Evans und Schleck als "Tour-Dirigenten"

SID
Tour de France, radsport, Cadel, Evans
© DPA

Pau - Der Buchmacher-Hit Cadel Evans und der neu hinzugestoßene Frank Schleck schwingen jetzt bei der Tour de France im Kampf um das Gelbe Trikot den Taktstock.

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Die schwerste Pyrenäen-Etappe in Hautacam, wo Patrik Sinkewitz einen Tag vor seiner Doping-Entlarvung im Vorjahr so schwer gestürzt war, hat die Hierarchien nur in Bezug auf den Australier Evans und den Russen Denis Mentschow bestätigt.

Der Luxemburger Schleck vom überragenden CSC-Saxo-Team, sein Team-Kollege Carlos Sastre (Spanien), und die Überraschungen Bernhard Kohl (Österreich) vom Team Gerolsteiner und Christian Vandevelde (USA) vom Tour-Debütanten Garmin sind neu im Spiel. Dafür haben sich Kim Kirchen und Alejandro Valverde aus dem Kreis der Aspiranten auf Gelb verabschiedet.

Kohl bleibt bescheiden

"Mit den Top Drei brauche ich nicht zu spekulieren", sagte der im Gesamtklassement viertplatzierte Kohl, der die Konkurrenz mit seinen starken Leistungen verblüfft, noch bescheiden.

In den Alpen, wo er sich von Sonntag an "an Evans, Schleck und Sastre" orientieren will, ist dem 26-jährigen Klagenfurter noch viel zuzutrauen. "Evans vor Mentschow und Sastre oder Schleck", lautet der Tipp seines Team-Kollegen Stefan Schumacher für das Podium in Paris.

Nach seinem Etappensieg beim Zeitfahren in Cholet durfte der Schwabe zwei Tage das besondere Gefühl im Gelben Trikot genießen. Die Pyrenäen zogen ihm aber den Zahn: Schumacher rutschte von Rang vier auf Platz 18.

Glück im Unglück

Der etwas in sich gekehrte Cadel Evans, der auf dem Weg nach Hautacam 1:11 Minuten auf Kohl verlor, hatte Mühe, das Siegerpodest zu erklimmen, um als fünfter Australier das "Maillot Jaune" in Empfang zu nehmen.

Der Vorjahres-Zweite, der am Vortag gestürzt war und verbunden wie ein Schwerkranker die 10. Etappe in Angriff nahm, kämpfte mit den Tränen. Der Ruhetag am Dienstag kam Evans gerade recht.

"Er sollte vielleicht nach Lourdes pilgern", riet ihm sein Teamchef Roberto Damiani in Anspielung auf das Glück, dass der Australier bei seinem Unfall hatte.

Aber die tiefen Abschürfungen am Ellenbogen, Knie, an der Hüfte und an der Schulter dürften den Spitzenreiter im Hinblick auf die kommenden Tage weniger ins Grübeln bringen, als die relativ beschränkten Mittel seines Teams.

Evans Trumpf

"CSC ist eindeutig bestimmend hier. Da kann man sich schon Sorgen um Cadel machen", meinte Schumacher. Aber der ehemalige Mountainbiker Evans, bei Telekom 2004 und 2005 zweimal nicht für Tour-würdig befunden, hat noch einen bedeutenden Trumpf in der Hand.

Von allen jetzt vorn platzierten Topfahrern gilt er als stärkster Zeitfahrer und zum Finale wartet am vorletzten Tourtag in Cérilly ein 53 Kilometer langer Kampf gegen die Uhr. Aber auch dort ist Kohl nicht ohne Hoffnung. Im ersten Zeitfahren verlor der Österreicher, eher für Kletter-Partien prädestiniert, nur 1:20 Minuten auf Evans.

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