Tony Martin: "Titelverteidigung außer Reichweite"

SID
Das Feld kann er noch anführen, die Gesamtwertung nicht mehr: Tony Martin (M.)
© Getty

Die traditionsreiche Fernfahrt Paris-Nizza ist bei den Radprofis normalerweise sehr beliebt. In relativ gerader Fahrt zieht das Peloton von nasskalten und windigen Gefilden in den Süden, bis es nach etwas mehr als einer Woche die Frühlingssonne am Mittelmeer genießen kann. Für Tony Martin war Paris-Nizza im vergangenen Jahr noch traumhafter, denn da gewann er das Rennen und feierte einen der größten Erfolge seiner Karriere.

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Bei der gerade laufenden 70. Auflage des "Rennens zur Sonne" muss Martin allerdings mit den Schattenseiten des Profilebens klarkommen.

"Die Wiederholung meines Vorjahressieges kann ich abschreiben", räumte der Zeitfahr-Weltmeister bereits nach der zweiten von acht Etappen ein. Er hatte über zwei Minuten Rückstand auf die Favoriten für den Gesamtsieg.

Attacke in der Verpflegung

Martin war Opfer einer Unsportlichkeit geworden. In der Verpflegungszone wurde plötzlich das Tempo erhöht und der im hinteren Feld gefangene 26-Jährige hatte keine Chance.

"Das macht man im Übrigen innerhalb der Verpflegungszone auch nicht. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Wahrscheinlich war es eine Art Eigendynamik oder Herdentrieb. Alle wollten vorne fahren, weil jeder wusste, dass es auf die Kante geht", sagte Martin frustriert.

Jene Kante, plötzlich auftretender starker Seitenwind, der das Feld in viele kleine Gruppen zerreißt, gab Martin schließlich den Rest.

Er will nun die Mannschaft in den kommenden Tagen unterstützen und an seiner Form arbeiten. Die Rolle als einer von drei Kapitänen seines Omega-Pharma-Teams ist er jedenfalls los. Die belgische Mannschaft setzt nun alles auf die Karten Levi Leipheimer und Sylvain Chavanel.

Die Form fehlt

Die Form stimmte schon beim Auftaktzeitfahren nicht, in das Martin als großer Favorit gegangen war. Als sein Name auf der Ergebnisliste nur auf Platz 28 geführt wurde, war Martin ratlos.

Die regennasse Straße und eine noch nicht ganz abgeklungene Erkältung führte der Wahl-Schweizer als mögliche Gründe an.

Bereits die Vorbereitung auf Paris-Nizza lief für Martin nicht so optimal wie im vergangenen Jahr. Im Winter machten ihm Knieprobleme zu schaffen, die wohl vom Wechsel auf ein neues Pedalsystem verursacht wurden.

Die Schmerzen behinderten ihn laut Teamchef Patrick Lefevere auch noch bei der Algarve-Rundfahrt, die er als Zweiter beendete.

Fokus auf den letzten Tag

Martins Aufmerksamkeit dürfte nun vor allem auf dem abschließenden Zeitfahren am Sonntag auf den Col d'Eze bei Nizza liegen. Die Strecke steigt zwar stetig aber mäßig an, sodass Martin dort seine Kraft sehr gut ausspielen kann.

Ein Sieg in der Sonne von Nizza wäre nach den schattigen Tagen mitten in Frankreich sicherlich ein versöhnlicher Abschluss.

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