"Ich mache mir große Vorwürfe"

SID
Die lange und erfolgreiche Karriere von Isabell Werth steht auf der Kippe
© Getty

Isabell Wert äußert sich im Interview über den positiven Dopingbefund ihres Pferdes Whisper: "Alles, was ich mir in 20 Jahren aufgebaut habe, droht zu kippen", so Werth.

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Update Frage: Können Sie Ihre Gefühlslage beschreiben, als Sie über den positiven Dopingbefund informiert wurden?

Isabell Werth: Das war der schlimmste Tag meines Lebens. All das, was ich mir in 20 Jahren im Sport und rund um den Sport aufgebaut habe, droht zu kippen. Ich werde plötzlich in eine Ecke gerückt, in die ich nicht gehöre.

Frage: Können Sie die Sache erklären?

Werth: Ich wollte mit dem Medikament doch keine Leistung manipulieren, es ging nicht um fitspritzen. Es war eine therapeutische Maßnahme. Mein Pferd leidet an der Zitterkrankheit. Ich habe es nur gut gemeint und wollte ihm den Alltag erleichtern.

Frage: War das nicht angesichts der mangelnden Erfahrung im Umgang mit diesem Medikament fahrlässig?

Werth: Mein Tierarzt hat gesagt, die Substanz ist cirka sechs Tage nachweisbar, vielleicht ein bisschen länger. Ich habe geglaubt, alles richtig gemacht zu haben, und bin reinen Gewissens nach Wiesbaden gefahren. Das war ein Riesenfehler, ich mache mir große Vorwürfe.

Frage: Sollten Sie nicht dem Arzt den Vorwurf machen, auf den Sie sich offenbar verlassen haben?

Werth: Vorwürfe sind jetzt leicht zu machen. Ich arbeite seit Jahren mit Dr. Stihl zusammen. Er ist ein hervorragender Veterinär, aber auch nur ein Mensch. Ich werde ihn jetzt nicht an die Wand nageln.

Frage: Die gefundene Substanz Fluphenazin wird ausschließlich in der Humanmedizin verwendet. Warum haben Sie das Präparat mit diesem Wirkstoff bei Ihrem Pferd benutzt?

Werth: Es gibt kein entsprechendes Medikament für Pferde. Deshalb haben wir es getestet. Und es verlief erfolgreich.

Frage: Wie wollen Sie die FEI von Ihrem Vorgehen überzeugen?

Werth: Ich kann nicht mehr tun als die Fakten darzulegen und darauf zu hoffen, dass die Gesamtumstände Berücksichtigung finden.

Frage: Wenn die FEI Sie wegen Dopings für zwei Jahre sperren sollte, was dann?

Werth: Daran darf ich gar nicht denken.

Die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin verzichtet im Doping-Fall um ihren zehn Jahre alten Wallach Whisper auf die Öffnung der B-Probe und bleibt weiterhin für alle Turniere suspendiert. Das ist das Ergebnis der Telefonkonferenz mit dem Weltverband FEI, bei der Werth und ihr Anwalt Ulf Walz am Donnerstag zu den Doping-Vorwürfen Stellung nahmen.

Werth räumte bei der Anhörung ein, dass es bei der Medikamentengabe an ihr Pferd Whisper offensichtlich Fehler gegeben habe.

Der behandelnde Tierarzt habe sich bei der Absetzung des Mittels "schlichtweg vertan", sagte Walz der "Rheinischen Post".

Durch den Verzicht auf die Öffnung der B-Probe kann das Hauptverfahren gegen die Doppel-Weltmeisterin wohl schon in der kommenden Woche eröffnet werden.

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