Nadals Hassliebe zum Rasentennis

SID
Rafael Nadal muss seinen geliebten Sand erst einmal verlassen - doch Wimbledon bietet Chancen
© Getty

Rafael Nadal hat am Dienstag das Hotel in Halle über die Roger-Federer-Allee bequem erreicht. Seit Montag ist die Verbindung zwischen Tennisstadion und Unterkunft im Sportpark nach dem sechsmaligen Wimbledonsieger aus der Schweiz benannt.

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Der siebenfache French-Open-Champion wird bestimmt nichts dagegen einzuwenden haben. Er schätzt Federer sehr und spricht immer hochachtungsvoll vom "besten Spieler, den das Tennis hervorgebracht hat. "Der 26 Jahre alte Spanier selbst gehört spätestens seit seinem Rekordsieg über den Weltranglisten-Ersten Novak Dokovic im Stade Roland Garros endgültig ebenfalls in die Reihe der ganz Großen.

Er hat in Paris Björn Borg übertroffen und liegt mit elf Major-Titeln nun gemeinsam mit dem Schweden und dem Australier Rod Laver auf Rang vier der ewigen Rangliste, die Federer mit 16 Grand-Slam-Turniersiegen anführt. "Ich denke nicht darüber nach, dass Raffa mich vielleicht in der Grand-Slam-Statistik einholt. Dafür sind unsere Karrieren zu unterschiedlich", sagte Federer in Halle: "Ich freue mich für ihn."

Federer lobt seinen Kontrahenten als "Champion"

Zumindest auf dem roten Ziegelmehl, da sind sich die Experten einig, gibt und gab es niemand Besseren als den Mann aus Mallorca. "Er ist der beste Spieler in der Geschichte auf Sand", legte sich auch Djokovic fest. Nadal, der abseits so schüchtern und zurückhaltend auftritt, fühlt sich angesichts der vielen verbalen Blumensträuße geschmeichelt. "Ich weiß nicht, ob ich der Beste bin oder nicht. Ich bin nicht der Richtige, um das beurteilen zu können."

Nadal allerdings allein auf den nur schwer zu schlagenden Sandplatzspezialisten zu reduzieren, würde in die Irre führen. Der Linkshänder hat schließlich jedes der vier Grand-Slam-Turniere mindestens einmal gewonnen - und Wimbledon sogar zweimal. "Dass Raffa es wieder geschafft hat bei all dem Druck zeigt, was für ein großer Champion er ist", lobte Federer.

Nur wenig Zeit für Umstellung auf Rasen

Es bleibt allerdings in diesen Tagen spannend, wie schnell ihm nun die Umstellung auf die kurze Rasensaison mit zwei Turnieren in Halle und Wimbledon gelingt. Erst am Donnerstag wird Nadal im Einzel ins Turnier eingreifen, nachdem er am Mittwoch im Doppel beginnt. Ende Juli steht dann sogar noch ein dritter Wettbewerb auf dem Grün an - die Olympischen Spiele in London.

Nach dem über zwei Tage andauernden Endspiel gegen Djokovic kann der Spanier bis zu seinem Doppelauftritt nur zweimal trainieren, um sein Spiel dem schnellen Rasen anzupassen. Mats Wilander, der Nadal den Siegerpokal in Paris überreichte, sieht überhaupt keine Probleme. "Rafael hat keine Schwächen im Spiel und zudem seinen Aufschlag in den vergangenen Jahren enorm verbessert", sagte die schwedische Tennis-Legende. Deshalb werde es nicht lange dauern, bis er auch auf Rasen seinen Rhythmus gefunden habe.

Sand kommt seinen beschädigten Knien entgegen

Ihn verbindet mit Rasen eine Art Hassliebe. Er glaubt, dass sein Spiel mit dem extremen Vorwärtsdrall in der Vorhand, seiner Athletik und Beweglichkeit geschaffen sei für die rote Asche. Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum er es liebt, auf Sand zu spielen: seine stark beschädigten Knie. Der Sand wirkt im Unterschied zum Hartplatz wie ein Dämpfer.

Nadals Erholungspausen werden wegen der chronischen Kniebeschwerden immer länger und die Abstände zwischen den Verletzungen dafür immer kürzer. Die ständigen Schmerzen erträgt er nur mit diversen Spritzkuren bei seinem Leibarzt. Niemand weiß, wie lange er noch den Raubbau an seinem Körper durchhalten kann.

Er selbst redet das Thema klein, indem er sagt: "Wenn man den Körper an seine Grenzen bringt, ist es normal, dass man sich verletzt."Bisher ist es meist gut gegangen. Auch weil Nadal inzwischen verinnerlicht hat, seinen Turnierplan so umzugestalten dass er auf Hartplätzen weniger spielt. Der weichere Rasen in Halle kommt da eigentlich wie gerufen.

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