Offener Eklat zwischen McQuaid und Eisenmann

Von dpa
Eisenmann
© Getty

Stuttgart - Auch nach dem Rückzug von Giro-Sieger Danilo di Luca droht der Rad-WM in Stuttgart eine juristische Schlammschlacht - zum offenen Eklat zwischen den Hauptdarstellern ist es bereits gekommen.

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Organisationschefin Susanne Eisenmann (im Bild) und UCI-Präsident Pat McQuaid lieferten sich einen heftigen verbalen Schlagabtausch.

"Frau Eisenmann benutzt die WM für ihre persönliche Strategie, die politisch und wirtschaftlich ausgerichtet ist. Eine solche Haltung ist sehr gefährlich", attackierte der wutentbrannte Weltverbands-Präsident McQuaid seine Widersacherin.

Einstweilige Verfügung eingereicht

Eisenmann hatte ihre Drohung wahrgemacht und gegen einen WM-Start von Weltmeister Paolo Bettini sowie Di Luca beim Landgericht Stuttgart eine Einstweilige Verfügung eingereicht.

Fast zur Nebensache geriet, dass gegen den Giro-Sieger eine Sperre beantragt wurde und er für das Rennen am Sonntag gestrichen wurde.

"Der italienische Verband hat Di Luca zurückgezogen. Er wird nicht starten", sagte der Sprecher des Radsport-Weltverbandes UCI, Enrico Carpani. Hingegen werde Bettini garantiert antreten, betonte McQuaid.

Sperre gegen Di Luca beantragt

Die italienische Anti-Doping-Kommission des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (CONI) beantragte für den ProTour-Spitzenreiter Di Luca eine Sperre von vier Monaten.

Dem 31-Jährigen wird vorgeworfen, Patient des als Dopingarzt verurteilten italienischen Sportmediziners Carlo Santuccione gewesen zu sein. "Es ist ein Skandal. Ich fahre nach Hause, ohne gesperrt zu sein", sagte Di Luca.

Scharping ergreift Partei

Eisenmann forderte unterdessen auch die Abreise des BDR-Vizepräsidenten Udo Sprenger von der WM, gegen den in der "ARD"-Sendung "Panorama" neue Doping-Vorwürfe erhoben wurden.

BDR-Präsident Rudolf Scharping, der sich auf McQuaids Seite schlug und Eisenmann der "persönlichen Profilierung" bezichtigte, verteidigte Sprenger. Dieser bleibe im Amt.

Bettini droht Sinkewitz

Titelverteidiger Bettini drohte derweil seinem des Dopings überführten Kollegen Patrik Sinkewitz wegen angeblicher Anschuldigungen telefonisch mit der Einreichung einer Schadenersatzklage. "Ich hoffe, du hast Beweise für das, was du gesagt hast. Ansonsten ist das, was du T-Mobile schuldest, nichts dagegen", sagte Bettini laut "La Gazzetta dello Sport".

Nach "ZDF"-Informationen hat der Hesse seinen früheren Teamkollegen Bettini belastet, ihm das Dopingmittel "Testogel" besorgt zu haben.

Die Staatsanwaltschaft Bonn teilte mit, dass der Italiener in Stuttgart von einem BKA-Beamten besucht worden sei. Es habe aber keine Vernehmung oder Durchsuchungen im Lager von Bettini gegeben, sagte Staatsanwalt Fred Apostel.

Dennoch kritisierte McQuaid auch dies als "völlig inakzeptabel".

Ehrenerklärung nicht unterschrieben

Der Streit zwischen der UCI und der Stadt Stuttgart hatte sich an der Ehrenerklärung für einen sauberen Sport entzündet, die Bettini nicht unterschrieben hat. Dies ist nach Ansicht der Ausrichter-Stadt gemäß einer gemeinsamen Vereinbarung Bedingung für einen WM-Start.

"Wir lassen juristisch bewerten, ob die Unterschrift unter die Vereinbarung bindend ist und in den Fällen Bettini und Di Luca dazu analog gehandelt werden muss", sagte Eisenmann. McQuaid entgegnete: "Sie hat nicht die Wahrheit gesagt. Bettini hat alles Recht zu starten. Die Ehrenerklärung ist nicht Teil des UCI-Regelwerks."

Sprenger soll schwarze Doping-Kasse geführt haben

Eisenmann forderte auch die Demission Sprengers. Der anonyme "ARD"-Zeuge, der Sprenger im Juni beschuldigt hatte, als Teamleiter der Equipe "Nürnberger" eine schwarze Doping-Kasse geführt zu haben, hat sich inzwischen an den WM-Ombudsmann Reiner Buchert gewandt.

Seit Juni ermittelt die Staatsanwaltschaft Wiesbaden gegen Sprenger, nachdem dieser seinerseits Klage gegen unbekannt erhoben hatte. BDR-Chef Scharping sagte: "In der Sache gibt es keine Neuigkeiten im Vergleich zum Juni. Deshalb ist auch das Präsidium nach Beratung heute hier in Stuttgart zur selben Schlussfolgerung gekommen."

Sprenger bleibe im Amt und in Stuttgart, der anonyme Zeuge habe seine Vorwürfe vor dem WM-Ombudsmann sogar abgeschwächt.

Rückenwind durch Schäuble

In der Auseinandersetzung mit der UCI verspürt Eisenmann Rückenwind durch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Da die resolute CDU-Politikerin weiterhin den Verlust von Sponsorengeldern und einen TV-Ausstieg befürchtet, behielt sie sich eine Schadenersatzklage gegen die UCI ausdrücklich vor.

Zudem weigerte sich die Stadt bislang, ihren Anteil von 675.000 Euro an den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und die UCI zu zahlen.

Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) nahm Eisenmann in Schutz und wies die Vorwürfe zurück: "Wir haben im Juli mit BDR und UCI eine klare Regelung getroffen, an die sich die Stadt Stuttgart hält."

Eisenmann betonte, sie habe "absolut Verständnis" dafür, dass Schäuble den Bundeszuschuss in Höhe von etwa 150.000 Euro vorerst eingefroren habe, obwohl es letztendlich Stuttgart treffe.

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