Kvitova soll nun für Tschechien siegen

SID
Petra Kvitova soll Tschechien zum Fed-Cup-Sieg führen
© Getty

Als Victoria Azarenka nach dem verlorenen Finale davon sprach, dass sie jetzt erst einmal drei Wochen keinen Schläger anrühren werde, musste Petra Kvitova schmunzeln. Auch die 21 Jahre alte Tschechin, die sich mit ihrem Titelgewinn beim Abschlussturnier der Weltbesten endgültig zur Tenniskönigin aufgeschwungen hat, würde jetzt am liebsten die Freizeit genießen, nichts tun, ihre Erfolge verarbeiten.

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Doch bei Kvitova gilt in dieser Saison: nach dem Höhepunkt ist vor dem Höhepunkt. Schon am Wochenende steht in der Olympiahalle von Moskau das Fed-Cup-Finale auf dem Programm, Kvitova soll dann nicht weniger leisten, als ihr Land zum ersten Mannschaftstitel nach 23 Jahren zu führen.

Kvitova spielt nun im Fed Cup gegen Russland

"Ich gehe mit großem Rückenwind auf die Zielgerade", sagte Kvitova über die letzte Arbeitswoche einer für sie ebenso verrückten, erfolgreichen wie anstrengenden Saison.

Auf Position 34 war die Tschechin aus der mährischen Kleinstadt Fulnek vor Beginn des Jahres geführt. Nun beendet sie das Jahr als Zweite der Weltrangliste. Dazwischen gewann sie sechs Titel, unter anderem Wimbledon und eben zuletzt das Abschlussturnier in Istanbul.

"Ich hätte nie erwartet, dass ich hier am Ende als Siegerin sitzen würde", sagte Kvitova in Istanbul. Die Linkshänderin hat nicht nur sich selbst verblüfft, sondern auch die Tenniswelt auf den Kopf gestellt. Vier verschiedene Spielerinnen haben sich in diesem Jahr in die Siegerlisten der großen Grand-Slam-Turniere eingetragen.

Aber Kvitova ist die einzige von ihnen, der man zutraut, dass sie das Damentennis in den nächsten Jahren dominieren kann. Kvitova steht mehr als Caroline Wozniacki für den Aufbruch einer neuen Generation. Im Unterschied zur dänischen Nummer eins hat Kvitova das, was Wozniacki in ihrer Karriere noch fehlt: einen Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier.

Alles, was ein Champion braucht

Kvitova bringt alles mit, was ein Champion braucht: wuchtige Grundschläge, einen mächtigen Aufschlag, eine feine Technik und eine herausragende Psyche.

Wie schon bei ihrem Sieg in Wimbledon gegen Maria Scharapowa ließ sie nun auch in Istanbul am Sonntagabend gegen Azarenka in ihrem letzten Aufschlagspiel zum Matchgewinn einen so niedrigen Erregungspegel erkennen, als würde sie nicht zur Welt-, sondern zur Stadtmeisterschaft in ihrem Heimatstädtchen aufschlagen.

Natürlich fehlt ihr mit ihren erst 21 Jahren noch die Reife zur dominierenden Führungsfigur im Welttennis. Auch an der Fitness muss und will sie arbeiten.

Sie kann im Guten wie im Schlechten mit ihren Schlägen ein Spiel bestimmen. Auf brillante Gewinnschläge folgen noch all zu oft unerklärliche Fehler. "Ich bin noch am Anfang meines Weges, nicht am Ende", nimmt Kvitova diesen Umstand gelassen hin.

Niederlagen bringen sie nicht aus der Ruhe

Sie hat sich auch nicht durch die Vielzahl von Niederlagen durcheinanderbringen lassen, die sie nach Wimbledon erleben musste. Es dauerte seine Zeit, bis sie verstanden und verarbeitet hatte, dass sie von der unbekannten Mitläuferin zur viel beachteten Siegspielerin aufgestiegen ist.

Sie verlor nicht nur ihr Auftaktmatch bei den US Open, sondern musste nach Wimbledon drei Monate bis zur ihrer nächsten Finalteilnahme warten. In Linz holte sie sich dann Anfang Oktober ihren fünften Titel der Saison und startete so selbstbewusst in den Abschlusswettbewerb der Tour.

Neue Navratilova?

Sie gewann das Turnier der Besten ohne Niederlage, sie besiegte in den drei Gruppenspielen unter anderem Wozniacki leicht und locker in zwei Sätzen - und am Ende auch das Finale vor mehr als 13.000 Zuschauern gegen Azarenka mit 7:5, 4:6, 6:3. "Es war unglaubliches Tennis, das wir im Finale gezeigt haben", sagte Kvitova.

Ein Traum sei wahr geworden. Doch der Traum lebt weiter. Sie schickt sich nun im Fed Cup an, es ihren berühmten Vorgängerinnen Martina Navratilova und Jana Novotna gleichzutun. Danach darf Petra Kvitova auch guten Gewissens den Schläger beiseitelegen.

Die WTA-Weltrangliste

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