Tour de France: Außenseiter Teunissen gewinnt turbulente 1. Etappe

SID
Teunissen (2.v.r.) setzt sich um eine Reifenbreite gegen Sagan (l.) durch.
© getty

Peter Sagan und sein deutsches Team Bora-hansgrohe haben einen perfekten Start in die Tour de France hauchdünn verpasst, Sprint-Oldie Andre Greipel war chancenlos: Der dreifache Weltmeister Sagan musste sich dem niederländischen Außenseiter Mike Teunissen beim Auftakt der 106. Frankreich-Rundfahrt in Brüssel um Zentimeter geschlagen geben. Der elfmalige Etappensieger Greipel war als 19. bester Deutscher.

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"Ich habe gemerkt, dass alle am Ende gestorben sind, dann habe ich mir Sagan auf der Ziellinie geholt. Da brauche ich noch ein paar Tage, um das zu verstehen", sagte Teunissen, der sich damit auch das Gelbe Trikot holte, bei Eurosport.

Der 26 Jahre alte Jumbo-Teamkollege des in der Schlussphase gestürzten Cottbusers Tony Martin war eigentlich gar nicht für den Kampf um den Sieg vorgesehen gewesen. Sein Sprintkapitän und Landsmann Dylan Groenewegen wurde bei der Ein-Kilometer-Marke Opfer eines Massensturzes im vorderen Drittel, erst dadurch konnte Teunissen um den Sieg kämpfen. "Plötzlich hat sich alles in Luft aufgelöst. Dylan ist zu Boden gegangen, da habe ich gedacht, ich fühle mich gut und probiere es", sagte Teunissen.

Ob Teunissen am Sonntag das Gelbe Trikot erfolgreich verteidigen kann, hat er nicht (nur) selbst in der Hand. Im Teamzeitfahren über 27,6 km in Brüssel ist Teunissen auf die Hilfe seiner sieben Mannschaftskollegen angewiesen. Das Team Jumbo-Visma um den viermaligen Zeitfahrweltmeister Martin gehört allerdings zu den Topfavoriten.

Teunissen (2.v.r.) setzt sich um eine Reifenbreite gegen Sagan (l.) durch.
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Teunissen (2.v.r.) setzt sich um eine Reifenbreite gegen Sagan (l.) durch.

Schachmann vermeidet Sturz, verliert aber Anschluss

Der Crash kurz vor dem Finale hatte vielen Fahrern die Teilnahme am Schlusssprint gekostet. Auch der deutsche Meister Maximilian Schachmann, zweite Bora-Sprint-Option neben Sagan, war damit aus dem Rennen. "Ich war direkt hinter dem Sturz, dank meiner Scheibenbremse bin ich gerade noch rechtzeitig zum Stehen gekommen", sagte Schachmann: "Die haben hier ein paar Fallen eingebaut, so dass es über die komplette Dauer immer sehr nervös war."

Die Chancen der deutschen Profis auf einen Auftaktsieg waren ohnehin gering gewesen. Der derzeit pausierende Marcel Kittel, der 2013 und 2014 als Sieger der ersten Etappe in Gelb gesprintet war, fehlt bei der laufenden Tour ebenso wie der nicht nominierte John Degenkolb. Routinier Greipel ist damit der einzige reine deutsche Sprintspezialist im Feld.

Mitfavorit Fuglsang vom Sturz gezeichnet

Der erste Favorit musste bereits am Auftakttag Federn lassen. Der hoch gewettete Däne Jakob Fuglsang (Astana), Sieger des Criterium du Dauphine, stürzte ebenso wie Martin 18 km vor dem Ziel. Der heftig blutende Fuglsang kämpfte sich mit Hilfe seiner Teamkollegen und an der Seite Martins mit einem Kraftakt wieder ins Feld zurück. Fuglsang verlor keine Zeit.

Für Spektakel sorgte am Samstag vor heimischen Publikum zunächst Belgiens Topfahrer Greg Van Avermaet. Der Rio-Olympiasieger trat unmittelbar nach dem scharfen Start an, drei Außenseiter folgten dem 34-Jährigen, der sich aber souverän nach 43,5 km die Bergwertung an der Mur de Grammont (3. Kategorie) und damit das Bergtrikot sicherte.

Hunderttausende an den Straßen im radsportverrückten Belgien machten den Tour-Start zu einem riesigen Volksfest und huldigten dabei ihrem größten Sportler: Der Auftakt der 106. Frankreich-Rundfahrt war auch zu Ehren von Eddy Merckx nach Brüssel vergeben worden.