Kühnen tritt als Davis-Cup-Teamchef zurück

SID
Patrick Kühnen war seit 2003 als Kapitän des Davis-Cup-Teams aktiv
© Getty

Patrik Kühnen ist nicht mehr länger Teamchef des deutschen Davis-Cup-Teams. Das bestätigte der Pressesprecher des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), Oliver Quante. Waske und Schüttler sind als Nachfolger im Gespräch.

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Zehn Jahre begleitete er die deutsche Tennisherren als Teamchef. Jetzt hat Patrik Kühnen seinen Rücktritt erklärt. Der 46-Jährige ist nicht mehr länger Teamchef des deutschen Davis-Cup-Teams. Der auslaufende Vertrag mit dem Deutschen Tennis-Bund (DTB) wurde nicht verlängert. Das bestätigten DTB-Vizepräsident Carl-Uwe Steeb und Pressesprecher Oliver Quante am Mittwoch.

"In den vergangenen Wochen habe ich den Eindruck gewonnen, dass mir die nötige Unterstützung und Rückendeckung des Deutschen Tennis Bundes fehlt. Ich sehe deshalb keine Vertrauensbasis für eine weitere Zusammenarbeit und beende an dieser Stelle die Gespräche über die Fortsetzung meiner Tätigkeit mit dem DTB", teilte Kühnen in einer Presseerklärung mit. Sowohl Kühnen als auch DTB-Vizepräsident Carl-Uwe Steeb waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Altenburg: "Neuanfang die beste Lösung"

"Wir haben viele Gespräche mit den Spielern und Patrik geführt und sind zu der Überzeugung gekommen, dass es der richtige Schritt ist", sagte Steeb, der als Vizepräsident beim Verband für den Leistungssport zuständig ist, auf dapd-Nachfrage. Ähnlich äußerte sich DTB-Präsident Karl-Georg Altenburg in einer Pressemitteilung am Nachmittag: "Sein Schritt kommt nicht überraschend, da sich in vielen Gesprächen mit Patrik Kühnen und den Spielern abgezeichnet hat, dass ein Neuanfang die beste Lösung für das deutsche Herrentennis ist."

Altenburg dankte Kühnen zugleich für sein "großes Engagement in den zurückliegenden Jahren. Er habe sich nicht nur als Spieler, sondern auch als Teamchef um das deutsche Tennis verdient gemacht. Tennis-Legende Boris Becker bedauerte die Entscheidung und lobte Kühnen. "Patrik hat zehn tolle Arbeit unter sehr schwierigen Umständen geleistet", schrieb Becker beim Kurznachrichtendienst Twitter. Er sei gespannt auf den Nachfolger.

Dauerstreit mit Kohlschreiber

Kühnen hatte das Davis-Cup-Team als Nachfolger von Michael Stich 2002 zunächst interimsweise und ab 2003 als Kapitän übernommen. Doch zuletzt geriet er immer mehr unter Druck. Erst am Wochenende kündigte der Hauptsponsor Atlanticlux nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" seinen Ausstieg an, weil sich der Konzern "unanständig" behandelt fühle. Der Lebensversicherer sponsert sowohl den DTB als auch Kühnen persönlich.

Im Team hatte Kühnen schon länger an Rückhalt verloren. Mit Philipp Kohlschreiber entwickelte sich in diesem Jahr ein Dauerstreit. Dieser begann im Februar mit einer krankheitsbedingten Absage von Deutschlands Nummer eins für die Davis-Cup-Partie gegen Argentinien und konnte trotz mehrmaliger Schlichtungsversuche nie beendet werden. Im Mai musste Kühnen beim World Team Cup in Düsseldorf zuschauen, nachdem er von Spitzenspieler Florian Mayer nicht nominiert worden war. Eine bislang einmalige Entmachtung, die auf Initiative von Kohlschreiber geschehen sein soll. Der DTB stand jedoch weiter hinter Kühnen, der sein Team anschließend ohne Kohlschreiber zu einem 3:2-Sieg gegen Australien und damit zum Klassenerhalt in der Weltgruppe führte.

Schüttler: "Man soll niemals nie sagen"

Nun geht die Ära Kühnen nach zehn Jahren doch zu Ende. Als beste Ergebnisse stehen nach dieser Zeit das Davis-Cup-Halbfinale 2007 und zwei Siege beim World Team Cup 2005 und 2011 zu Buche. Beim DTB beginnt nun die Suche nach einem neuen starken Mann an der Spitze des Teams.

"Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Wir werden das in aller Ruhe besprechen. Aber wir haben ja noch Zeit", sagte Steeb der dapd. Altenburg teilte hingegen mit, dass die Gespräche schnellstmöglich aufgenommen werden und mit einer Entscheidung noch vor Weihnachten mit einer Entscheidung gerechnet werden.

Als mögliche Kandidaten sollen die ehemaligen Tennisprofis Alexander Waske und Rainer Schüttler im Gespräch sein, die beide erst in diesem Monat ihre aktive Karriere beendeten. "Dazu müsste mich erst mal jemand fragen", sagte Schüttler auf dapd-Nachfrage: "Ich kann es mir nicht vorstellen, aber man soll ja niemals nie sagen". Definitiv kein Interesse an einer zweiten Amtszeit hat dagegen Stich: "Ich habe nicht die Zeit dafür", lautete die lapidare Antwort des 44-Jährigen auf Anfrage der "Bild"-Zeitung

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