Empörung beim America's Cup

SID
Beim America's Cup gibt es eine Zäsur
© getty

Kleine Boote, großer Ärger: Der Millionen-Poker um die Zukunft des legendären America's Cup ist entschieden - doch nach dem umstrittenen Votum für die "Mini-Yachten" bei der 35. Regatta im Jahr 2017 geht der Zoff erst richtig los. "Ich kann nur mit dem Kopf schütteln. Das ist ein Desaster und ein Ding der Unmöglichkeit", sagte Deutschlands Segel-Ikone Jochen Schümann dem SID und sprach von "Wettbewerbsverzerrung".

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Statt mit wuchtigeren AC62-Katamaranen sollen bei dem Mega-Event 2017 vor den Bermudas nur rund fünf Meter kleinere Boote zwischen 45 und 50 Fuß zugelassen werden - dies bedeutet für den altehrwürdigen America's Cup eine Zäsur: Noch nie gingen die Teams beim ältesten und wichtigsten Segel-Wettbewerb der Welt mit so kleinen Booten an den Start. Die Formel 1 der Meere schrumpft aus Kostengründen zusammen.

"Es ist unsportlich, egal, aus welchen angeblichen Gründen so etwas passiert. Die Teams basteln immerhin schon seit anderthalb Jahren an ihren Katamaranen", sagte der dreimalige Olympiasieger Schümann, der den Cup zwei Mal gewann: "Auch für Außenstehende ist das nur schwer verständlich."

Trotz harscher Kritik im Vorfeld unterstützte eine Mehrheit der fünf Herausforderer den Vorstoß des Cup-Verteidigers Team Oracle USA bei einer Abstimmung. "Die America's-Cup-Teams haben Änderungen mit dem Ziel beschlossen, die Kosten für den America's Cup 2017 deutlich zu reduzieren", hieß es einem Statement des Veranstalters. Während Oracle bei seinem Triumph 2013 noch mehr als 100 Millionen Euro investierte, soll nun ein Budget von 15 bis 20 Millionen Euro reichen.

"Guter Wettbewerb hängt von Teilnehmern ab"

"Der Wechsel in die neue Klasse bedeutet für den America's Cup einen großen Schritt vorwärts, sagte Cup-Vermarkter Harvey Schiller: "Ich glaube, dass der America's Cup damit für jetzt und die Zukunft auf ein solides Fundament gestellt wird."

Schümann fürchtet dagegen um die Attraktivität des Wettbewerbs und hält weitere Absagen des ohnehin schon geschrumpften Feldes für denkbar. "Ein guter Wettbewerb hängt von guten Teilnehmern ab und vor allem von der Anzahl an Teams. 2007 in Valencia waren noch zwölf Boote am Start. Nun muss man abwarten, wie viele 2017 übrigbleiben", sagte Schümann.

Die Kampagne des Teams Neuseeland, das beim 34. America's Cup im Jahr 2013 in einem historischen Duell mit 8:9 dem Team Oracle USA unterlag, kündigte bereits Protest an.

Vorfreude hält sich in Grenzen

Auch das italienische Team Luna Rossa, das bereits vor der Entscheidung am Mittwoch mit Ausstieg gedroht hatte, steht auf der Kippe, da die Planungen basierend auf dem alten Reglement schon weit fortgeschritten waren.

"Der momentane Verteidiger Oracle ist kein guter Hüter des America's Cup, der Cup gehört in andere Hände. Es wird Zeit für eine neue Ära", sagte Schümann.

Die Vorfreude des 60-Jährigen hält sich angesichts der jüngsten Regeländerung jedenfalls in Grenzen. "Ich werde die Rennen als leidenschaftlicher Segler zwar verfolgen, aber dieses Regel-Hickhack ist unter der Gürtellinie, und ich habe keinen Bock mehr darauf, das alles im Vorfeld zu verfolgen."

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