"Deutschland erklärt den Krieg"

Von dpa
Bettini, Paolo
© Getty

München - Rad-Weltmeister Paolo Bettini hat seinem des Dopings überführten Fahrerkollegen Patrik Sinkewitz wegen angeblicher Doping-Anschuldigungen mit der Einreichung einer Schadenersatzklage gedroht.

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Das "ZDF" hatte aus einem offensichtlich Sinkewitz zuzuschreibenden Protokoll zitiert, in dem Bettini belastet wird. Nach Angaben des Sinkewitz-Anwaltes Michael Lehner hat sein im August von T-Mobile entlassener Mandant nur eine Erklärung zu seinem Doping-Fall abgegeben.

Das geschah nach den Worten des Heidelberger Juristen am 2. August vor der inzwischen in dieser Zusammensetzung nicht mehr existierenden unabhängigen Doping-Kommission des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Nur daraus kann das dem "ZDF" vorliegende Protokoll stammen, in dem Sinkewitz den Italiener offensichtlich belastet, ihm das Dopingmittel "Testogel" besorgt zu haben.

Saftige Schadenersatzklage

Bettini drohte seinem Fahrerkollegen Sinkewitz nach einem Bericht der Zeitung "La Gazzetta dello Sport" am Telefon mit einer Schadenersatzklage, falls dieser die Dopingvorwürfe gegen ihn nicht dementieren sollte. "Ich hoffe, du hast Beweise für das, was du gesagt hast. Ansonsten ist das, was du T-Mobile schuldest, nichts dagegen", zitiert die italiensche Sporttageszeitung den Weltmeister in ihrer Donnerstag-Ausgabe.

Laut Lehner, der auch den geständigen Radprofi Jörg Jaksche vertritt, auf den inzwischen die Kronzeugen-Regelung der Welt-Anti- Doping-Agentur WADA angewendet wurde, wird Sinkewitz im Oktober vor der Staatsanwaltschaft Bonn und vor dem BDR aussagen. Sinkewitz hofft ebenfalls auf eine Kronzeugen-Regelung und damit auf die Verkürzung seiner zu erwartenden Sperre auf ein Jahr.

"Ich dachte, du bist mein Freund"

Bettini habe Sinkewitz kurz vor dem Abflug zur WM nach Stuttgart vom Flughafen Venedig aus angerufen. Das Gespräch sei für die Umstehenden mitzuhören gewesen.

Nachdem Sinkewitz die Doping-Anschuldigungen gegen ihn am Telefon bestritten habe, sagte Bettini nach Angaben der Zeitung: "Gib ein Dementi heraus, ansonsten musst du die Konsequenzen tragen." Der Italiener schien persönlich tief enttäuscht von seinem ehemaligen Teamkollegen. "Ich dachte, du bist mein Freund. Aber wenn du das gesagt hast, bist du es nicht mehr."

Sinkewitz und Bettini waren gemeinsam Team-Mitglieder der Profi-Mannschaften Mapei und Quick Step, bevor Sinkewitz 2005 zu T-Mobile wechselte. Die Bonner entließen Sinkewitz, nachdem während der Tour de France ein positiver Doping-Test bekannt geworden war. Er hatte im Juni in der Tour-Vorbereitung das verbotene Testosteron-Präparat "Testogel" benutzt.

Sinkewitz feierte in seiner Karriere zwei große Siege: 2004 gewann er unter Bettini-Regie die Deutschland-Tour, wobei er auch Jan Ullrich schlug. Im Mai 2007 siegte er beim deutschen Klassiker "Rund um den Henninger Turm" in Frankfurt.

Einstweilige Verfügung gegen Bettini

Derweil hat WM-Gastgeber Stuttgart die Drohungen wahrgemacht und gegen einen WM-Start von Bettini und seinen italienschen Teamkollegen Danilo Di Luca geklagt.

"Wir haben heute Morgen beim Landgericht Stuttgart die Einstweilige Verfügung eingereicht", sagte Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Titelverteidiger Bettini hat bislang nicht die Ehrenerklärung für einen sauberen Sport unterschrieben.

Dies ist nach Ansicht der Ausrichter-Stadt - im Gegensatz zum Weltverband UCI - gemäß einer Ende Juli verabschiedeten Vereinbarung Bedingung für einen WM-Start. Gegen Giro-Sieger Di Luca wird in Italien wegen Dopings ermittelt.

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