Jaksche belastet Dopingarzt

SID
Ex-Radprofi und Dopingsünder Jörg Jaksche beäugt den Prozess gegen Eufemiano Fuentes kritisch
© Getty

Jörg Jaksche hat am Montag vor dem Höchsten Gericht in Madrid den spanischen Dopingarzt Fuentes belastet und die neben diesem angeklagten früheren Teamchefs kritisiert.

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"Sie ermutigten uns damals zu dopen, und jetzt beschuldigen sie uns, um sich selber zu retten." Der geständige Dopingsünder Jaksche erklärte dem Gericht, etliche Fahrer des damaligen Teams Liberty Seguros seien seinerzeit Fuentes-Kunden gewesen, doch er könne nicht genau sagen, wer.

"Es war 2005 oder 2006, als mir Fuentes vor der Tour de France die Streckenkarte zeigte, in der eingekreist war, wo Bluttransfusionen geplant waren. Und vor lauter Kreisen sah man fast keine Karte mehr."

Offenbar war es Usus, dass Fuentes mit Behandlungen eingriff, wenn die Leistung nicht kam. Laut Jaksche war Ende 2005 ein Topfahrer zu seinem Team gestoßen, aber es habe nicht die erhofften Ergebnisse gegeben. "Fuentes sagte mir damals, mein Boss (Manolo Saiz, die Redaktion) sei deswegen auf ihn zugekommen."

Im gleichen Jahr sei die Zusammenarbeit zwischen dem Rennstall und Fuentes beendet worden. Doch den Fahrern habe man freigestellt, sich individuell von dem umstrittenen Arzt behandeln zu lassen.

"Fußball steckt tief drin"

Jaksche hatte schon vor seiner Aussage den zuständigen Behörden fehlenden Aufklärungswillen vorgeworfen. "Der Auftrag der Richterin ist festzustellen, ob Fuentes die Gesundheit seiner Klienten gefährdet hat. Sie verweigert aber, diese zusätzlichen Klienten - sprich: Zeugen - anzuhören. Das ist eben Spanien ...", sagte der 36-Jährige der "Tiroler Tageszeitung".

Jaksche, der in Kitzbühel lebt, war selbst Kunde bei Fuentes und trat am Montag als Zeuge in besagtem Prozess in Madrid auf. Er unterstellt Justiz und Sport mangelndes Interesse daran, weitere Sportarten zu belangen. "Dass der Fußball tief drinsteckt, aber gedeckt wird, sollte jedem klar sein", sagte er, und: "Manche Sportarten wie Tennis, Schwimmen und Fußball haben Dopingtests, die eher an einen Schulaufsatz der ersten Klasse erinnern."

Jaksche beschreibt Fuentes als "Halbgott in Weiß, der stolz auf seine errungenen Siege ist", und "Narziss, der gerne bei Rot über die Ampel fährt, um zu sehen, was dann so passiert". Gegen Ärzte und andere Hintermänner vorzugehen, sei grundsätzlich der richtige Weg.

"Im Moment wird am Ende der Dopingkette bestraft, nämlich der Endkonsument, der Sportler. Der richtige Schachzug wäre es, wie bei Drogendelikten den Versorger, Dealer oder Arzt hart zu belangen."