Degenkolb: "Keine Angst zu versagen"

SID
John Degenkolb startet bei der 106. Ausgabe von Mailand-Sanremo als Siegkandidat
© getty

Die Classicissima Mailand - Sanremo eröffnet am Sonntag die Reihe der großen Frühjahrsklassiker. Die Chance auf einen deutschen Erfolg ist gegeben, John Degenkolb dürfte die besten Aussichten haben.

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John Degenkolb hat es sich schon mal vorgestellt. "Ein Siegerfoto auf der Via Roma, wie zu den Zeiten von Eddy Merckx mit dem Balkon im Hintergrund: so ein Foto zu Hause, das wäre cool", sagte der 26-Jährige dem SID vor der ersten monumentalen Bewährungsprobe der Radsport-Saison bei der 106. Ausgabe von Mailand-Sanremo.

Die Via Roma im Kurort an der ligurischen Küste soll am Sonntag (ab 14.30 Uhr bei Eurosport) seine große Bühne werden, nach dem längsten Klassiker des Jahres mit fast 300 Kilometern und ungefähr sieben Stunden im Sattel.

Dort hat Rekordsieger Merckx seine sieben Triumphe geholt, auch Erik Zabel seine drei Erfolge gefeiert und Rudi Altig 1968 gewonnen. Zur traditionellen Ankunft ist der Veranstalter erstmals seit 2007 zurückgekehrt. "Das ist schon ein geschichtsträchtiger Ort", meinte Degenkolb.

Wettervorhersagen schlecht

Furchtbar viel Arbeit steht dem Kapitän des Giant-Alpecin-Teams wie den anderen aussichtsreichen deutschen Profis Gerald Ciolek (MTN-Qhubeka) und André Greipel (Lotto-Soudal) bis dahin bevor.

Zwar kein Schnee wie bei Cioleks epischem Triumph 2013, aber wieder verspricht die Vorhersage laut Degenkolb "kein Kaiserwetter". Und das Wetter hat bei der "Primavera" großen Einfluss. Gerade an den bekannten Klippen Cipressa und Poggio sind Attacken im Regen schwierig zu kontern.

Degenkolb lässt sich davon aber nicht schrecken. "Ich muss keine Angst haben, im Finale zu versagen", sagt der Sanremo-Fünfte von 2012, "ich befinde mich mit Sicherheit auf dem Level vom letzten Jahr". 2014 hatte nur großes Pech ein Top-Ergebnis verhindert, am Fuße des Poggio, gut zehn Kilometer vor dem Ziel, platzte ein Reifen: "Da war das Rennen vorbei."

"Wie ein Schlag in die Magengegend"

Ein bisschen Bammel hatte Degenkolb dieser Tage freilich schon - wegen einer drohenden Erkältung: "Ich hatte am Mittwoch Angst, dass ich krank werde, aber mein Immunsystem war stark genug."

Ideal sind die Voraussetzungen trotzdem nicht. Gerade der Ausfall des Berliners Simon Geschke (Schlüsselbeinbruch), der bei Tirreno-Adriatico mit einem Teamwagen kollidiert war, wiegt schwer.

"Als ich die Nachricht bekomme habe, das war wie ein Schlag in die Magengegend", sagte Degenkolb über seinen eigentlich wichtigsten Helfer. Nikias Arndt ist nun der einzige Landsmann im Team, weil sich auch Marcel Kittel derzeit nach einer Viruserkrankung im Aufbautraining befindet.

Greipel: "Gutes Resultat erkämpfen"

Zwei Landsleuten könnte der gebürtige Thüringer jedoch auf der Via Roma begegnen. Der Rostocker Greipel, den letztes Jahr unmittelbar vor dem Zielsprint die Kräfte verließen, möchte sich ein "gutes Resultat erkämpfen", und Ciolek scheint pünktlich in beste Verfassung zu kommen, wie ein zweiter Etappenrang bei Tirreno-Adriatico zeigte. "Meine Form stimmt, aber auch die Mannschaft funktioniert richtig gut", sagte der Kölner bei radsport-news.com.

Während Tour-de-France-Sieger Vincenzo Nibali eher zu den Außenseitern zählt, ist Titelverteidiger Alexander Kristoff (Norwegen) wieder ein heißer Tipp, ähnlich wie Peter Sagan (Slowakei), Fabian Cancellara (Schweiz) oder der Belgier Greg van Avermaet.

Der britische Top-Sprinter Mark Cavendish weiß dagegen nicht, wo er steht, teilt aber mit Degenkolb den Traum von einem Siegerfoto auf der Via Roma: "Seit ich ein Kind bin".

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