Martin träumt von Gelb

SID
Tony Martin träumt nach wie vor von Tagen im Gelben Trikot
© getty

Gelb, Grün, Etappensiege: Die Aussichten der deutschen Radprofis bei der Tour de France sind erneut exzellent. Einzig ein echter Kandidat für eine Spitzenplatzierung im Gesamtklassement fehlt weiter.

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Für den ersten großen Coup soll Tony Martin sorgen. Beim 13,8 km langen Auftaktzeitfahren im niederländischen Utrecht bietet sich dem dreimaligen Weltmeister die große Chance, sich endlich den Kindheitstraum vom Gelben Trikot zu erfüllen. "Auf dem Treppchen ganz oben zu stehen, ist das erklärte Ziel. Die Chance wird es nicht mehr so oft geben", sagte Martin kämpferisch.

Der flache Kurs in den Niederlanden kommt Spezialisten wie Martin oder seinen nominell schärfsten Konkurrenten Fabian Cancellara (Schweiz/Trek) und Tom Dumoulin (Niederlande/Giant-Alpecin) entgegen, auch die längere Strecke im Vergleich zu einem klassischen Prolog ist ein Vorteil.

"Tag der Abrechnung" für Martin

Motivation für seinen "Tag der Abrechnung" zieht Martin auch aus den Vorkommnissen vor drei Jahren, als er beim Tour-Prolog in Lüttich in Führung liegend von einem Reifenschaden ausgebremst und um das Gelbe Trikot gebracht worden war. "Gelb erobern und dann über die erste Woche verteidigen, das ist die Idealvorstellung. Von der Form her bin ich da, wo ich sein will", sagte Martin.

Marcel Kittel, der in den vergangenen beiden Jahren für acht Tageserfolge gesorgt hatte, wurde vom deutschen Team Giant-Alpecin in einer kontroversen Entscheidung nicht ins Aufgebot berufen. Kittels guter Freund und Mannschaftskollege John Degenkolb bedauert dies - doch sieht darin zugleich auch Chancen für sich.

Degenkolb: "Das Grüne Trikot ist ein Karrieretraum"

Degenkolb ist nun der Mann für die Massensprints, darf aufgrund seiner Vielseitigkeit aber auf mehr hoffen. "Das Grüne Trikot ist ein Karrieretraum, den ich irgendwann erreichen möchte. Wenn ich darum mitfahren kann, werde ich es machen", sagte Degenkolb, der die Tour nach seinen Siegen bei den Klassikern Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix aber gelassen angeht: "Ich habe mir nichts mehr zu beweisen, egal wohin uns die Reise führt."

Als verlässliche Größe in den Massensprints gilt André Greipel. Der gebürtige Rostocker vom Team Lotto-Soudal geht in seine fünfte Tour und will wie bei all seinen Starts für mindestens einen Etappensieg sorgen. "Wenn es einen Sprint gibt, dann wollen wir da sein", sagte Greipel, der seine starke Form zuletzt bei der Ster ZLM Toer unter Beweis gestellt hatte. In den zu erwartenden Sprintankünften der ersten Woche kann Greipel erneut auf die Unterstützung seines Kumpels Marcel Sieberg (Castrop-Rauxel) bauen.

Bora-Argon18 will überraschen

Für Überraschungen will das deutsche Wildcard-Team Bora-Argon18 sorgen. Neben dem frisch gekürten deutschen Meister Emanuel Buchmann (Ravensburg) steht Kapitän Dominik Nerz (Wangen) als derzeit bester deutsche Rundfahrer in den Reihen der Mannschaft von Teamchef Ralph Denk, der auch den talentierten Sprinter Sam Bennett (Irland) dabei hat. "Wir müssen uns strecken, das ist uns bewusst, aber wir sind gut aufgestellt. In einer guten Form kann Dominik in Richtung Top 15 kommen", sagte er.

Eine klassische Helferrolle wird bei Bora Andreas Schillinger (Kümmersbruck) zuteil, Paul Voss (Rostock) ist für eine Überraschung in einer Ausreißergruppe gut. Paul Martens (Rostock) feiert mit 31 Jahren sein lang ersehntes Tour-Debüt. Insgesamt nehmen zehn deutsche Radprofis die Große Schleife in Angriff.

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