Williams: "Halte mich nicht für die Größte"

SID
Bleibt trotz des vierten Triumphes bei den US Open gegen Victoria Asarenka bescheiden
© Getty

Als die Achterbahnfahrt vorüber war, lag Serena Williams auf dem Center Court und konnte ihr Glück nicht fassen. "Ich hatte meine Verlierer-Rede schon vorbereitet", sagte die Tennis-Olympiasiegerin nach ihrem vierten Triumph bei den US Open.

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Die Hände vors Gesicht geschlagen, entfuhr es der Tennis-Olympiasiegerin nach dem 6:2, 2:6, 7:5-Erfolg noch einmal: "Oh mein Gott!" Dieser Stoßseufzer hatte sie immer wieder begleitet im Endspiel gegen Victoria Asarenka, die den Sieg nach 2:18 mitreißenden Stunden genauso verdient gehabt hätte.

Im ersten Dreisatz-Finale seit 17 Jahren hatte Serena Williams zwar losgelegt wie ein Wirbelwind. Doch der Sturm legte sich rasch, als Asarenka im zweiten Durchgang ihre Nervosität ablegte und Stück für Stück an Dominanz gewann. Die letzten zwölf Sätze und insgesamt sieben Matches nacheinander hatte sie in den vergangenen drei Jahren gegen die jetzt 15-malige Grand-Slam-Siegerin verloren. Und aus dem zweiten Sieg im elften Vergleich wurde tatsächlich wieder nichts.

"Serena ist die größte Spielerin aller Zeiten"

"Serena ist die größte Spielerin aller Zeiten. Sie hat das Spiel auf ein neues Level gehoben", sagte Asarenka. Dabei durfte sie sich beim Stand von 5:4 im dritten Satz schon auf den zweiten Major-Titel nach Australien Anfang des Jahres freuen. Nur noch ein Aufschlagspiel war sie entfernt vom Siegerscheck über 1,9 Millionen Dollar.

"Ich halte mich nicht für die Größte. Ich halte mich einfach für eine Tennisspielerin, die versucht, ihr Bestes zu geben. Ich bin einfach Serena, ich werde nie jemand anderer sein", erwiderte Williams. Nach dem Break im richtigen Moment war das Service zum Sieg nur noch Formsache. Zuletzt hatte in New York Steffi Graf 1995 drei Sätze zum Sieg über Monica Seles gebraucht.

"Nie erwartet, dass ich alle diese Titel gewinne"

Swingtime war angesagt, als Williams die Trophäe endlich in den Händen hielt. Zu den Klängen von Prince ("1999") und Irene Cara ("Fame") tanzte und sang sie und herzte den Silber-Pokal. "Ich wusste, dass ich in diesem Sommer gut spielen und ein Champion sein würde. Aber ich habe niemals erwartet, dass ich alle diese Titel gewinne", sagte die 30-Jährige, die nacheinander Wimbledon, Olympia und nun ihr Heim-Turnier gewann. Dabei konnte jeder der 24.000 Zuschauer im Arthur-Ashe-Stadion spüren, wie verunsichert Serena Williams war, als sie ihren ersten Satz des Turniers abgegeben hatte.

Nur zwei Breaks hatte sie im ganzen Turnier zugelassen und nun gleich zwei in einem Durchgang. Auch der Aufschlag ließ sie im Stich. Erst am Ende summierte sich die Quote wieder auf 13 Asse - was im Turnierverlauf unglaubliche 63 Asse bedeutete und ein Grund dafür war, dass ihr eine Pleite wie im Vorjahresfinale gegen die Australierin Samantha Stosur erspart blieb.

Asarenka konnte da nicht mithalten. Die geplante Revanche für das Aus bei Olympia ging auch daneben. Allerdings leistete sie sich nur 28 Fehler, während Williams 45 unterliefen. Fast hätte das die Weltranglisten-Vierten, die diesen Platz behält so wie Asarenka die Nummer eins, den Triumph gekostet.

13 Jahre nach dem ersten Titelgewinn an selber Stelle gegen die Schweizerin Martina Hingis. Über eine so lange Zeit hat noch keine vor ihr Major-Titel gesammelt.

"Muss Serena auch dankbar sein"

"Sie hat es verdient", sagte die faire Verliererin. "Ich habe alles gegeben und nichts zu bedauern. Und ich muss Serena auch dankbar sein. Sie sorgt dafür, dass ich mein Spiel, meine Persönlichkeit und meine Physis auf eine höhere Stufe bringe."

Das Hin und Her in dem hochklassigen Endspiel war ein Spiegelbild der Stärke im Damen-Tennis. In den vergangenen sieben Grand-Slam-Turnieren zuvor hatte es sieben verschiedene Siegerinnen gegeben. Serena Williams ist die Erste, die nach Wimbledon zum zweiten Mal triumphieren konnte.

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