"Zurück in der Steinzeit"

Von Torsten Adams
Lance Armstrong schloss seine letzte Tour de France als 23. ab
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Armstrongs letzte Tour: Unrühmlicher Abgang des einstigen Patrons

Tja, was soll man zum Auftritt von Lance Armstrong sagen. Der 38-Jährige war angetreten, um seinen achten Toursieg zu holen. Nun weiß man: Er ist eine Tour zuviel gefahren.

Außer einem Paukenschlag im Prolog und seinem letzten Hurra auf der 16. Etappe fuhr der Texaner der Konkurrenz chancenlos hinterher. Platz 23 mit knapp 40 Minuten Rückstand hieß es am Ende für Armstrong.

"Er dachte, es geht leichter. Die Jungen sind ihm davongefahren", sagte der gleichaltrige Routinier Jens Voigt.

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Armstrong: "Hatte meine Zeit"

Willenlos, lustlos und ohne die physische Dominanz, die ihn einst auszeichnete wurde er von der jungen Garde sportlich gedemütigt.

Ein ordentlicher Schuss Wehmut war freilich bei Armstrongs letzten Kilometern Richtung Paris dabei: "Ich kann und werde mich nicht beschweren. Ich hatte meine Zeit und viele gute Momente - schöne Erinnerungen."

Kleiner Trost: Gewinn der Teamwertung

Dass der 26-fache Tour-Etappensieger auf den Champs-Elysees noch einmal auf das Podium der Tour kletterte, war für ihn wohl nur ein kleines Trostpflaster.

Denn statt neben Contador oder Schleck für eine Top-Platzierung im Gesamtklassement geehrt zu werden, holte sich der RadioShack-Kapitän "nur" die Blumen für den Sieg in der Mannschaftswertung ab.

Armstrong: "Comeback 2.0 vorbei"

Ob Armstrong überhaupt noch mal an Radrennen teilnimmt, ließ er offen: "Ich habe noch nicht endgültig entschieden, was ich im nächsten Jahr mache."

Die Saison ist für den Texaner mit dem Ende der Tour auf jeden Fall vorbei. "Ich werde dieses Jahr nur noch bei Hobbyrennen fahren. Und in Austin seht ihr mich mit meinen Kindern auf dem Rad", so Armstrong: "Das Comeback 2.0 ist vorbei. Ich baue jetzt Sandburgen, bin bei meiner Familie und will sorgenfrei leben."

Geht es Armstrong an den Kragen?

Bereits eine Woche vor Tourende wagte Armstrong einen Blick in die Kristallkugel. Was er da sah, würde vielen Profis gefallen: "Ich bin noch ein paar Tage von einem sehr privaten Leben entfernt. Familie, Strand und Bier - das klingt nach einer tollen Kombination."

Fragt sich nur, ob die Tage nach seiner Rückkehr in die Staaten tatsächlich so idyllisch werden, wie es sich der Rekordsieger vorgestellt hat. Denn die Bundesbehörden beschäftigen sich bereits seit Wochen mit seiner womöglich alles andere als lupenreinen Karriere.

Armstrong bleibt gelassen

Eine Grand Jury will die mutmaßlich gängige Dopingpraxis beim Team US Postal beleuchten, während die Vorwürfe von Floyd Landis und Greg LeMond immer erdrückender werden.

Armstrong spielt noch den Gelassenen. "Ich vertraue hundertprozentig darauf, dass sich alles zu meiner Zufriedenheit klärt", sagt der 38-Jährige und schweift in patriotischen Pathos ab: "Es sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Man kann jemanden nicht für etwas bestrafen, was er nicht getan hat."

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