Jens Voigt steht vor Rekordteilnahme

SID
Unermüdlich: Jens Voigt peilt seine 17. Tour an, zwei Etappen konnte er gewinnen
© getty

Der "alte Hund" darf nochmal beißen: Der deutsche Altmeister Jens Voigt ist von seinem amerikanischen Team Trek Factory Racing für die 101. Tour de France (5. bis 27. Juli) nominiert worden und steigt zum Rekordteilnehmer des größten Radrennens der Welt auf.

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Als Lohn für starke Leistungen in den vergangenen Wochen wird der 42-Jährige Faszination und Leiden der Großen Schleife ein letztes Mal als Aktiver im Sattel erleben, die Tour kann sich auf eines seiner prägenden Gesichter der zurückliegenden Ausgaben freuen.

Mit der 17. Teilnahme zieht Voigt im finalen Jahr seiner Laufbahn mit den Rekordhaltern George Hincapie (USA) und Stuart O'Grady (Australien) gleich.

2001 und 2005 trug Voigt für je einen Tag das Gelbe Trikot, zwei Tour-Etappen hat er in seiner langen Karriere gewonnen. Seit 1998 war Voigt immer dabei, nur dreimal kam er nicht bis Paris. Nun nimmt der gebürtige Mecklenburger noch einen weiteren Anlauf, seine Bilanz zu ergänzen.

Der Sturz bremst ihn ein

Voigt hatte bei seinen Teamchefs zuletzt mit starken Auftritten gepunktet. Beim Criterium du Dauphine, einem der wichtigen Härtetests für die Tour, war er an mehreren Tagen in Fluchtgruppen präsent und ließ sich von den deutlich jüngeren Gegnern im Peloton nichts vormachen. Voigt stürzte sich mutig in Attacken und betrieb beste Eigenwerbung.

Dem Kampf gegen das fortschreitende Alter trotzte er nach besten Kräften, auch wenn die Beine nicht mehr so viel hergeben wie früher. "Ich muss jetzt mehr mit Auge fahren", sagte Voigt.

Seine Tour-Chancen hatte er vor Wochen skeptisch beurteilt, auch weil er sich nicht mehr so furchtlos in Abfahrten stürzt wie einst. Sein schwerer Sturz bei der Tour 2009 ist ein Grund dafür. "Ich bremse zuviel", sagte Voigt kürzlich.

Grenzenlose Popularität

Kaum ein ausländischer Radprofi hat in der Grande Nation einen Status wie Voigt, der zu Beginn seiner Laufbahn für die französische GAN-Mannschaft und später für Credit Agricole gefahren war.

Ein tosender Beifall brandete unter den Fans immer dann auf, wenn Voigt als Ausreißer allein gegen den Rest und alle Prognosen ankämpfte und Streckensprecher Daniel Mangeas in seiner unnachahmlichen Art das deutsche Tour-Inventar ankündigte.

Am 5. Juli beginnt ein zweifellos emotionaler Schlussakkord einer besonderen Beziehung zwischen Voigt und der Grand Boucle. Der "alte Hund", als solcher hatte er sich einmal bezeichnet, kündigte die Entscheidung über seine Teilnahme am Mittwochmorgen via Twitter an - erkennbar gespannt. "Heute ist der Tag!! Tour de France oder nicht!", hatte er geschrieben.

"Baggersee und Barbecue"

Jetzt darf Voigt noch einmal "auf unsere große Bühne", wie er immer wieder betonte: "Ein erfolgloser Ausreißversuch hier bringt dir mehr Popularität als anderswo ein Sieg. Hier kannst du vom Helfer zum Star werden."

Genauso erging es Voigt, der sein sommerliches Ersatzprogramm nun auf das nächste Jahr verschieben muss: Zeit verbringen mit Frau und den sechs Kindern. "Baggersee und Barbecue" - das sind vorerst keine Alternativen.

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