Die Chaos-Tage von Stuttgart

Von dpa
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© Getty

Stuttgart - Einer Tour de France zum Vergessen folgten die chaotischen Tage der WM von Stuttgart. Die Ereignisse in der Chronologie.

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29. August: Trotz seines Doping-Geständnisses wird Radprofi Erik Zabel für die Straßen-Weltmeisterschaften in Stuttgart nominiert. Das Präsidium des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) stimmt mit 6:2-Stimmen für seine Teilnahme. Einen Tag nach der Zabel-Nominierung tritt BDR-Vize Dieter Kühnle als Reaktion auf die seiner Meinung nach verfehlte Verbandspolitik im Umgang mit Doping zurück.

25. September: Die Rad-WM wird von BDR-Präsident Rudolf Scharping und UCI-Chef Pat McQuaid offiziell eröffnet. Zuvor wird bekannt, dass Titelverteidiger Paolo Bettini die Ehrenerklärung des Weltverbands UCI für einen sauberen Sport nicht unterschrieben hat. Nach dem Willen der Stadt Stuttgart soll Bettini bei der WM nicht starten. In einer Kollegenschelte attackiert Zeitfahrer Sebastian Lang die Doping-Sünder Zabel, Jörg Jaksche und Patrik Sinkewitz.

26. September: Stuttgart droht der UCI mit einer Klage, falls der des Dopings verdächtigte Giro-Gewinner Danilo di Luca und Bettini bei der WM am Sonntag an den Start gehen sollten. Das ZDF teilt mit, dass Weltmeister Bettini Lieferant von Dopingmitteln für den ehemaligen T-Mobile-Profi Sinkewitz gewesen sein soll. Der unter Dopingverdacht stehende Spanier Alejandro Valverde bekommt vom Internationalen Gerichtshof CAS das Startrecht zugesprochen. Aus Protest gegen die Vorgänge friert Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble den WM-Bundeszuschuss in Höhe von 150 000 Euro ein. Hanka Kupfernagels Gold-Fahrt im Zeitfahren geht in den Doping-Schlagzeilen unter.

27. September: Die Ausrichter-Stadt reicht gegen einen WM-Start der Italiener Bettini und di Luca beim Landgericht Stuttgart eine Einstweilige Verfügung ein. Zwischen McQuaid und Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann kommt es zum Eklat. McQuaid kritisiert, dass die früheren Weltmeister Eddy Merckx, Rudi Altig und Gianni Bugno zu "unerwünschten Personen" erklärt wurden. ProTour-Spitzenreiter di Luca zieht seinen WM-Start zurück. Zuvor beantragte das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) eine Vier-Monats-Sperre gegen ihn. Bettini bekommt Besuch von einem BKA-Beamten und droht Sinkewitz mit der Einreichung einer Schadenersatzklage. Eisenmann verlangt die WM-Abreise des BDR-Vizepräsidenten Udo Sprenger, nachdem in der ARD-Sendung "Panorama" wieder Doping-Vorwürfe gegen Sprenger erhoben worden waren. BDR-Präsident Scharping nimmt Sprenger in Schutz.

28. September: Das Hin und Her um die Startberechtigung von Weltmeister Bettini hat ein Ende. Das Landgericht Stuttgart weist die Einstweilige Verfügung der WM-Stadt gegen dessen Teilnahme ab.

29. September: Jeder klagt gegen Jeden: Bettinis Anwalt Guido Marangoni kündigt eine Verleumdungs-Klage gegen das WM- Organisationskomitee, die Stadt Stuttgart und das ZDF an. Die UCI will die "nötigen Schritte" einleiten, um von der Stadt zurückgehaltene Gelder von rund 600 000 Euro zu erhalten. Zudem kündigt der Verband an, Zahlungsbefehle an die Fahrer zu verschicken, die die von ihnen unterschriebenen Ehrenerklärungen durch positive Doping-Befunde gebrochen haben.

30. September: Die Chaostage von Stuttgart gehen mit dem Straßenrennen der Männer zu Ende. Zabel und Valverde sind dabei, Titelverteidiger Bettini bekommt von McQuaid vor dem Start noch einen freundlichen Handschlag.

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