Becker rechnet ab: "Dann lieber absteigen"

SID
Boris Becker holte in seiner Karriere sechs Grand-Slam-Titel
© Getty

Boris Becker sieht schwarz. Wenn am nächsten Wochenende in Hamburg Davis Cup gespielt wird, rechnet der dreimalige Wimbledonsieger nicht damit, dass die deutsche Tennis-Nationalmannschaft den Abstieg aus der Weltgruppe verhindern kann. "Klar ist doch: Mit der heutigen Einstellung, mit den heutigen Spielern werden wir den Davis Cup nicht gewinnen", sagte der zweimalige Sieger der "Bild am Sonntag". Vor allem an Philipp Kohlschreiber lässt Becker kein gutes Haar.

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Im Relegationsspiel gegen Australien fehlen Kapitän Patrik Kühnen auf dem roten Sand am Rothenbaum in Philipp Kohlschreiber und Tommy Haas zwei seiner Besten.

"Dann lieber absteigen und mit hungrigen Spielern nach zwei, drei Jahren wieder aufsteigen", erklärte Becker. "Als erfahrener Mann kann dann auch ein Kohlschreiber wieder mitmachen, wenn er ein bisschen erwachsener geworden ist."

"Ich weiß nicht, ob er gut beraten ist"

Der Weltranglisten-20. Kohlschreiber, der als bester Deutscher bei den US Open bis ins Achtelfinale gekommen war, wurde von Kühnen nicht berücksichtigt. Offiziell hieß es, weil er ein Gespräch mit dem Teamchef abgelehnt und sich schlecht über die Mannschaft geäußert habe.

"Ich hoffe, in einer stillen Minute macht er sich mal Gedanken, ob das alles so richtig war", sagte der 44-jährige Becker. "Weil wir nicht gerade mit Weltklassespielern gesegnet sind. Er ist wieder einer, spielt ein fantastisches Jahr."

Doch Kohlschreiber konzentriert sich lieber auf sich und seine Karriere. "Wir sind kein Team, das durch Freundschaft glänzt", sagte er in New York.

"Ich weiß nicht, ob er gut beraten ist? Er soll 45 Wochen Unternehmer sein, aber es gibt ein paar Wochen im Jahr, in denen man über den Tellerrand hinausschauen muss", erklärte Becker. "Wo man fragen muss: Wo komme ich her? Wem habe ich etwas zu verdanken? Ist es gut für mein Image?"

Absolution für Haas: "Er ist ein Vorbild"

In Florian Mayer führt nun ein weiterer Olympia-Verweigerer das Team mit Cedrik-Marcel Stebe, Benjamin Becker und Philipp Petzschner an. "Er hat nicht das Problem, Deutschland zu repräsentieren, sondern im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen", sagte Becker. Bei Kohlschreiber sei das anders: "Das ist sicher kein gutes Vorbild."

Haas bekam dagegen Absolution. "Er braucht irgendwann auch mal Zeit für die Familie. Ich kann auch verstehen, dass er bei diesen Spannungen und der schlechten Stimmung nicht spielen wollte", sagte Becker. Aber er glaubt an die Rückkehr des 34-Jährigen: "Tommy Haas kann noch eine wichtige Rolle im deutschen Tennis spielen. Er ist ein Vorbild."

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