Tour de France: Van Aert gewinnt fünfte Etappe - Alaphilippe verliert Gelb nach Strafe

SID
Julian Alaphilippe ist sein Gelbes Trikot los.
© imago images / Sirotti

Erst eine stundenlange Bummelfahrt, dann ein stürmisches Finale - und ein nachträglich entthronter Publikumsliebling: Der belgische Überflieger Wout Van Aert hat die zuvor unspektakuläre fünfte Etappe der Tour de France in einem technischen Bergauf-Sprint spektakulär gewonnen. Für den Paukenschlag des Tages sorgte dann aber die Jury, die dem Franzosen Julian Alaphilippe 20 Sekunden Zeitstrafe aufbrummte - er war damit das Gelbe Trikot los.

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Der Quick-Step-Profi, der am Sonntag mit seinem umjubelten Sieg in Nizza die Gesamtführung übernommen hatte, kam zwar zeitgleich mit Van Aert ins Ziel, wurde aber bestraft, da er 17 km vor dem Ziel noch Verpflegung angenommen hatte. Dies ist nur bis 20 km vor Etappenende erlaubt.

Neuer Gesamtführender ist damit der Brite Adam Yates (Mitchelton-Scott) mit drei Sekunden Vorsprung auf Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma), Alaphilippe fiel auf Platz 16 zurück. "Niemand will ein Gelbes Trikot so erhalten", sagte Yates ein wenig peinlich berührt: "Irgendein Offizieller hat mich angehalten und mir gesagt, dass ich auf das Podium muss. Ich hatte keine Ahnung, was los war."

Der 25-jährige Van Aert vom Team Jumbo-Visma hatte zuvor nach 183 km in Massensprint von Privas gesiegt und setzte seine Erfolgsserie nach der Corona-Zwangspause nun auch bei der Frankreich-Rundfahrt fort. "Es war ziemlich hektisch mit einer Menge Wind, deshalb bin ich sehr froh", sagte Van Aert: "Ich habe jetzt meinen Etappensieg, jetzt geht es darum, das Team zu unterstützen."

Van Aert, der Anfang August unter anderem Mailand-Sanremo gewonnen hatte, verwies Cees Bol (Niederlande/Sunweb) und Sam Bennett (Irland/Deceuninck-Quick Step) auf die Plätze. Für die niederländische Equipe Jumbo-Visma, für die auch Tony Martin (Cottbus) im Einsatz ist, war es nach dem Erfolg des slowenischen Gelb-Anwärters Primoz Roglic am Dienstag der zweite Tageserfolg nacheinander.

Der elfmalige Tour-Etappensieger Andre Greipel (Israel Start-up Nation), der beim Auftakt in Nizza schwer gestürzt war und seither mit Problemen zu kämpfen hatte, hielt sich zurück.

Tour de France: Peter Sagan verliert Grünes Trikot

Einen Wechsel gab es auch in der Sprintwertung: Der siebenmalige Trikotgewinner Peter Sagan (Slowakei/Bora-hansgrohe), der Vierter wurde, verlor Grün an Bennett.

Nach dem scharfen Start in Gap glich das Geschehen eher einer Gruppenausfahrt als einer Etappe beim wichtigsten Radrennen der Welt. Attacken wurden nicht gefahren, das Peloton nutzte den Weg in Richtung Ardeche zur aktiven Erholung, die Zeit vertrieben sich die Fahrer vor allem mit Gesprächen.

Der Temposchnitt lag am Ende bei rund 42 km/h - für Tour-Verhältnisse eher gemächlich. Angesichts des fordernden Profils der Tour 2020 war die Entscheidung der Fahrer, es am Tag nach der ersten Bergankunft ruhiger angehen zu lassen, aber durchaus nachvollziehbar.

Erstmals Bewegung kam beim Zwischensprint nach knapp 50 Kilometern ins Feld. Die Anwärter auf Grün kämpften um Punkte, Bennett ging dabei als Sieger hervor und sammelte die meisten Zähler.

Erst auf den letzten 30 Kilometern zog das Tempo merklich an. Die Teams der Gelb-Kandidaten minimierten an der Spitze des Feldes für ihre Kapitäne das Risiko von Windkanten, im Finale brachten dann die Sprintteams ihre Sieganwärter in Position. Am Ende schlug Van Aert zu.

Am Donnerstag spielen die Sprinter nur eine Nebenrolle. Auf der 191 km langen sechsten Etappe Le Teil zum Mont Aigoual steht bereits die zweite Bergankunft der Tour 2020 auf dem Programm. Das Etappenprofil ist wie gemacht für einen erfolgreichen Ausreißversuch.