Alles hat ein Ende...

Von Matthias Kohlmaier
Kämpft um den Anschluss an die Besten der Welt: Roger Federer
© Getty
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Wenn die bisherigen Resultate auf Sand eine Prognose für die French Open zulassen, fällt die für Federer also nicht allzu rosig aus. Das Hauptproblem: Gerade nach den Niederlagen gegen Melzer und Gasquet ist mittlerweile jedem Tourspieler klar, dass Federer verwundbar ist.

Vom Schweizer kommen in den vergangenen Wochen immer wieder die gleichen Phrasen. Er sei topfit, mit seinem Spiel zufrieden und habe eben im Moment nur ein bisschen Pech, ist da immer wieder zu hören.

Anspruch und Wirklichkeit

Man bekommt das Gefühl, dass sich Federer ein wenig in dieses Mantra geflüchtet hat und sich der Realität verschließt. Vielleicht ist es für ihn an der Zeit, diese Matchverluste als das zu sehen, was sie sind: die Konsequenz der eigenen Fehler. Federer unterlaufen gerade in wichtigen Situationen Unforced Errors, die ihm früher nicht passiert sind.

Besonders markant stellt sich diese Situation in Tie-Breaks dar. In den vergangenen Jahren hat sich Federer auch gegen schwächer eingeschätzte Gegner teilweise schwer getan. Aber wenn es darauf ankam, war er im satzentscheidenden Tie-Break wieder da und holte sich den Durchgang.

Gerade bei der Niederlage gegen Gasquet in Rom war genau das sein Problem. Federer gewann den ersten Satz und verlor die beiden folgenden Durchgänge im Tie-Break. In spielentscheidenden Situationen hat er - dieses Gefühl bekommt man zumindest als Zuschauer - nicht mehr das Selbstvertrauen vergangener Tage.

Federer will zurück an die Spitze

Federer selbst erkennt scheinbar kaum, dass ihm die Felle ein wenig davon schwimmen. "Kurzfristig ist es mein Ziel, wieder die Nummer eins zu werden", ließ er erst Anfang Mai im Interview mit der "FAZ" verlauten. Dass er in diesem Jahr sämtliche Begegnungen gegen Nadal (2) und gegen Djokovic (3) teils glatt verloren hat, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Natürlich ist Federer immer noch einer der besten und wahrscheinlich der eleganteste Spieler auf der Tour. Es ist nach wie vor wundervoll, ihm auf dem Platz zuzusehen. Aber klar ist auch: Der Eidgenosse hat im Tennis alles gewonnen und für's Schönspielen gibt es keinen Preis. Für Federer zählen nur noch Turniersiege und die sind im Moment nur schwer vorstellbar.

Denn die Auslosung in Paris hat es nicht wirklich gut mit dem Schweizer gemeint. Gleich in der ersten Runde muss er gegen den starken Spanier Feliciano Lopez ran, gegen den er kürzlich in Madrid schon seine liebe Müh und Not hatte. Im Achtelfinale wartet voraussichtlich Lokalmatador Jo-Wilfried Tsonga und eine Runde später der ausgewiesene Sandplatzspezialist David Ferrer.

Ziel: Olympia 2012

Trotz der schwierigen Situation betont Federer immer wieder, noch lange nicht an ein Karriereende zu denken. "Ich sehe mich mental in der Lage, noch viele Jahre zu spielen", sagte er im Vorfeld von Roland Garros. Er plane sogar bereits über 2012 hinaus.

Federers Karriere ist sicherlich einzigartig und wird es auch immer bleiben. Gerade deshalb mag man ihm wünschen, dass er -natürlich mittelfristig - den richtigen Zeitpunkt für einen Rücktritt nicht versäumt.

Warum die Planung bis 2012 schon steht, hat indes einen guten Grund. Denn Federer hat trotz drei Teilnahmen noch keine olympische Einzelmedaille gewonnen. Vielleicht hat es etwas mit Schicksal zu tun, dass das Tennisturnier bei Olympia 2012 ausgerechnet in Wimbledon stattfindet.

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