Ullrich will mit Vergangenheit abschließen

SID
Jan Ullrich (M.) sehnt eine baldige Entscheidung des CAS herbei
© Getty

Der ehemalige Radprofi Jan Ullrich bezog am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Bielefeld Stellung: Zum anstehenden Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs CAS über eine mögliche Sperre, zu Alberto Contador und zu seiner Zukunft im Freizeit-Radsport.

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"Für mich ist das ein Glückstag, weil ich sechs Jahre auf das Urteil gewartet habe. Ich habe viel leiden müssen, unter anderem ein Burnout gehabt. Ich will damit abschließen", sagte der Toursieger von 1997 anlässlich der Präsentation einer Zusammenarbeit mit einem Haarpflege-Produzenten (Alpecin) aus Bielefeld, der sich im Amateur- und Freizeit-Radsport engagiert.

Der CAS kündigte für Donnerstag ein Urteil zum Fall Jan Ullrich an. Der 38-Jährige war in den Skandal um den Dopingarzt Eufemiano Fuentes verwickelt. 2006 waren bei Fuentes unter anderem Blutbeutel sichergestellt worden, die per DNA-Abgleich Ullrich zugeordnet wurden.

Stellungnahme soll Vergangenheit beschließen

Seit Jahren zieht sich das Verfahren wie ein Kaugummi hin, ein Spruch ist immer wieder verschoben worden. Jan Ullrich hat das sehr belastet. Sein Umgang mit den Fakten war allerdings auch sehr eigentümlich. Am Donnerstag soll endlich Schluss sein damit, dann will er eine letzte Stellungnahme abgeben und frei sein. Was er denn sagen werde, wenn er gesperrt würde?

"Ich muss doch erst das Urteil kennen, bevor ich mich äußern kann. Mir sind die Hände gebunden", sagte Ullrich. Und außerdem: "Das Urteil wird nichts an meiner Zukunft ändern. Ich will nicht mehr in den Profiradsport zurück."

Die Jahre nach seinem Rücktritt vom aktiven Sport 2004 waren, das sagte Ullrich in aller Offenheit, sehr schwer. Kaum noch Sport, sein Pensum im Leistungssport von "35.000 Kilometer" jährlich schrumpfte auf "1000", dann das Erschöpfungssyndrom, das sicherlich auch in den juristischen Konfrontationen seine Ursache hatte. "Mir ging es gesundheitlich schlecht", sagte er.

Zuspruch für Alberto Contador

Ullrich sprach dem wegen Dopings gesperrten Leidensgenossen Alberto Contador aus diesem Grund auch Mut zu. "Ihm wurden ein Tour-Sieg und ein Giro-Sieg aberkannt. Das Urteil gegen Contador ist wirklich hart. Ich wünsche ihm auf seinem Weg zurück viel Kraft. Er ist wichtig für die Branche", sagte Ullrich. Eine derartige Aussage passt zur Wirklichkeit, in der ein Jan Ullrich lebt.

Aber es ist wohl auch ein Teil der Wirklichkeit im Profi-Radsport im Umgang mit der Doping-Thematik. Ullrichs Kritik an der Sportgerichtsbarkeit im Zusammenhang mit den eigenen Erfahrungen und dem Fall Contador passt dazu. Die Verfahren seien zu lang, die Athleten würden viel investieren - aber alles sei dann umsonst. Ein Unrechtsempfinden fehlt irgendwie.

Jan Ullrich, der ein neues Management hat, will damit nichts mehr zu tun haben. Die Kooperation mit dem Haarpflegeproduzenten ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt und entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Der Werbeslogan "Doping für die Haare" sei laut Eduard R. Dörrenberg aber "reiner Zufall" und habe nichts mit der "Historie" von Jan Ullrich zu tun.

Fokus auf Jedermann-Bereich

Auf die Frage, ob er denn für Freizeitsportler überhaupt ein Vorbild sein könne, meinte er: "Viele Fans kommen, weil ich dabei bin. Ich habe eine Vorzeigefunktion und will den Menschen was geben."

Erfahrungen im Jedermann-Bereich hat Ullrich im vergangenen Jahr beim Ötztal-Marathon gesammelt und dabei im Freizeitbereich auch seine Leidenschaft wiedergefunden.

"Ich vergöttere den Sport, er tat mir gut und auch meiner Seele", sagte Ullrich, dessen Nervosität sich in einem netten Versprecher zur Bedeutung des Freizeitradsports für ihn dokumentierte: "Ich halte mich damit fett."

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