In der hochklassigen Neuauflage des Endspiels von 2011 kämpfte der Titelverteidiger der Australian Open den Briten im Halbfinale mit 6:3, 3:6, 6:7 (4:7), 6:1, 7:5 nieder und qualifizierte sich damit zum dritten Mal hintereinander für ein Grand-Slam-Endspiel. Wie zuletzt schon in Wimbledon und in New York heißt sein Gegner Rafael Nadal. Der Spanier hatte sich am Donnerstag gegen Roger Federer durchgesetzt.
Kaum dass Djokovic wieder einigermaßen bei Atem war, machte er seinem Spitznamen Djoker auch schon wieder alle Ehre. Im Finale komme es wieder auf die Physis an, er werde in der Nacht gleich ein paar Bauchmuskelübungen machen, witzelte der Serbe noch auf dem Platz der Rod-Laver-Arena.
Man darf den Jux sicherlich als Beweis für seine mentale Stärke und auch seine Selbstsicherheit werten, sich bis zum Sonntag (9.30 Uhr deutscher Zeit) regeneriert zu haben. Aber der Weltranglistenerste, der 2011 drei Grand-Slam-Titel gewann, weiß auch um die Schwere der Aufgabe: "Es kann keine größere Herausforderung geben als Rafa. Ich habe großen Respekt."
Physis als entscheidender Punkt
Vor einem Jahr hatte Djokovic im Finale von Melbourne leichtes Spiel. In drei Sätzen fertigte er Andy Murray ab. Die Revanche sollte dem Titelverteidiger aber alles abverlangen. "Es war eines der besten und anstrengendsten Matches, das ich je gespielt habe. Am Ende hat die Physis den Ausschlag gegeben", befand Djokovic. "Das Resultat sagt alles."
Da irrte der 24-Jährige aber. Das Resultat besagte tatsächlich nicht alles. Denn es geht nicht daraus hervor, wie nahe er vor dem Aus stand. In dem von zahlreichen Breakmöglichkeiten auf beiden Seiten gekennzeichneten Duell ging Djokovic im fünften Satz zwar mit 4:2 in Führung und schlug beim 5:3 zum Match auf.
Doch Murray verkürzte zur Begeisterung der 15.000 Zuschauer erneut, der Schotte fletschte die Zähne und hatte seinerseits dann noch drei Breakbälle. Djokovic hielt dem Druck aber stand, brachte den Aufschlag nach Hause und verwandelte schließlich mit einem Volley den ersten Matchball.
Murray trotz Niederlage stolz
"Es ist hart, erst ein Comeback zu schaffen mit einem Rebreak und dann doch zu verlieren", sagte Murray. Zwar hatte er diesmal das Finale verpasst, aber bewiesen, dass er mit dem Allerbesten auf Augenhöhe ist. "Ich bin jetzt mental stark, physisch kann ich mich sicher noch verbessern", sagte Murray.
"Ich bin ein anderer Spieler als vor einem Jahr mit einer anderen Haltung. Darauf bin ich stolz", sagte Murray. Zufrieden durfte auch Ivan Lendl mit seinem Mann sein, auch wenn es zum Favoritensturz nicht reichte.
Lendl beweist Sitzfleisch
Lendl, der seit Jahresbeginn Murrays Coach ist, hatte sich beinahe fünf Stunden lang nicht von seinem Sitz erhoben, aber doch gelegentlich die Faust geballt und Beifall geklatscht.
Er sah einen Schützling, der zunächst mehr als eine Stunde lang nicht so auf dem Platz war, dass er den Dominator des Tennis ernsthaft in Schwierigkeiten hätte bringen können.
Nach dem Gewinn des ersten Satzes gab Djokovic weiter Gas, ging gleich mit 2:0 in Führung und lag auch im dritten Spiel vorn. Rat suchend blickte Murray auf die Tribüne zu Lendl. Und plötzlich erhöhte auch Murray das Tempo.
Ihm gelang nicht nur das Rebreak, sondern die Führung und der Gewinn des zweiten Durchgangs. Im 88 Minuten langen dritten Satz hatte Murray das bessere Ende im Tiebreak für sich. Doch dann drehte der zwischenzeitlich schon angeschlagen wirkende Serbe noch einmal auf, schaffte den Satzausgleich und erwies sich schließlich als der Stärkere.