Dustin Brown überrascht auch sich selbst

SID
Dustin Brown hat beim ATP-Turnier in München für eine Überraschung gesorgt - weitere sollen folgen
© Getty

Dustin Brown aus Winsen an der Aller hat beim ATP-Turnier in München mit seinem Sieg über den Weltranglisten-14. Stanislas Wawrinka für die erste große Überraschung gesorgt. Weitere sollen folgen (das Turnier in München im LIVESCORE).

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Auf den ersten Blick ist Dustin Brown eine sehr verwirrende Erscheinung. Die dunkle Hautfarbe, die langen Dreadlocks - so sehen Menschen aus, die aus der Karibik kommen. Normalerweise. Dustin Brown aber ist geboren in Celle, er lebt in Winsen an der Aller, nicht in Winsen an der Luhe, wie er gerne betont - in geschliffenem Hochdeutsch.

Das mit der Karibik ist trotzdem nicht falsch, Dustin Brown hat mal sieben Jahre auf Jamaika gelebt, der Vater ist Jamaikaner, die Mutter, die er "Mam" nennt, eine Deutsche. Die Verwirrung, die der Tennis-Spieler Dustin Brown auslöst, ist damit nicht geklärt.

Sieg gegen Wawrinka

In der ersten Runde des ATP-Turniers in München hat Brown am Dienstag gegen Stanislas Wawrinka gewonnen. Der Schweizer ist derzeit immerhin die Nummer 14 der Welt. Der Sieg war nicht unbedingt zu erwarten, und Dustin Brown hat viele Beobachter und nicht zuletzt sich selbst damit ziemlich überrascht.

"Die Leute wissen schon, dass ich gut Tennis spielen kann, ich weiß nur nicht, ob ich es an diesem Tag spielen kann", hat der 26-Jährige danach gesagt. Übersetzt heißt das: Dustin Brown hat es vom Können her drauf, gegen Leute wie Wawrinka zu gewinnen - nur vom Kopf her packt er es oft nicht.

In wichtigen Situationen früher oft "gechoked"

"Man muss dran glauben, dass man diese Leute schlagen kann", sagte der 196 Zentimeter lange Deutsch-Jamaikaner. Und vielleicht war der Sieg am Dienstag in dieser Hinsicht so etwas wie ein Aha-Erlebnis. Brown gibt zu, dass er gerade in Situationen, in denen er, wie es so schön heißt, den "Sack zumachen" müsste, in der Vergangenheit oft "gechoked" hat, also versagt. Gegen Wawrika drohte erneut so ein Einbruch: Brown führte 5:3 im dritten Satz, brachte seinen Aufschlag zum Satzgewinn aber nicht durch. Diesmal allerdings behielt er kühlen Kopf, gewann den entscheidenden Durchgang schließlich mit 7:5.

"Ich bin oft hektisch geworden, wenn ich geführt habe. Aber man muss beim Tennis einfach sein Spiel weiterspielen", hat Brown nach seinem bislang größten Sieg festgestellt. In seinem Fall gehören dazu in der Tat starke Nerven. Brown spielt, nun ja, unorthodox. Ein bisschen wie eine Mischung aus den ehemaligen Weltstars Yannick Noah und Jimmy Connors. Brown ist sehr angriffslustig, weil er weiß: Als Grundlinienspieler taugt er sowieso nicht. "Vier Passierbälle zu bekommen ist besser, als den Ball viermal in die Wurzel zu hauen. Von hinten mitspielen, das können 400 Leute auf der Welt besser als ich."

Am Donnerstag gegen Stepanek

Nicht zuletzt seine Mutter hat Dreddy (wegen der Dreadlocks) davon überzeugt, dass er mal Spieler besiegen könnte, die er früher nur im Fernsehen zu Gesicht bekommen hat. "Da sitzt man auf dem Sofa und sagt: danke, Mam. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich geglaubt habe, dass ich es kann."

Mit seinem Spiel hat er es mitterweile schon auf Rang 123 gebracht, die Zeiten, als er im Campingbus zu kleinen Turnieren fuhr, sind vorbei. Ebenso die Phase vor etwa einem Jahr, als er überlegte, für Jamaika anzutreten. Dort wäre er die Nummer eins, aber der jamaikanische Verband hat sich etwas ungeschickt verhalten.

Seine Gegenüber zu verwirren, vor allem seine Gegenspieler, soll in Zukunft Methode haben, sagt Dustin Brown: "Es macht mich ja gefährlich, dass die nicht wissen, was kommt." Mal sehen, wie Radek Stepanek reagiert: Der Tscheche ist am Donnerstag der nächste Gegner - und als Nummer 67 der Weltrangliste gar nicht so weit weg von dem Ziel, das Brown erst mal erreichen will: die Top 60.

Tennis: Die ATP-Weltrangliste

Artikel und Videos zum Thema