Die große Totilas-Show in der Höhle des Löwen

SID
Die deutschen Hoffnungen bei der EM in Rotterdam ruhen auf Matthias Rath und Totilas
© Getty

Zum letzten Mal in diesem Jahr geht das Wunderpferd Totilas ins Dressur-Viereck. Mit Matthias Rath im Sattel soll der Hengst bei den Europameisterschaften in Rotterdam die deutsche Flaute beenden.

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Bühne frei für die letzte Totilas-Show des Jahres: Das Zehn-Millionen-Pferd soll die deutsche Misere beenden und die Equipe bei den Europameisterschaften in Rotterdam zu Gold führen. Es wird ein Ritt mitten durch die Höhle des Löwen, denn viele niederländische Pferdefreunde haben den Verkauf ihres Wunderpferdes noch immer nicht verwunden. Und zu allem Überfluss holte Miteigner Paul Schockemöhle im Vorfeld der EM auch noch den potenziellen Totilas-Nachfolger Bretton Woods über die Grenze nach Deutschland.

"Ich erwarte keine Anfeindungen. Die Niederländer sind Sportsleute genug", sagt Totilas-Reiter Matthias Rath etwas trotzig. Der 27-Jährige war seit der "feindlichen Übernahme" zweimal zu Gast in Holland. Probleme gab es dabei keine, allerdings kam Rath auch jeweils mit einem anderen Pferd. Zum ersten Mal sattelt er nun den ehemaligen Stolz von Oranje in dessen alter Heimat. "Es wird vielleicht ein paar Plakate geben, mehr aber nicht", glaubt Bundestrainer Holger Schmezer.

Ärger aus der Heimat von Totilas

Sein Optimismus in allen Ehren, doch ganz so harmlos wird es vermutlich nicht werden. Im Internet reiten die Pferdefreunde weiter ihre Attacken, vor allem im Gästebuch auf Raths Homepage hagelt es seit Wochen sehr eindeutige Kommentare aus dem Nachbarland. "Der Verkauf von Totilas hat nur Verlierer. Rath wird nie den nötigen Respekt erhalten", schreibt "Patrick d'Orange", und "Theo Brekeman" stellt fest: "Einen Totilas kaufen, ist keine Kunst. Aber einen Totilas auszubilden, ist eine Kunst. Und es ist eine besondere Kunst, einen Totilas zu züchten."

Es spricht für Rath, dass er die hitzige Diskussion auf seiner Homepage toleriert und keine Einträge löscht. Der Erfolg gibt dem smarten Hessen schließlich auch Recht, beim CHIO in Aachen gewann er alle drei Disziplinen und positionierte sich auf Anhieb in der Weltspitze. Nun könnte er die Erfolge bei der EM dreimal vergolden. "Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter", sagt Rath gelassen: "Wir haben mit Totilas schon jetzt mehr erreicht als erhofft. Außerdem ist unser großes Ziel Olympia 2012 in London."

Schmezer wünscht sich natürlich eine rasche Rückkehr in die EM-Erfolgsspur, zu heftig waren die Pleiten in den vergangenen Jahren. Vor allem bei den letzten Europameisterschaften 2009 in Windsor, als es erstmals überhaupt bei einer EM keine deutsche Einzelmedaille gab. 2007 hatte sich die deutsche Equipe erstmals seit 1965 bei einer EM geschlagen geben und den Niederlanden Gold überlassen müssen.

Abwärtstrend durch Totilas gestoppt

Mit dem Einkauf von Totilas scheint der Abwärtstrend nun gestoppt. "Wir gehören in Rotterdam zu den Mitfavoriten", sagt Schmezer. Großen Respekt hat man vor den Briten. "Sie genießen ein Jahr vor den Olympischen Spielen im eigenen Land gehörig Rückendeckung", sagt die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth.

Werth hat sich mit dem zehn Jahre alten El Santo enorm entwickelt und großen Anteil daran, dass das deutsche Team wieder vorne mitreiten kann. Neben Werth gehören Christoph Koschel (Hagen a.T.W.) mit Donnperignon sowie Helen Langehanenberg (Havixbeck) mit Damon Hill zur Equipe.

Anabel Balkenhol (Rosendahl) fiel wegen der Verletzung ihres Pferdes Dabilono als Ersatzreiterin aus. Neben Werth mit Zweitpferd Warum nicht steht Nadine Capellmann (Würselen) mit Elvis als Reserve zur Verfügung. Der Teamwettbewerb wird am Mittwoch und Donnerstag ausgetragen, die Entscheidungen im Einzel fallen in Rotterdam am Samstag (Special) und am Sonntag (Kür).

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