Der Star ist der Kapitän

SID
Patrick Rafter (r.) will sein Team um Bernard Tomic (l.) wieder in die Weltgruppe führen
© Getty

Patrick Rafter hat Spaß an seinem Job gefunden. In kurzen Hosen, als wäre er noch aktiver Spieler, läuft der 39-Jährige in diesen Tagen über die Tennisanlage am Hamburger Rothenbaum. Schaut hier, korrigiert da, spricht und scherzt mit seinen Spielern.

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Der Kapitän des australischen Davis-Cup-Teams strahlt vor dem Match um den Aufstieg in die Welt-Gruppe von Freitag bis Sonntag gegen Deutschland großen Optimismus aus. "Wir haben eine gute Chance, die Jungs haben das gleiche Ziel", sagt Rafter.

Die Rückkehr in die Weltgruppe durch einen Sieg gegen das Team von Patrick Kühnen, das ohne die Spitzenspieler Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber auskommen muss, ist gut möglich. Seit 2008 war der 28-malige Sieger Australien nicht mehr unter den 16 Top-Nationen vertreten, es wird Zeit. Und es wäre ein erster großer Erfolg für Rafter, der im Oktober 2010 dem Ruf des Verbandes gefolgt ist.

Job als Unterhosen-Model

Der ehemalige Weltranglisten-Erste und zweimalige US-Open-Champion hat gebraucht, bis er sich an seine neue Rolle gewöhnt hat. Aber nun erklärte er unmittelbar vor dem Match gegen die Deutschen, dass er den Job noch lange machen möchte. "Ich habe das Gefühl, das wir uns mit dem, was wir aufbauen wollen, in die richtige Richtung bewegen", sagte Rafter, "ich würde gerne noch ein paar Jahre weitermachen, denn es braucht Zeit, bis man sich etabliert und das Vertrauen der Jungs gewonnen hat."

Vor elf Jahren musste Rafter seine Karriere wegen eines Rückenleidens beenden. Trotzdem ist er einer der populärsten Sportler in seinem Land geblieben, wurde 2002 zum "Australier des Jahres" gewählt. Er verdient viel Geld mit Werbung, darunter auch als Unterhosen-Model, hat zwei Kinder, spielt auf der Seniorentour - einen "richtigen" Job aber hatte er nicht.

Da kam das Angebot des australischen Tennisverbandes gerade recht. "Er ist ein Vorbild für die Jugend", sagte sein Vorgänger John Fitzgerald, "Australien braucht Pat gerade jetzt." Der Posten des Davis-Cup-Kapitäns ist einer der wichtigsten und prestigeträchtigsten Jobs im sportverrückten Land auf der anderen Seite der Erde.

Nur Tomic unter den Top-50

Mit der einst großen Tennisnation Australien ging es nach Rafters Rücktritt allerdings stetig bergab. Der inzwischen 31 Jahre alte Lleyton Hewitt war zwar 2002 noch die Nummer Eins der Welt, konnte nach Hüft-Problemen sein Niveau aber nicht halten. Nur noch Bernard Tomic (42.) wird unter den Top-50 notiert. Altmeister Hewitt belegt Platz 100. "Das Ranking ist nicht dafür entscheidend, wie gut jemand ist", sagt Rafter jedoch vor dem Vergleich mit Deutschland, "diese Jungs haben Leidenschaft."

Die hat, wo sie fehlte, Rafter ihnen eigenhändig vermittelt. "Viele internationale Spieler denken, der Davis Cup passt nicht in ihren Turnierplan", sagt Rafter, der 2000 und 2001 in zwei Davis-Cup-Finals unterlag, "es ist eine Schande, dass nicht jeder spielt." Die Erfahrungen mit Sieg und Niederlage, die harten Anstrengungen, der Stolz, für sein Land zu spielen - all das will er weitergeben: "Man lernt im Davis Cup auch eine Menge über sich selbst."

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