Basso bereit für den Toursieg

SID
Ivan Basso gewann 2006 und 2010 die Giro d’Italia
© Getty

Beim heutigen Start der Tour de France steht der Abschied von Lance Armstrong im Mittelpunkt. Oder die Große Schleife wird zur Ein-Mann-Show von Vorjahressieger Alberto Contador.

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Triumphaler Abschied von Veteran Lance Armstrong oder doch eine neuerliche Ein-Mann-Show von Alberto Contador: Vor dem heutigen Start der 97. Tour de France in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam dreht sich alles um die Neuauflage des ungleichen Duells der beiden Rivalen. Auf den 3641,4 Kilometern bis nach Paris will Armstrong das Rad der Zeit ein letztes Mal zurückdrehen.

"Meine Form ist besser als letztes Jahr und meine Motivation größer. Ich will als Sieger aus der Tour herausgehen", kündigt Armstrong an, bevor er der europäischen Radsport-Bühne für immer adieu sagt: "Es wird schwer, aber ich kann die Tour gewinnen."

Verbal ist der Patron bereits in Bestform. Armstrong twittert auf allen Kanälen, die gigantische PR-Maschinerie läuft wieder einmal auf Hochtouren. Contador will die Antwort in den Bergen geben. "Ich habe keine Zweifel, dass ich die Tour gewinne. Diesmal sind mehr Berge im Programm. Das liegt mir. Nichts bereitet mir schlaflose Nächte", sagt der 27-Jährige. Auch nicht der Vorjahreszweite Andy Schleck, der vollmundig tönte: "Ich bin hier um die Tour zu gewinnen, nicht, um Contador zu schlagen."

Ivan Basso ist hungrig

In das Duell um den Gesamtsieg will aber auch der frühere Tour-Zweite und Giro-Sieger Ivan Basso ("Ich kann und will die Tour gewinnen. Ich bin hungrig nach Erfolg.") eingreifen, nachdem er im Zuge des Fuentes-Skandals eine zweijährige Dopingsperre abgesessen hatte. Neben Basso meldet sich in Winokurow ein weiterer (Ex)-Betrüger zurück.

Tourchef Christian Prudhomme wirbt um Akzeptanz für die beiden: "Sie haben ihre Strafe abgesessen." Gerade Winokurow, der 2007 die Tour mit seinem Blutdoping-Skandal an den Rande des Abgrunds getrieben hatte, war noch im Frühjahr bei seinem Sieg in Lüttich von den Fans angefeindet worden.

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Cancellara Prolog-Favorit

Bevor das Duell der Favoriten so richtig losgeht, dürften beim Prolog aber erstmal andere Protagonisten am Zug sein. "Fabian Cancellara und Tony Martin sind meine Favoriten auf das erste Gelbe Trikot", prophezeite Armstrong, nachdem er die 8,9 km lange Strecke durch Rotterdam besichtigt hatte.

Hellseherischer Fähigkeiten bedarf es bei dieser Einschätzung nicht, schließlich hat Martin den Schweizer Zeitfahr-Weltmeister zuletzt zweimal in dessen Spezialdisziplin besiegt. Doch der deutsche Champion bleibt bescheiden: "Ich mache mir nichts vor. Cancellara ist der große Favorit. Ich will beim Prolog das Weiße Trikot holen."

Dabei erwartet die Fahrer ein ungewohntes Bild in Rotterdam. Oranje statt gelb heißt es zum Auftakt. Ganze Straßenzüge präsentieren sich in der niederländischen Nationalfarbe, in Zeiten der Fußball-WM muss sich auch die Tour beugen. Erst recht, wenn in Südafrika die Niederländer gegen Rekord-Weltmeister Brasilien gewinnen.

Doping eine Randerscheinung

Unterdessen nimm das Dauerthema Doping erstmal eine Nebenrolle ein. Ob dies so bleibt, werden die geplanten 540 Kontrollen zeigen. Ein Antidoping-Triumvirat soll diesmal verhindern, dass Betrüger den Fahndern durch das Netz gehen. Der Weltverband UCI führt die Kontrollen durch, die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA schaut den Testern auf die Finger, und die französischen Dopingjäger der AFLD sollen mit ihren Verbindungen zu Polizei und Zoll helfen. So herrscht im Streit zwischen UCI und AFLD vorerst Waffenstillstand. Die Franzosen hatten dem Weltverband vergangenes Jahr ineffektive Kontrollen vorgeworfen.

Dies sehen viele Experten auch als Grund dafür, dass es 2009 fast schon überraschend keinen Dopingfall gegeben hatte. Doch die Gefahr lauert in diesem Jahr nicht nur durch Epo oder Wachstumshormone, Motor-Doping heißt das neue Zauberwort. So ist die UCI sogar mit Scannern unterwegs, um die Räder auf einen kleinen Motor im Rahmen zu untersuchen.

Tour hat es in sich

Einen Motor könnten einige Fahrer gewiss gut gebrauchen, hat es die Strecke in diesem Jahr doch in sich. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Pyrenäen - das Grenzgebirge wurde 1910 erstmals ins Tour-Programm aufgenommen - werden dort vier schwere Bergetappen ausgetragen.

Gleich zweimal geht es über den berüchtigten Col du Tourmalet, einmal sogar als Bergankunft.

Contador wird's freuen, auf den Spanier lauern vielmehr auf den ersten Etappen große Gefahren. Der Wind an der niederländischen Küste und die Kopfsteinpflaster-Passagen kurz vor Ende der dritten Etappe liegen dem Spanier überhaupt nicht. "Da wird es ein Blutbad geben", kündigte Armstrong gar martialisch an.

Da werden auch die 15 deutschen Tour-Teilnehmer gefordert sein. Jens Voigt, der seine 13. Tour fährt, befürchtet Schlimmes: "Da werden wir sicherlich einige Fahrer mit gebrochenen Armen oder Schlüsselbeinen zurücklassen."

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