Scharapowa wieder an der Spitze

SID
Im Halbfinale der French Open siegte Maria Sharapova gegen Petra Kvitova
© Getty

Maria Scharapowa ist eine schillernde Marke, eine über die Tennisgrenzen hinaus bekannte Sportlerin. Mit rund 20 Millionen Euro jährlich die bestverdienende weltweit dazu. Jetzt steht die Russin wieder an der Spitze der Weltrangliste.

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Die WTA hatte große Sehnsucht nach einer strahlenden Regentin. "Du bist eine der größten Botschafterinnen unseres Sports", sagte Allaster. Sharapova setzte ihr schönstes Lächeln auf und spielte ihre Rolle perfekt. So jemanden hat sich die WTA lange gewünscht, nachdem zuletzt in Caroline Wozniacki und Viktoria Asarenka eher profilarme Spielerinnen an der Spitze standen.

Es rankten sich schon Gerüchte um ihr Karriereende

Aber auch für die 25 Jahre alte Scharapowa ist die dritte Rückkehr nach 2005 und 2008 auf den Tennis-Thron ein Meilenstein in ihrer Karriere. "Es ist unglaublich wieder die Nummer eins der Welt zu sein", sagte die Russin. Ohne Untertreibung ist es eine der bemerkenswertesten Leistungen in diesem Sport.

Nach einer komplizierten Schulteroperation im Oktober 2008 war Scharapowa in der Weltrangliste nach einer zehnmonatigen Pause auf Rang 126 abgestürzt. Erste Gerüchte eines frühen Karriereende machten die Runde. Sie musste alles neu lernen: den Aufschlag, die Rückhand, die Vorhand. Einfach alles. Es brauchte sehr lange, bis sie wieder die Qualität erreicht hatte, die notwendig ist, um Grand-Slam-Turniere gewinnen zu können.

"Ich hatte viele Tage voller Frust und Unsicherheit durchzustehen", bekannte Scharapowa. Sie wusste nicht, ob sie jemals wieder auf den Platz, auf die Tour zurückkehren werde. "Es war ein langer harter Weg, ich bin jetzt überglücklich, dass ich solche Momente wieder erleben darf." Und der Weg endet in Paris nicht mit der Rückeroberung des Nummer-Eins-Spots.

Sie kann mit einem Finalsieg am Samstag über die Italienerin Sara Errani Tennis-Geschichte schreiben und die zehnte Spielerin werden, die alle vier Major-Turniere zumindest einmal gewonnen hat. Der Titel im Stade Roland Garros fehlt ihr noch. "Diesen Traum will ich mir nun erfüllen", sagt Scharapowa.

Die zweitbeste Bilanz auf Sand in diesem Jahr

Dass sie es in diesem Jahr ernst gemeint hat mit ihrer Paris-Kampagne, zeigt auch die Tatsache, dass sie so früh wie nie in ihrer Karriere auf dem ungeliebten Sand spielte, sie begann die Saison bereits Ende April beim Hallenturnier in Stuttgart. "Ich bin physisch stärker geworden, erhole mich dadurch sehr viel besser und kann die Spiele auf Sand mittlerweile sogar genießen", sagt Scharapowa.

Und ihre neue Zuneigung schlägt sich auch in den Ergebnissen nieder: Sie gewann nicht nur in Stuttgart, sondern anschließend auch die Generalprobe für die French Open in Rom. Sie hat nach Errani die meisten Siege auf dem Ziegelmehl in diesem Jahr.

Früher "wie eine Kuh auf Eis"

Damit ist auch ihr schon legendärer Spruch obsolet geworden, dass sie sich auf Sand wie eine Kuh auf Eis fühle. Mittlerweile hat sie gelernt, dass die Ballwechsel nicht schon nach zwei Gewaltschlägen von der Grundlinie beendet sind. Sie spielte lange so wie sie es auf Hartplatz oder auf Rasen gewohnt war: schnell und schmerzlos.

Ihr neuer Trainer Thomas Hogstedt, ein ausgewiesener Experte, lehrte ihr Geduld und die Erkenntnis, "dass Ballwechsel auf Sand nie beendet sind, ehe sie nicht wirklich vorbei sind."

Wirklich eine Glamour-Diva?

Am Ende wäre noch eines zu klären. Ob sie tatsächlich eine Glamour-Diva ist, wie sie auch die WTA so gerne sieht? Scharapowa lächelt, als sie die Frage hört und antwortet mit einem Satz, der fast schon in Philosophie überlappt: "Am Ende des Tages ist es alles eine große Illusion, und die Realität setzt ein." Sie lächelt erneut, macht eine Pause und fügt mit erhobenem Haupt hinzu: "Ich trage kein Make Up wenn ich auf dem Platz stehe. Aber ich bin mir sicher, dass genau das Divas tun."