Keine Neuverteilung von Armstrongs Toursiegen

SID
Lance Armstrong wurden im Zuge des Dopingverfahrens alle Tour-Titel aberkannt
© Getty

Der nachträgliche Jackpot für Jan Ullrich ist ausgeblieben, stattdessen geht die einstige Regentschaft von Lance Armstrong bei der Tour de France als schwarze Ära in die Radsport-Geschichte ein. Das Management Komitee des Weltverbandes UCI hat sich auf seiner Sitzung am Freitag gegen eine Neuverteilung der aberkannten Erfolge des inzwischen lebenslang gesperrten Amerikaners ausgesprochen. Die Ergebnislisten werden damit ohne Sieger geführt.

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Doch für Armstrong kommt es noch schlimmer. Die UCI entschied ferner, dass der 41-Jährige alle eingefahrenen Preisgelder zurückzahlen muss. Allein bei der Tour de France hat Armstrong rund drei Millionen Euro verdient.

Zudem gab die UCI bekannt, dass sie eine unabhängige, externe Kommission gründen werde, die sich mit den zahlreichen Anschuldigungen rund um die Armstrong-Affäre beschäftigen soll. "Wir werden alle Maßnahmen ergreifen, die die neue Kommission für notwendig erachtet, um den Radsport wieder in die richtige Spur zu bringen", sagte UCI-Präsident Pat McQuaid.

Des Weiteren strebt das Management Komitee an, das eingeleitete Verfahren gegen Paul Kimmage zurückzuziehen. Der Enthüllungsjournalist hatte in mehreren Interviews die UCI als korrupt bezeichnet, woraufhin er von McQuaid und dessen Vorgänger Hein Verbruggen vor einem Schweizer Gericht verklagt worden war.

Aberkennung logische Konsequenz

Die Aberkennung der Tour-Titel war die logische Entscheidung der UCI, ansonsten wäre es zum Treppenwitz der Tour gekommen. Denn eine weiße Weste können die damaligen Zweitplatzierten auch nicht vorweisen.

So wären Jan Ullrich, der erst Anfang des Jahres wegen seiner Verstrickung in den Skandal um Dopingarzt Eufemiano Fuentes zu einer zweijährigen Sperre verurteilt worden war, die Siege aus den Jahren 2000, 2001 und 2003 nachträglich gutgeschrieben worden. Ullrich hatte im Vorfeld aber bereits betont, dass er kein Interesse an einer derartigen Aufwertung habe.

Auch Andreas Klöden, ebenfalls ein Fahrer mit fragwürdiger Vergangenheit, hätte durch seinen zweiten Platz 2004 profitiert. Und von den weiteren Zweitplatzierten haben der Schweizer Alex Zülle (1999) und der Italiener Ivan Basso (2005) ebenfalls schon eine Dopingsperre abgesessen. Das ist dem Spanier Joseba Beloki (2002) erspart geblieben, wenngleich er auf der Kundenliste von Fuentes stand.

Immenser Schaden für Tour

Für den Radsport und die Tour, die im kommenden Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, ist der Schaden allerdings auch so immens. Die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA, die mehr als zwei Jahre gegen Armstrong ermittelt hatte, schrieb in ihrem Abschlussbericht vom größten Dopingskandal der Sportgeschichte.

Das Ergebnis war eine lebenslange Sperre für Armstrong und die Aberkennung aller sportlichen Erfolge seit dem 1. August 1998. Die UCI hatte am Montag das Strafmaß übernommen, gleichzeitig aber Kritik am Vorgehen der USADA geübt.

Ficht Armstrong das Urteil an?

Gut möglich, dass Armstrong das Urteil noch anfechten wird. Ein Ansatzpunkt ist etwa die achtjährige Verjährungsfrist, die von der USADA wegen der Schwere des Falls nicht angewendet worden war. Ginge es danach, wäre der Beginn der Untersuchung im April 2010 bei der Ermittlung der Verjährungsfrist entscheidend.

Auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat noch die Möglichkeit, Einspruch einzulegen. Davon ist aber kaum auszugehen, hatte die WADA den amerikanischen Kollegen jüngst noch ein Lob für ihre Arbeit ausgesprochen.

Fraglich ist auch, wie das Internationale Olympische Komitee IOC entscheiden wird. Armstrong hatte im Jahre 2000 in Sydney die Bronzemedaille im Einzelzeitfahren gewonnen.

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