Carlsen kurz vor WM-Titel

SID
Magnus Carlsen ist die Nummer eins der Schach-Weltrangliste
© getty

Der Norweger Magnus Carlsen steht bei der Schach-Weltmeisterschaft in Chennai unmittelbar vor der Krönung. Der 22 Jährige gewann in Chennai die packende neunte Partie im WM-Duell mit Titelverteidiger Viswanathan Anand nach 3:20 Stunden, 28 Zügen - und einem Blackout seines Gegners.

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Carlsen erhöhte seine Führung in der Gesamtwertung auf 6:3, er benötigt in der zehnten von maximal zwölf Partien am Freitag nur noch ein Remis, um den WM-Titel perfekt zu machen.

Der Herausforderer blieb noch zurückhaltend und analysierte seinen Sieg kritisch. "An einer Stelle habe ich mich verrechnet und musste alles oder nichts spielen. Es gab zu viele schwierige Varianten, die man berechnen musste. Deswegen habe ich versucht, so natürlich wie möglich zu ziehen. Ich hatte riesiges Glück, dass Anand am Ende gepatzt hat", sagte der Norweger.

Anand eröffnete die Partie mit seinem d-Bauern. Er musste seine Spielweise ändern, denn mit dem Doppelschritt des e-Bauern und den daraus resultierenden Stellungen konnte er im Verlauf des Matches die Verteidigung Carlsens nicht brechen.

Faszinierende Stellung

Der Norweger ließ sich auf die Nimzowitsch-Indische Verteidigung ein und Anand wählte eine scharfe Variante, die ihm schon im WM-Kampf gegen Kramnik 2008 Erfolg beschert hatte.

Nach der Eröffnung ergab sich eine faszinierende Stellung. Der Weltmeister trieb seine Bauern am Königsflügel voran, um den gegnerischen Monarchen anzugreifen, während Carlsen sein Heil am Damenflügel suchte.

Anand warf alle Figuren in den Angriff und bedrohte mit seinen Schwerfiguren den schwarzen König. Im Gegenzug erlaubte er Carlsens b-Bauern, sich in eine neue Dame umzuwandeln. Bei korrektem Spiel hätte der Norweger diese Dame opfern müssen, um den Angriff zu stoppen.

Anand: "Hatte keine Wahl"

Es wäre ein völliges Chaos mit beiderseitigen Chancen entstanden, doch "Vishy" zog im 28. Zug die falsche Figur auf die Grundreihe, um ein Schach abzuwehren. Er sah sofort sein Malheur und gab kurze Zeit später auf.

"Ich hatte keine Wahl, so wie der Wettkampf lief, und musste alles auf eine Karte setzen. Es ist natürlich dumm und irgendwie verantwortungslos, wie ich am Ende die Partie eingestellt habe", sagte Anand frustriert.

Der Wettkampf ist bis zum 28. November auf zwölf Partien angesetzt, wird aber sehr wahrscheinlich nicht über die volle Distanz ausgetragen. Insgesamt beträgt das Preisgeld 2,55 Millionen Dollar (1,89 Millionen Euro). Bei einem WM-Sieg wäre Carlsen um gut zwei Millionen Euro reicher.

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