Kerber gegen Williams: Duell der Gegensätze

SID
Angelique Kerber gehört zu den Topfavoritinnen auf den US-Open-Sieg
© Getty

In der zweiten Runde der US Open kommt es zwischen Angelique Kerber und Venus Williams zum Duell der Gegensätze. Vor einem Jahr startete Kerber durch, während Williams am Ende war.

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Inzwischen ist Angelique Kerber zur Nummer sechs der Tennis-Welt aufgestiegen. Und niemand würde vor dem anstehenden Duell der beiden in der zweiten Runde des Grand-Slam-Turniers in Flushing Meadows widersprechen, wenn die Kielerin sagt: "Ich bin die Favoritin, aber für mich ist sie es." Venus Williams, die bei ihrem Comeback so ausgelassen gefeiert wird wie nie.

Allein schon von der sportlichen Konstellation her stimmt diese Einschätzung. Schließlich wird die 32-Jährige Venus, die in Flushing Meadows 2000 und 2001 zweimal triumphierte, in der Weltrangliste nur noch an Position 46 notiert.

Und schon zweimal in dieser Saison zog sie - in Madrid und im Achtelfinale bei Olympia in Wimbledon - den Kürzeren gegen Kerber. Der einzige Sieg liegt drei Jahre zurück.

Angst vor dem Publikum?

Warum also sollte die 24-Jährige Angst haben? Höchstens vielleicht vor dem Publikum, das ihr in einem der großen Stadien blüht und das ihr sicher nicht die Daumen drücken wird. "Die Zuschauer werden natürlich hinter Venus stehen", weiß Kerber. "Alle gegen sich zu haben, ist nicht schön." Aber sie weiß auch: "Dass ich sie schlagen kann. Ich habe die großen Spielerinnen in diesem Jahr alle geschlagen. Und jetzt bin ich selbst eine von ihnen."

Wer 2012 acht Matches gegen Top-Ten-Spielerinnen gewonnen hat, nachdem es in den Jahren zuvor in elf Versuchen nie geklappt hat, darf selbstbewusst sein.

Die Topfavoritinnen auf den Titel in Flushing Meadows, Maria Scharapowa und Serena Williams, waren übrigens auch dabei. Kerbers Motto war stets: "Ich muss gut spielen, egal wer auf der anderen Seite des Netzes steht." So war es zum Auftakt der US Open beim 6:2, 6:0 gegen die Britin Anne Keothavong - und so soll es auch gegen Venus Williams bei deren Heimspiel sein.

"Sie ist hier zu Hause und fühlt sich wohl", sagte Kerber. Wichtig wird sein, gut gerüstet für die hammerharten und bestens platzierten Aufschläge der älteren der beiden Williams-Schwestern zu sein. "Ich muss versuchen, einen guten Return hinzukriegen."

Venus vertraut auf ihren Aufschlag

Auf ihr Service baut Venus Williams: "Mein Aufschlag hat mich schon so manches Mal gerettet." Doch gegen Kerber klappte es nicht so richtig. Vor allem das Aus im Einzel bei Olympia hat sie geärgert, denn die Spiele waren ihr großes Ziel dieses Jahr. Die Goldmedaille im Doppel mit Schwester Serena habe sie aber mehr als entschädigt.

Ohnehin empfindet sie jedes Spiel und jedes Turnier als eine Zugabe. "Ich kenne nicht viele Athleten, die unter solchen Umständen spielen", sagte sie. Vor zwölf Monaten hätte niemand erwartet, Venus Williams noch einmal auf den Hartplätzen der US Open zu erleben und in der ersten Runde im US-Duell gegen Bethanie Mattek-Sands leicht und locker mit 6:3, 6:1 siegen zu sehen.

Schließlich ist die Behandlung des Sjögren-Syndroms meist langwierig und macht den Einsatz von teils harten Medikamenten notwendig. Bei der Autoimmun-Erkrankung werden Speichel- und Tränendrüsen angegriffen; es kommt oft zu Gelenkschmerzen, Müdigkeit und Schwäche, in einigen Fällen auch zu Depressionen.

Krankheit nicht akzeptiert

Es dauerte lange, bis Venus Williams die Krankheit akzeptierte. "Du denkst, ich bin Sportlerin, eine gesunde Person, und nichts kann dich erschüttern." Aber die Realität war grausam. Erst als sie gelernt hatte, die Situation anzunehmen, ging es aufwärts. Die Rückkehr nach Flushing Meadows: "Ein wunderbares Gefühl."

Das will sie noch eine Weile auskosten. Und wieder unter die besten Zehn der Weltrangliste vorstoßen. "Ich fühle, dass ich das wieder in mir habe."

Und sie will Spaß haben auf der Tennis-Tour. "Ich will hier noch ein paar Spiele gewinnen. Das ist der ultimative Spaß." Auch wenn ihr Angelique Kerber diesen Spaß verdirbt, ein Bild des Jammers wird Venus Williams nicht abgeben.

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