Armstrongs Schicksal wohl bald besiegelt

SID
Lance Armstrong droht der nachträgliche Verlust seiner Tour-de-France-Titel
© Getty

Im spektakulären Dopingfall Lance Armstrong zeichnet sich eine Entscheidung innerhalb des kommenden Monats ab. Die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA will ihre Unterlagen noch in dieser Woche an den Radsport-Weltverband UCI übergeben.

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"Es steht unmittelbar bevor. Bis zum Ende des Monats", sagte USADA-Chef Travis Tygart der französischen Sporttageszeitung "L'Equipe".

Der UCI bleiben nach Erhalt der Akten 21 Tage, um zu entscheiden, ob man dem USADA-Urteil einer lebenslangen Sperre sowie der Aberkennung aller Resultate seit dem 1. August 1998 folgt oder den Fall vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS bringt. UCI-Präsident Pat McQuaid hatte bereits angekündigt, das Urteil zu übernehmen, sollten keine erheblichen Zweifel aufkommen.

Frankreichs Sportministerin Valerie Fourneyron forderte die UCI offen zur Streichung der Tour-Siege auf. "Die UCI muss in Bezug auf die Beweise der USADA die Verantwortung übernehmen. Es ist der notwendige letzte Schritt in dem Fall", sagte die Politikerin der französischen Tageszeitung "Le Monde".

"Bestätigung seiner Schuld"

Armstrongs langjähriger Teamchef und Mentor Johan Bruyneel hat ebenfalls bald Gewissheit über seine Zukunft. Im Gegensatz zu seinem Schützling hatte der Belgier Einspruch gegen die Anschuldigungen der USADA erhoben und den Fall vor ein Schiedsgericht gebracht. "Die Anhörung wird noch vor Ende des Jahres stattfinden und sie wird öffentlich sein. Lance Armstrong könnte als Zeuge unter Eid aussagen", sagte Trygart.

Neben Zeugenaussagen von zehn ehemaligen Armstrong-Teamkollegen ist die USADA auch im Besitz von jenen sechs positiven Dopingbefunden, die sich 2005 bei Nachtests der Proben von 1999 ergaben. "Es sind wichtige Beweisstücke. Eine Bestätigung seiner Schuld", sagte Trygart. Er lobte zudem die Zusammenarbeit mit der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD, die er persönlich aufsuchte.

Auf eine Kooperation mit Drogenfahnder Jeff Novitzky - mit dem Trygart eine Freundschaft verbindet - konnte die USADA aus rechtlichen Gründen nicht bauen. "Wir mussten bei Null anfangen", sagte Trygart. Novitzkys zwei Jahre andauernden Ermittlungen hatten nicht zu einem Verfahren gegen Armstrong geführt und waren im Februar eingestellt worden. Ein Vorgang, den Trygart als mysteriös bezeichnete.

Morddrohungen gegen Tygart

Der USADA blieb also nichts anderes übrig, als die von Novitzky gesammelten Beweise erneut zusammenzutragen. "Die Zeugen haben alles wiederholt, was sie den Ermittlern gesagt hatten. Viele haben gestanden, was sie allerdings nicht von einer moderaten Strafe schützen wird", sagte Trygart.

Der Fall sei viel größer als Armstrong, man spreche über eine große, perfekt organisierte Verschwörung im ehemaligen Rad-Team US Postal. Dies rechtfertigt nach Trygarts Auffassung auch das Urteil der USADA, das sich über die achtjährige Verjährungsfrist für Dopingvergehen hinwegsetzt.

"Die Frist ist ein Recht für die Verteidigung. Wenn wir aber beweisen können, dass ein Athlet, der betrogen hat, Zeugen beeinflussen kann, Beweise vertuscht oder unter Eid gelogen hat, dann gilt dieses Recht nicht." Tygart selbst hat nach dem Armstrong-Urteil drei Morddrohungen erhalten. Mittlerweile ist das FBI eingeschaltet.

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