Schwimmen - Wellbrocks Luxusproblem: Plötzlich schnell wie nie

SID
Florian Wellbrock ist in bestechender Form.
© getty

Knapp 100 Tage vor den Olympischen Spielen ist Florian Wellbrock schnell wie nie. Die Weltjahresbestzeit auf seiner Nebenstrecke 400 m Freistil ist auch ein Zeichen an die internationale Schwimm-Konkurrenz - und ein Grund zum Grübeln.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

So schnell war Florian Wellbrock noch nie, was knapp 100 Tage vor den Olympischen Spielen zunächst einmal eine sehr gute Nachricht ist. Doch seine Weltjahresbestzeit über die 400 m Freistil könnte den Doppel-Weltmeister aus Magdeburg ins Grübeln bringen. Plötzlich gehört Wellbrock auch über seine Nebenstrecke zur Weltklasse. Die Frage lautet nun: Wie passt diese Distanz in die Tokio-Planungen des deutschen Vorschwimmers?

"Nicht mehr so gut", sagt Bundestrainer Bernd Berkhahn, "da gäbe es an manchen Tagen Überschneidungen. Aber nach so einer Leistung werden wir uns noch einmal alles ganz genau überlegen."

Für Wellbrock (23) ist es letztlich ein Luxusproblem, über die 800 und 1500 m im Becken besitzt er ebenso Medaillenchancen wie über die 10 km im Freiwasser. Über seine Paradestrecke 1500 m zeigte Wellbrock am Sonntag in Magdeburg seine ganze Klasse: Sieg in 14:46,03 Minuten, Platz zwei der Weltrangliste, nur Italiens Olympiasieger Gregorio Paltrinieri (14:40,38) war 2021 schneller.

Die 3:44,35 Minuten aber, die er beim Qualifikationswettkampf in seiner Heimatstadt im "Sprint" über 400 m brauchte, geben Wellbrock neben einer weiteren Option noch mehr Selbstvertrauen - und sind gleichzeitig ein Zeichen an die internationale Konkurrenz.

Wellbrock: "Konkurrenz belebt das Geschäft"

"Diese Geschwindigkeit zu haben, ist eine gute Voraussetzung für die langen Strecken", sagt Wellbrock zu seiner "schönen neuen Bestzeit", für die er einen guten Grund gefunden hat. "Konkurrenz belebt das Geschäft", erklärt er. Neben Wellbrock knackten auch sein Magdeburger Teamkollege Lukas Märtens und Henning Mühlleitner (Neckarsulm) die Norm.

Alle drei besitzen in Top-Form Finalchancen in Tokio, doch nur Wellbrock hat bislang die Erfahrung und Wettkampfhärte, die es auf der Weltbühne braucht. In Magdeburg ließ er seiner Bestzeit im Vorlauf eine 3:44,77 im Finale folgen, "sehr zufrieden" war er mit der Bestätigung seines außerordentlichen Tempos.

Nun gilt es, bis Tokio (ab 23. Juli) den Speed zu halten und die nötige Ausdauer für die Paradestrecken aufzubauen. Bei den Europameisterschaften in Budapest Mitte Mai führt Wellbrock gemeinsam mit seiner Verlobten Sarah Köhler das Freiwasser-Aufgebot des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) an. Es wird der erste Härtetest für den amtierenden Weltmeister über die 10 km, das erste Kräftemessen mit den Top-Kontrahenten in dieser Corona-Saison.

Die Konkurrenz braucht Wellbrock, entweder im direkten Zweikampf oder getrennt durch die Bahnbegrenzung im Becken wie bei seinem WM-Sieg über 1500 m. Sie ist ihm wichtiger als ein rauschendes Sportfest mit Fans. "Olympia ist für mich im Kern der Wettkampf mit anderen Sportlern", sagte Wellbrock zuletzt der Welt. Sommerspiele ohne oder mit nur wenigen Zuschauern wären für ihn kein Problem. Es würde "mir tatsächlich gar nichts" vom Olympiatraum nehmen, sagt er.

Artikel und Videos zum Thema