent ihrer ersten Aufschläge ins Feld und leistete sich im zweiten Satz nur zwei Unforced Errors. Schiavone dagegen hatte bei einer Bilanz von zehn Winnern und 24 Fehlern nichts zu melden. Über ihr zweites Service machte sie nur katastrophale drei von 19 Punkten.

Maria Kirilenko (RUS/12) - Bethanie Mattek-Sands (USA) 7:5, 6:4

Mattek-Sands war im Tableau der Damen eine der Überraschungen. Die Amerikanerin hatte vor der Saison ihre Ernährung aufgrund vieler Allergien komplett umgestellt und schon vor ihrem Sieg gegen Li Na in Paris mit guten Leistungen aufhorchen lassen.

Gegen Kirilenko begann sie stark und mit aggressiven Grundschlägen und ging schnell mit 3:0 in Front. Aber die Russin, die auf der Anlage bisher unter dem Radar flog, kämpfte sich ins Spiel zurück. Beim Stand von 5:4 für die Amerikanerin musste diese allerdings wegen Übelkeit ein Medical Timeout nehmen. Sie spielte danach weiter, aber Kirilenko holte sich mit klugem, vorausschauendem Tennis die nächsten drei Spiele und den ersten Satz. Beide hatten zu diesem Zeitpunkt nach 66 Minuten exakt gleich viele Punkte auf dem Konto.

Im zweiten Satz war die Partie ähnlich eng, 59 Minuten brauchte Kirilenko, bis sie das Match mit 6:4 für sich entscheiden konnte. Sie war am Ende - bis auf ihre sechs Doppelfehler - einfach ein kleines bisschen konstanter, machte zwar 14 Winner weniger (13:27), aber eben auch 17 Fehler weniger (25:42).

Kirilenko steht zum ersten Mal in ihrer Karriere im Viertelfinale von Roland Gaross und marschiert in der Weltrangliste auf die Top Ten zu. Mit Vika Azarenka wartet jetzt aber ein dicker Brocken.

Jelena Jankovic (SRB/18) - Jamie Hampton (USA) 6:0, 6:2

Gerade einmal 62 Minuten dauerte der Auftritt der ehemaligen Weltranglistenersten gegen Hampton, die im Turnierverlauf unter anderem Petra Kvitova und Lucie Safarova ausgeschaltet hatte.

Von Beginn an dominierte Jankovic das Match. Vor allem Hamptons Aufschlag war immer wieder ein gefundenes Fressen für die Serbin, die als returnierende Spielerin starke 64 Prozent der Punkte machte. Nur ein einziges Mal konnte ihre US-amerikanische Gegnerin ihren Aufschlag durchbringen. Mit dem mühelosen Sieg steht Jankovic erstmals seit den French Open 2010 wieder im Viertelfinale eines Grand Slams.

Das Achtelfinale der Damen-Konkurrenz