Zabel gesteht Doping: "Egoismus war stärker"

Von Adrian Bohrdt
Gestanden: Erik Zabel will "wieder in den Spiegel blicken" können
© getty

Der ehemalige Radprofi Erik Zabel hat erstmals offen Einblick in seine Doping-Vergangenheit gegeben. Der 43-Jährige, der bislang nur ein einmaliges Experiment mit dem leistungssteigernden Hormon EPO zugegeben hatte, reagierte damit auf einen entlarvenden Bericht der Anti-Doping-Kommission des französischen Senates.

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Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" gab Zabel seine Doping-Vergehen offen zu: "EPO, Cortison, dann sogar Blutdoping. Es ist doch eine ganze Menge." Zuvor hatte der Sprintspezialist 2007 lediglich zugegeben, 1996 einmalig mit EPO gedopt zu haben.

Allerdings hatte der am vergangenen Mittwoch veröffentlichte 238-seitige Bericht der Kommission Zabel genauso wie Jan Ullrich und Marco Pantani (Tour-Sieger 1998) beschuldigt, bei der Tour de France 1998 gedopt zu haben. Für Zabel der entscheidende Anstoß: Er wolle wieder in den Spiegel schauen können, begründete er sein Geständnis.

Seit 1996 bewusstes Doping

Demnach bereue er seine Taten und versuchte, seine Lüge aus dem Jahr 2007 zu begründen: "Vor allem wollte ich mein Leben behalten, mein Traumleben als Radprofi. Das hat man ja so geliebt, diesen Sport, die Reisen. Dieser Egoismus war einfach stärker."

Tatsächlich habe er sich 1996 bewusst entschlossen, mit dem Dopen zu beginnen. Als die Nachweismethoden für EPO besser wurden, sei er dann, wie viele andere Radprofis auch, auf Eigenbluttransfusionen umgeschwenkt. "2003 habe ich vor der Tour de France eine Re-Infusion bekommen", gestand Zabel.

Insgesamt errang Zabel in seiner Karriere über 200 Siege und gewann als einziger Profi bei der Tour de France sechsmal das Grüne Trikot, das der Fahrer mit den meisten Punkten (Platzierung im Ziel sowie Zwischensprints während den Etappen) während der Tour gewinnt.

Kittel und Degenkolb begrüßen Beichte

Der vierfache Tour-Etappensieger Marcel Kittel und Top-Sprinter John Degenkolb haben die erneute Doping-Beichte des ehemaligen Radstars Erik Zabel begrüßt. "Das ist ein sehr guter Schritt, der uns weiter bringt. Aber natürlich bin ich auch ein wenig enttäuscht", sagte Degenkolb nach einem Rennen in Bochum dem "SID".

Marcel Kittel ergänzte: "Ich hoffe, er macht jetzt alles klar und deutlich, auch im Interesse der jungen Generation und des Nachwuchses, damit wir endlich einen Schlussstrich ziehen können."

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