Frust bei Beerbaum und Co

SID
Ludger Beerbaum erwischte einen schwarzen Tag
© getty

Bundestrainer Otto Becker stand nach der Pleite ratlos am Zaun des Abreiteplatzes, Ludger Beerbaum schüttelte den Kopf. Die deutschen Springreiter erlebten zum Abschluss der Reit-EM in Aachen eine erneute Enttäuschung. Christian Ahlmann (Marl) wurde mit Taloubet als bester Deutscher Siebter, wieder einmal war "Deutschland-Schreck" Jeroen Dubbeldam aus den Niederlanden der gefeierte Champion.

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"Es ist zum Kotzen", sagte Beerbaum schon nach der ersten Runde, als er durch einen unnötigen Fehler am Wassergraben zurückgefallen war. Am Ende musste sich der viermalige Olympiasieger aus Riesenbeck im Sattel von Chiara mit Rang zwölf begnügen. "Ich hätte heute noch vier Runden reiten können, ohne Fehler wäre ich wahrscheinlich nie geblieben. Irgendwie war der Wurm drin", sagte Beerbaum.

"Wir drehen gute Runden, doch es fehlt einfach das Glück für ganz vorne", sagte Becker, dessen Reiter wie schon im Mannschaftsspringen die Siegparty den Holländern überlassen mussten. "Klar, sie sind stark. Eine besondere Magie haben sie aber nicht", sagte Becker.

Dubbeldam ritt in der Tat in einer anderen Liga und sicherte sich nach dem Doppel-Triumph bei der WM 2014 auch beide Titel bei der EM. Nach der Springreit-Legende Hans Günter Winkler in den 50-er Jahren ist der sympathische Niederländer der erste Springreiter, der alle drei großen Titel (Welt- und Europameister, Olympiasieger) im Einzel gewinnen konnte.

Beerbaum rettet sich

Beerbaums besondere Rivalität mit Dubbeldam begann schon auf dem Abreiteplatz. Fast hätte der Niederländer den Riesenbecker auf dem Weg ins Stadion ungewollt über den Haufen geritten. Nur mit einem echten Hechtsprung rettete sich Beerbaum vor der Attacke. Hinter Dubbeldam wurde Gregory Wathelet (Belgien) mit Conrad Zweiter, Dritter wurde Simon Delestre (Frankreich) mit Ryan.

Ahlmann (9,56) konnte am Ende zufrieden sein. Der 40-Jährige hatte im Finale in der ersten Runde einen Abwurf, blieb im zweiten Durchgang ohne Fehler. "Mein Pferd war lange verletzt. Wenn mir vor einem halben Jahr jemand erzählte hätte, dass ich hier mittreite, hätte ich das nie geglaubt", sagte Ahlmann über seinen Hengst.

Auch Meredith Michaels-Beerbaum (10,09) strahlte am Ende wieder. Die 45 Jahre alte Amazone hatte im ersten Durchgang einen Fehler, dann blieb sie ohne Abwurf. Erstmals präsentierte die Amazone ihren erst zehn Jahren alten Wallach bei einem Championat und landete prompt auf Rang acht. "Ich bin zufrieden. Fibonacci hat hier eine gute Rolle gespielt", meinte die 45-Jährige.

"Ich habe einen Steigbügel verloren"

Geheimfavorit Deußer blieb weit hinter den Erwartungen zurück und trat zum zweiten Durchgang gar nicht mehr an. Dem 34-Jährigen hätte man in Aachen den Sprung nach ganz vorne zugetraut, nachdem der im belgischen Wolvertem beheimatete Wiesbadener bei den letzten Championaten immer bester deutscher Reiter gewesen war. Doch nach der ersten Runde wurde Deußer disqualifiziert, weil er angeblich seine Sporen zu sehr eingesetzt hatte. "Ich habe einen Steigbügel verloren", sagte der 34-Jährige zu seiner Verteidigung.

Nach Silber in der Mannschaft konnte die deutsche Equipe die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen. Vor der Heim-EM hatte das Quartett von Bundestrainer Otto Becker auch im Einzel Edelmetall angepeilt. Letztmals holten deutsche Springreiter bei einem Championat bei der EM 2011 in Madrid eine Einzelmedaille. Damals gewann Carsten-Otto Nagel (Wedel) mit Corradina Silber. Letztes Einzelgold hatte Michaels-Beerbaum 2007 bei der EM in Mannheim mit Shutterfly gewonnen.

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