Der FedExpress überrollt Nadal

SID
Roger Federer bewies gegen Rafael Nadal eindrucksvoll seine Topform. Er gewann mit 6:3 6:0
© Getty

Wer soll Roger Federer in London noch stoppen? Der Maestro aus der Schweiz brauchte gerade mal eine Stunde, um seinen Dauerrivalen Rafael Nadal mit 6:3, 6:0 vom Platz zu fegen. Federer steht damit als erster Halbfinalist beim Saisonfinale fest - am Ende kann es eigentlich keinen anderen Turniersieger als ihn geben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die ganz großen Gefühle zeigt Roger Federer normalerweise immer erst bei Siegerehrungen. Davon hat er 2011 bisher nicht allzu viele erlebt, nämlich genau drei. Doha, Basel, Paris-Bercy - einem wie ihm kann das eigentlich nicht genug sein.

Beim Saisonfinale der acht weltbesten Spieler des Jahres wurde Federer am Dienstagabend in London für viele Enttäuschungen in den zurückliegenden Monaten entschädigt. Mit 6:3, 6:0 fegte er Rafael Nadal vom Platz, er brauchte dafür genau eine Stunde und stand anschließend als erster Halbfinalist fest.

"Fast ein perfektes Match gegen meinen größten Rivalen"

Und weil das alles so besonders war, ließ Federer anschließend auch ein kleines bisschen von seiner Gefühlswelt erahnen. "Ich hatte schon einige ziemlich gute Matches in meinem Leben, und dieses war definitiv eines der besseren, das steht fest", sagte der 30-Jährige mit einem feinen Lächeln im Gesicht. Den entscheidenden Grund für diese Einschätzung schob er gleich hinterher: "Es war ein fast perfektes Match gegen meinen größten Rivalen." Gegen den er zuvor 17 von 25 Matches verloren hatte.

Nichts ging mehr im Spiel des Rafael Nadal, nachdem Federer das hart umkämpfte und hochklassige sechste Spiel des ersten Satzes mit einem Break gewonnen hatte und mit 4:2 in Führung ging. Danach gewann Nadal nur noch ein Spiel, er traf keinen Ball mehr, er kämpfte, wie es seinem Naturell entspricht, aber er war ohne Chance. Federer entfernte sich kaum von der Grundlinie, von dort aus dominierte er das Match im Stile eines Champions, er ließ Nadal cool bis ans Herz über den Platz zappeln.

Keine Ausreden bei Nadal

Der Geschlagene erwies sich als fairer Verlierer: "Ich war zu 100 Prozent fit, es gibt keine Entschuldigung für mich. Er hat unmenschlich gespielt." Dabei hatte Nadal sein Training am Montagabend wegen plötzlich aufgetretener Schulterprobleme früher als geplant beendet.

"Ich hatte schon kurz Zweifel, ob ich überhaupt gegen Roger antreten kann, aber heute war ich wie neugeboren", erzählte Nadal: "Ich bin vollkommen unbelastet in das Match gegangen und hatte auch danach keine körperlichen Probleme, das ist zumindest ein Aspekt, über den ich mich freuen kann."

Während der Spanier am Donnerstag gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga gewinnen muss, um noch einen Platz im Halbfinale zu ergattern, hat Federer den bereits sicher. Es ist schwer vorstellbar, dass ein anderer als er das Finale an der Themse gewinnt, zu dominant, zu unwiderstehlich war in den letzten Wochen sein Spiel.

"Selbst überrascht, wie gut ich derzeit spiele"

Daddy Cool, der auch mal in der Nacht vor einem wichtigen Spiel um vier Uhr morgens seine Zwillingstöchter tröstet und trotzdem völlig ausgeschlafen auf dem Platz steht, scheint sich im Herbst seiner Karriere der zwischenzeitlich verloren geglaubten Bestform wieder rasant anzunähern.

Federer ist in London Titelverteidiger - und in der aktuellen Form der haushohe Favorit. "Ich bin selbst überrascht, wie gut ich derzeit spiele", sagte der Schweizer. Zwar hat er erstmals seit 2002 ein Jahr ohne Grand-Slam-Titel beendet, doch 2012 will er gleich im Januar bei den Australian Open in Melbourne Versäumtes nachholen.

"Das war eine ideale Planung"

Seine Erfolgsbilanz der letzten Wochen führt Federer vor allem auf eine sechswöchige Verschnaufpause im Herbst zurück.

"Das war eine ideale Planung", hat er bereits mehrfach gesagt: "Ich merke, dass ich diese Auszeiten brauche. Und ich werde sie mir nehmen."

Nach London wird er erst einmal seinen Familien-Urlaub genießen und dann noch einmal voll angreifen. Bei den Australian Open hat Federer 2010 den bis dato letzten seiner 16 Grand-Slam-Titel geholt.

Die ATP Weltrangliste im Überblick

Artikel und Videos zum Thema