DSV droht historisches Debakel

SID
Sinnbildlich für den DSV: Marco di Carli fand bei der Schwimm-WM nicht zu seiner Form
© Getty

Nach dem Rückzieher von Britta Steffen droht dem DSV die schlechteste WM-Ausbeute seiner Geschichte bei den Schwimmern.

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Britta Steffen zog zurück, Marco di Carli ging unter: Nach dem Absturz der Hoffnungsträger droht den deutschen Schwimmern bei der WM in Shanghai ein historisches Debakel.

Mit nur drei Bronzemedaillen durch den entthronten Doppel-Weltmeister Paul Biedermann und die Freistilsprintstaffel der Frauen steuert der Deutsche Schwimm-Verband in Shanghai auf die schlechteste Ausbeute seiner WM-Geschichte zu.

"Wenn die Protagonisten ausfallen, ist es schwer, insgesamt Erfolg zu haben", sagte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow nach dem Verzicht der Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen auf alle weiteren WM-Starts. "Wenn Britta Steffen ihre Leistung nicht abruft, ist es besonders schwerwiegend."

Negativrekord von 1973

Seit der Wiedervereinigung war der DSV bislang nur einmal bei einer WM ohne Schwimmer-Gold geblieben - 2007 in Melbourne. Doch Thomas Rupprath über 50 m Rücken, Annika Lurz über 200 m Freistil und die 4x200-m-Freistilstaffel mit Britta Steffen gewannen Silber. Davon sind die deutschen Schwimmer in Shanghai vor den letzten 18 Entscheidungen weit entfernt.

Sollte am letzten Wochenende keine weiteren Medaillen mehr dazukommen, hätte der DSV seinen Negativrekord von der WM 1973 eingestellt. In Belgrad holten einzig die 4x200-m-Staffel um Klaus Steinbach sowie die Frauenstaffeln über 4x100 m Freistil und 4x100 m Lagen Bronze. Die DDR-Schwimmer räumten allerdings zwölfmal Gold, sechsmal Silber und siebenmal Bronze ab.

Buschkow: Schlechte Einstellung

Eklatant ist vor allem der Leistungseinbruch gegenüber der WM 2009 in Rom. Dank der Doppel-Weltmeister Steffen und Biedermann durfte sich Bundestrainer Dirk Lange nach seiner ersten Weltmeisterschaft mit vier Gold-, vier Silber- und einer Bronzemedaille schmücken. Vor Shanghai glaubte er, die deutsche Spitze sei breiter geworden, und verwies auf 13 Schwimmer unter den ersten Zehn in den Weltranglisten.

Doch die zweite Reihe enttäuschte bislang. Fast alle, die sich bei der DM in den Vordergrund schwammen wie Rückkehrer Marco di Carli, konnten ihre Leistungen in Shanghai nicht bestätigen. "Vielleicht war es nicht ganz optimal mit dem Zeitverlauf zwischen den deutschen Meisterschaften und dem Wettkampfhöhepunkt", sagte Buschkow, konnte in der Vorbereitung aber "keinen durchgängigen Fehler erkennen".

Offenbar hatten jedoch viele Schwimmer ihr Training auf die DM und die Erfüllung der strengen WM-Normen ausgerichtet und konnten danach ihr Leistungsniveau nicht mehr halten.

Buschkow vermutet auch andere Gründe. "Die mentale Einstellung spielt eine besondere Rolle, und da sind die Sportler einfach gefordert", sagte der Leistungssportdirektor: "Das ist ihr Job. Man verlangt vom Piloten ja auch, dass er mit 250 Fluggästen ordentlich landet. Wir verlangen von den Sportlern, dass sie zu bestimmten Zeiten ihre Leistungen abrufen."

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