Die glorreiche Zukunft beginnt jetzt

Von SPOX
Schnelle Autos sind nicht das einzige Highlight der DTM
© dtm media

Die DTM schließt für dieses Jahr ihre Pforten. BMW hält die Spannung hoch, obwohl die befürchtete Dominanz nach dem Traumcomeback 2012 ausbleibt und Mike Rockenfeller durch pure Konstanz den Titel gewinnt. Schon jetzt winkt eine glorreiche Zukunft mit neuen Herstellern und legendären Rennstrecken.

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Fahrer der Saison: Mike Rockenfeller. Der Champion setzt sich knapp gegen Augusto Farfus durch, der vor allem in der zweiten Saisonhälfte beeindruckte. Rocky hat aber in seiner ersten Saison, in der er sich ausschließlich auf die DTM konzentriert und auf Langstreckenrennen verzichtet hat, direkt den Titel geholt. Die Siege in Brands Hatch und Moskau führten 29-jährigen Phoenix-Piloten aus Neuwied prompt zur Meisterschaft.

Schon nach dem Rennen auf dem Lausitzring hatte Rockenfeller die Führung in der Fahrerwertung übernommen und gab sie danach nicht mehr her. Die unglaubliche Konstanz ist sein größter Pluspunkt. Rocky hat 2013 keinen einzigen Ausfall erlitten. Nach dem achten Platz zum Saisonauftakt in Hockenheim stand er fünfmal auf dem Podest und kam immer unter die ersten fünf. Nur beim vom Regen beeinflussten Saisonabschluss kam er nicht in die Punkteränge. So fährt ein wahrer Champion.

Hersteller der Saison: BMW. Die Münchener haben den Titel in der Herstellerwertung doch noch verteidigt. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sie der beste Hersteller in der Saison 2013 sind. Nach der unglaublichen Comeback-Saison 2012 mit allen drei Titeln war eine erneute Dominanz fast unmöglich. Es wäre wohl sogar schlecht für das Image der DTM gewesen, wenn ein Hersteller wieder alles abgeräumt hätte.

Stattdessen machte BMW in diesem Jahr Jagd auf den Siegrekord und gewann sechs der zehn Rennen. Besonders Augusto Farfus beeindruckte mit drei Siegen und zwei weiteren Podestplätzen. BMW hat den wohl ausgeglichensten Fahrerkader. Elf Mal standen fünf verschiedene BMW-Piloten auf dem Podium, da können Mercedes und Audi nicht mithalten.

Enttäuschung der Saison: Jamie Green. "Der Gewinn der Meisterschaft ist weiterhin mein großes Ziel", gab der Engländer nach seinem Wechsel von Mercedes zu Audi an. Der 31-Jährige schrammte bei seiner Premierensaison im Abt-Team kilometerweit daran vorbei.

Green kam nur fünf Mal überhaupt in die Punkte, nur in Oschersleben stand er auf dem Podest. Für Green, der bei seinem Formel-3-Titel 2004 unter anderem die späteren Formel 1-Piloten Lewis Hamilton, Nico Rosberg und Robert Kubica hinter sich ließ, war der elfte Platz in der Fahrerwertung das schlechteste Resultat seiner gesamten DTM-Laufbahn.

Rennen der Saison: Norisring. Die Traditionsstrecke in Nürnberg bot auch in diesem Jahr ein Spektakel sondergleichen. Weil Rennsieger Mattias Ekström von seinem Vater mit Wasser gekühlt wurde, folgte die Disqualifikation. Einen Sieger gab es nicht, weil der Schwede keinen Vorteil gehabt habe, erklärten die scheinbar überforderten Regelhüter. "Krautköpfe", schimpfte Rallye-Legende Walter Röhrl.

Nebenbei hatte die Steinzeitregel der Blauen Flaggen für Fahrer mit weniger Boxenstopps riesigen Einfluss aufs Renngeschehen. Sie stammt noch aus Zeiten, als Opel gerade ausgestiegen war und Mercedes und Audi sich gegenseitig die Rennen kaputtzumachen drohten. Das Sportliche Reglement wurde aber nach dem Einstieg von BMW nicht ausreichend angepasst.

Zum glorreichen Abschluss des Rennens raste der Langzeitführende Edoardo Mortara dann Gary Paffett mit seinem Audi ins Heck. Als Revanche machte der Engländer noch in derselben Runde die Tür zur Zielgeraden zu, woraufhin ihm Mortara in die Seite knallte. Beide schieden aus und warfen ihre sicheren Podestplätze weg.

Teamleistung der Saison: BMW in Spielberg. "Das passiert nicht so oft im Rennsport. Wir haben eines dieser Wochenenden erwischt, auf das man sein ganzes Leben hinarbeitet", fasste Sieger Bruno Spengler freudetaumelnd das Rennen zusammen. Dabei freute er sich aber nicht nur über seinen ersten Platz. Neben ihm standen zwei BMW-Kollegen auf dem Podest: Marco Wittmann und Timo Glock.

Rookie Wittmann und Ex-F1-Pilot Glock schafften in ihrer ersten DTM-Saison im dritten Rennen bereits den Sprung aufs Podest. Und das mit dem M-TEK-Team aus Garching bei München, das erst seit der Saison 2013 dabei ist. Dabei bot das Rennen auch sonst alles, was zum Motorsport dazugehört: Wittmann verteidigte sich hart gegen Edoardo Mortara, der sich den Reifen zerstörte und der Unglücksrabe des Rennens war.Glock nutzte die neuen Option-Reifen im zweiten Stint unterdessen zu einer furiosen Aufholjagd und überholte kurzzeitig sogar Teamkollege Wittmann - und das, obwohl der frühere Marussia-Pilot nur als Zwölfter gestartet war. Direkt dahinter reihte sich übrigens Rockenfeller ein, der von Platz 13 ins Rennen ging. Schon in Österreich zeigte sich also, dass das neueingeführte DRS und die weicheren Option-Reifen die erwünschte Wirkung haben. Prozessionsfahrten sind in der DTM Geschichte. Die Spannung am Renntag ist eindeutig gestiegen.

Crashkid der Saison: Roberto Merhi. In Brands Hatch kostete er Timo Glock mögliche Punkte. "Verdammter Idiot", polterte der 31-Jährige in seinem BMW per Funk. "Der hat wohl Tomaten auf den Augen. So einer gehört hier nicht hin. Der muss nochmal in eine Fahrschule", legte Glock nach.

Nachhilfestunden gab es aber nicht. In Brands Hatch drückte Merhi auch Martin Tomczyk ins Gras, den er beim nächsten Lauf in Spielberg komplett umdrehte. In der zweiten Saisonhälfte wurde es ruhiger um Merhi, bevor er beim letzten Rennen in Hockenheim endlich mal zeigte, warum er einen Mercedes fahren darf. Der hervorragende zweite Platz nach Durchfahrtsstrafe kann den Eindruck vom Jahresbeginn aber nicht komplett wettmachen. Der Spanier bekommt für seine unnötigen Manöver von uns deshalb den Romain-Grosjean-Gedächtnisaward.

Und sonst so? Die Adaptionen aus der Formel 1 sind voll eingeschlagen, DRS und die schnelleren Option-Reifen haben die Rennen spannender gemacht, ohne sie zur Willkür verkommen zu lassen. Langweilige Prozessionsfahrten vom Start bis zum Ziel sind Vergangenheit, stattdessen gibt es Überholmanöver en masse und ein kleiner Fehler im Qualifying ruiniert nicht mehr das ganze Wochenende.

Die beste Tourenwagenserie der Welt steht vor einer glorreichen Zukunft. Statt der Mickey-Mouse-Variante von Brands Hatch und der nicht mehr zeitgemäßen Strecke in Zandvoort kehrt 2014 die Formel-1-Strecke von Budapest und das China-Rennen in den DTM-Kalender zurück.

Anschließend geht es international weiter. Die asiatische Super-GT-Serie adaptiert das Reglement, in Nordamerika wird es ab 2015 einen Ableger der deutschen Serie geben. Davon könnte auch die Original-DTM profitieren: BMW, Mercedes, Audi, Lexus Toyota, Honda, Nissan, Dodge - ein gemeinsames Feld aller künftigen Hersteller wäre ein Traum für jeden Autonarr.

Selbst wenn nicht jeder Hersteller überall vier Fahrzeuge einsetzt, dürfte die Verlockung groß sein, mindestens ein Team in den anderen Serien an den Start zu bringen, wenn alle Serien 2017 mit vollständig identischem Reglement fahren. Wir freuen uns schon jetzt auf packende DTM-Rennen auf den legendären Strecken von Suzuka, Sebring, Watkins Glen und Daytona!

DTM: Endstand in der Fahrerwertung